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Altmodisch? Manchmal bin ichs gern!

Immer mehr wird unser Alltag von Computern, Smart-Phones und sonstigen Stress-Generatoren bestimmt. Dabei sollte man darauf achten, dass man nicht unter die Räder gerät. Und das fängt schon beim Sprachgebrauch an, wie das Beispiel meines Freundes und EDV-Beraters Thorsten zeigt.

So hat Thorsten letztes Jahr ein „Upgrade von Freundin 3.0 auf Ehefrau 1.0“ gemacht. Seine Erfahrungen dabei waren haarsträubend: „Diese Applikation verbraucht extrem viel Arbeitsspeicher und lässt fast keine Systemressourcen übrig.

Bei genauerem Prüfen fand er dann heraus, dass diese Applikation zusätzliche „Child“-Prozesse aufruft. Das hat natürlich zur Folge, dass die sowieso schon knappen Ressourcen noch mehr beansprucht werden. Außerdem ist die Applikation sehr betriebssystemnah programmiert. Sie klinkt sich gleich beim Booten in die Kommandostruktur ein und kontrolliert somit sämtliche Ressourcen. Das geht soweit, dass andere Applikationen bei ihr nachfragen müssen und dann gegebenenfalls einfach keine Ressourcen zugewiesen bekommen. Somit sind einige Applikationen nach der Installation von Ehefrau 1.0 überhaupt nicht mehr lauffähig. Dazu gehören z.B. Skatabend 7.1, Extrem-Besaufen 3.4 und Kneipentour 5.0. Zu allem Überfluss scheint das System von Tag zu Tag mehr unter diesen Umständen zu leiden. Es sieht so aus, als würde Ehefrau 1.0 sich wie ein Virus im System verbreiten. Dabei werden Protokolle über alle Aktionen anderer Prozesse angefertigt.

Andere, mit der Applikation vertraute Anwender, hatten ihn vorher gewarnt, doch da keines dieser Phänomene in der Produktbeschreibung oder Anleitung erwähnt wurde, hatte er dies wohl einfach ignoriert.

Ein weiterer Minuspunkt für diese Applikation ist, dass sie bei der Installation keinerlei weitere Optionen bietet. So kann man nicht entscheiden, ob Zusatzprodukte wie Schwiegermutter 1.0 oder Schwager 1.2 mit installiert werden. Einige wichtige Features hat man sogar einfach vergessen, in die Applikation einzubauen. Da wäre ein Uninstaller, ein „Erinnere-mich-nie-wieder“-Button, ein Minimize-Button oder die Unterstützung von Multi­tasking, sodass gleichzeitig noch andere Programme eine Chance haben, mit dem System zu kommunizieren.

Aber auch die Version Freundin 3.0 hatte ihre Tücken: So war es zum Beispiel bei keiner Version möglich, sie einfach über den Vorgänger zu installieren. Nein, jedes Mal musste vorher eine saubere Deinstallation durchgeführt werden. Sollte man dies vergessen, so kann es passieren, dass die frisch installierte Applikation einfach so abstürzt. Meistens bleibt einem dann nichts anderes übrig, als sich eine neue Kopie zu besorgen. Auf mitgelieferte Uninstall-Routine sollte man sich jedoch keinesfalls verlassen. Es bleiben grundsätzlich irgendwelche Reste im System zurück. Eine weitere lästige Begleiterscheinung der Freundin-Version ist die immer wiederkehrende Aufforderung, sich doch ein Upgrade auf Ehefrau 1.0 zu zuzulegen. Diese erscheint, wie bei allen Shareware-Programmen, in regelmäßigen Abständen, meistens jedoch dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann.

Soweit die EDV-kryptisch angehauchten Ausführungen von Freund Thorsten. Wie sagte doch der alte Handwerksmeister Röhrich aus Witten einst: EDV steht für Ende der Vernunft. Da ist manchmal etwas Wahres dran. Übrigens: Mein Sprachgebrauch ist im Vergleich zu Thorsten eher langweilig und noch sehr altmodisch – aber darüber bin ich auch ganz froh. Und meine Ehefrau (Version 1.0 würde Thorsten jetzt sagen), die ich vor 30 Jahren per Telefon kennen gelernt habe, ist es übrigens auch!

Dies hofft zumindest
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