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Advent, Advent, die Fassade brennt

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Letztes Jahr im Spätherbst, es ging auf Weihnachten zu, schreckte uns folgende Nachricht auf: Durch die Verwendung von Wärmeverbundsystemen mit Polystyrol-Dämmstoffen (EPS-Hartschaumplatten) kann das Brandrisiko bei Fassadenbränden zunehmen, obwohl diese Dämmsysteme bauaufsichtlich zugelassen sind.

Gewusst, oder besser gesagt, vermutet haben wir das alle schon, aber geglaubt hat es keiner. Ist doch irgendwie logisch, wenn man sich Styroporplatten, die wir in Kindheitstagen mit geklauten Taschenfeuerzeugen heimlich im Wald angezündet haben, an die Hütte nagelt. Bei den Abflammversuchen auf der Waldlichtung wurde in praxi, aber sozusagen in homöopathischen Mengen, ein Effekt erzeugt, mit dem die Feuerwehr im Großen seit Jahren zu kämpfen hat. Wen wundert es, wenn Dämmplatten, für deren Erzeugung mehrere hundert Liter-Rohöl nötig waren, brennen wie Kerzen, die aus demselben Rohstoff bestehen?

Zugegeben, Kerzen sehen feierlicher aus als eine lichterloh brennende Hausfassade. Auch gibt es erstere mit Geruchszusätzen zu kaufen. Vielleicht wäre das ein Hinweis an die Produktentwicklung bei den Dämmstoffherstellern: Fassadendämmungen mit unterschiedlichen Geruchsrichtungen bei Abbrand im Freien: Apfel-Zimt für den Brand kurz vor Weihnachten, Steppenfeuer für den Sommer, Sandelholz im Herbst und Zitronengras im Frühling. Oder möglicherweise legen sich die Hersteller jeweils auf eine Geruchsrichtung fest, damit die Floriansjünger schon bei der Anfahrt erschnuppern können, um welche Art der brennbaren Masse es sich handelt und daher schon frühzeitig über den Einsatz des geeigneten Löschmittels entschieden werden kann. Das verkürzt die Löschzeit, schützt die Löschmannschaft und beruhigt die Anwohner, denn diese können die Wahl ihrer Gasmasken-Aufsatzfilter ganz auf die Inhaltsstoffe (Blausäure, Salzsäure, polychlorierte Bifenyle (PCB), Dioxine, Halone, Furane etc.) abstimmen. „Geruchsbranding“ (selten wurde der Begriff branding sinnvoller verwendet) ist angesagt.

Hatten früher umsichtige Menschen eine Strickleiter im Nachtkästchen gebunkert, sollte heutzutage lieber eine Gasmaske mit  passendem Aufsatzfilter für die Flucht durchs Treppenhaus bereitgehalten werden. Erfreulicher Neben­effekt: Leute, die durch den Geruch brennenden Kunststoffes aus dem Tiefschlaf gerissen werden, sehen manchmal sogar besser aus, wenn sie so eine Maske tragen (gilt für beide Geschlechter – aus Gründen des Diskriminierungsverbotes)!

Könnte es durch die Lösch­arbeiten nicht auch zu einem bisher wenig beachteten Neben­effekt im Hausinneren kommen? Durch die starke Abkühlung der Außenhaut  durch das Löschwasser kann sich die durch die zuvor immense Wärmeentwicklung an der Fassade (400 bis 800 Grad) im Inneren eingeschlossene Hitze nicht schnell genug abbauen. Es käme zu „Schwitzwasser“-ausfall im Inneren, welches in diesem Fall durch den normaler­weise nach außen hin zunehmenden Wasserdampfdiffusionswiderstand begünstigt werden könnte. Am Ende dieser Kette stünde extreme Schimmelbildung im Wohnungsinneren, welcher man durch eine Innenraumzwangslüftung hätte vorbeugen können. Wobei es offen bleibt, ob die im Inneren verlegten Lüftungskanäle den Rauch und gegebenenfalls auch das Feuer in allen Teilen der Wohnung verteilt bzw. verbreitet hätten. Allerdings tun die oftmals immensen Löschwasserschäden der Feuerwehr meist ein Übriges, die Bausubstanz so zu schädigen, dass ein Totalabriß billiger kommt als eine Schimmelsanierung!

Wärmedämmung für Gebäude ist sinnvoll, wie wir in unserer Branche wissen. Auch wenn sie zu unserem Leidwesen bei der energetischen Gebäudesanierung durch unwissende Politiker meistens als erstes genannt wird. Allerdings sollten solche Wärmedämmverbundsysteme verbaut werden, die nicht brennbar sind, auch wenn sie teurer kommen als geschäumtes Rohöl. Mineralische und speziell gekapselte nicht mineralische Naturstoffe bieten sich an. Ein zugelassener Dämmstoff, der bereits häufig in Wanddämmungen von Passivhäusern verbaut wird, ist Hanf. Man stelle sich vor, diese Dämmung geriete in Brand! Die Jungs von der Feuerwehr und die Nachbarn wären hinterher tagelang high. Wenn das keine guten Nebenwirkungen sind!?

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Diese SBZ-Kolumne wird von Brancheninsidern ­geschrieben, die frei von täglichen Zwängen zum Nachdenken anregen und deshalb anonym bleiben möchten.

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