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Abstand halten

Da trudeln sie wieder ein: Einladungen von Herstellern zu ihren Fortbildungen über die Abstandsregeln. Inzwischen ist die Terminplanung für die Teilnahme echte Arbeit für Planer und Installateure geworden. Jeder Termin soll ja zum Wohle des Kunden sein. Auf der einen Seite Planer und Installateure, auf anderen Seite der Veranstalter. Ausgetauscht wird das Wissen um zum Beispiel den 0-Abstand. Was erwarten die Teilnehmer? Handfeste, wasserdichte Informationen, Essen, Geselligkeit? Essen ist meistens da, sogar reichlich. Geselligkeit im Sinne von Zerstreuung oder Unterhaltung ebenfalls. Informationen gibt es auch: „Wir lieben ja alle unsere Produkte.“ Aber wie war das mit dem Wissen?

Jüngst kommt wieder der Abstand von Rohrleitungen als zentrale Werbebotschaft diverser Hersteller hoch. Nun ist der 0-Abstand schon das geringste messbare Maß, Gott sei Dank. Wahrscheinlich ist nur die Doppel-Null noch kleiner. Andernfalls hätten wir einen Wettbewerb der kleinsten Abstände mit noch kleineren Abständen. Was aber eine Durchdringung wäre. Durchdringend wirkt dagegen nur die Werbung der Hersteller: „Wir können kleiner.“ Was wiederum ja nicht immer gewollt ist. Bei einer Betrachtung im Sinne der Trinkwasserhygiene wird’s manchmal sogar größer. Die Ideengeber im Kompetenzfeld Hygiene möchten Abstände sehen zwischen kalten und warmen Leitungen, wenn machbar sogar den größtmöglichen Abstand. Was nun? Beim Brandschutz wird es kleiner als klein, bei den Hygieneansprüchen größer als groß? Die Antwort lautet: Im Prinzip genau das. Bei der Hygiene ist ein Abstand besser, bei Brandschutz ist kein Abstand besser. Tatsächlich ist alles möglich – es kommt eben auf die Sichtweise an.

Sind Fachplaner und Installateure verwirrt oder gar irritiert ob dieser Feststellung? Kritisch betrachtet sollten sie es sein. Denn sie arbeiten in der Wirklichkeit, also in echt und nicht unter Laborbedingungen. Jeder, der einmal einen engen Rohrleitungsabstand auf der Baustelle verlegt hat, eine Drahtumwicklung innerhalb der Decke vorgenommen hat, eine Verschalung hinter den Rohrleitungen versucht hat, einen Deckenverguss eingebracht hat, jeder weiß: Qualität ohne Abstand geht nicht. Also, was für ein Maß muss denn nun in der Praxis gelten? Die Frage ist in der Theorie richtig – aber wer denkt schon an die Montage?

Was also auf diverse Veranstaltungen an Wissen übrig bleibt, ist Überzeugungsarbeit mit Beweis. Da wird mit exakten Millimeter-Angaben die Schachtlänge berechnet, da werden Vergleiche gezogen – das soll noch den letzten Zweifler bekehren. Denen, die da rechnen, sei gesagt: Auch eine bekehrende Rechnung kann falsch sein. Ein Abstand von 20 mm bei Gussrohr neben einem Trinkwasserrohr entspricht einem 0-Abstand bei Kunststoffrohr (Manschette) neben Trinkwasserrohr. Ja, was denn nun, 0-Abstand ist gleich 20 mm Abstand? Antwort: Im Prinzip wieder ja – aber ein 0-Abstand wird mit einer Null geschrieben und darunter geht nichts weiter. Doch damit nicht genug. Neben einem Lüftungsschott verlegt kann ein 0-Abstand bei einem Kunststoffrohr (Manschette) einen größeren Abstand aufweisen wie ein Gussrohr neben einem Lüftungsrohr mit 20 mm Abstand in der Decke. Wie geht das? Ein 0-Abstand hat einen größeren Abstand als ein Abstandsmaß von 2 cm? Wer versteht das jetzt noch, diese Geschichte mit dem 0-Abstand?

Kompetenz und Kompetenz ist nicht immer das Gleiche, auch wenn es fast gleich aussieht. Für die Teilnehmer der Fortbildungen ist viel mehr die Kompetenz gefragt, die das Installieren aus der Praxis kennt. Die die Abstandsregeln schon mal in der Realität angewandt hat und die weiß, wovon gesprochen wird. Denn auf dem Papier wird gerechnet – in der Ausführung wird gemessen. Also, Abstand halten von Werbeveranstaltungen, bei denen nur unablässig ein 0-Abstand gepredigt wird.

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