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Das Grüne-Äpfel-Paradoxon

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Neulich im Hotel kam ich etwas später ans Frühstücksbüffet. Alles war schon abgegrast, professionelle Büffet-Fräsen hatten ihr Tagewerk verrichtet. Ich hoffte, noch wenigstens ein bisschen Obst zu ergattern, weil viele Menschen – für mich unverständlich – schon morgens richtig herzhaft essen.

In der Schüssel mit geschnittenem Obst, war nur noch die Hälfte des ursprünglichen Inhalts vorhanden. Wie immer lagen unter Bergen von grünen Äpfeln nur noch ein paar wenige versprengte Melonen-, Ananas- und Pflaumenstückchen. Völlig unfein waren die Büffet-Picker schon am Werk und hatten sich die besten Obstteile heraus gefischt. Doch was hat das mit SHK zu tun?

Es macht deutlich, dass Menschen oft etwas anderes wollen, als der Dienstleister bzw. Hersteller anbietet: Der Büffet-Profi bevorzugt Obst mit roter oder gelber Konsistenz. Grüne Äpfel hingegen, versuchen die meisten zu vermeiden. Doch wie kommt es zu einem solch eklatanten Auseinanderklaffen von Angebot und Nachfrage?

Erstens beziehen die Hotels das geschnittene Obst oft bereits in vorkonfektionierten Beuteln, leeren diese dann nur noch in ­eine Schüssel und gut is.

Zweitens sind grüne Äpfel ganzjährig zu relativ niedrigen Preisen zu bekommen und können samt Schale verwurstelt werden.

Drittens werden diese Äpfel nicht so schnell unansehnlich, wenn sie in der Schüssel vor sich hin dümpeln bis sie jemand auf seinen Teller häuft. Man sieht: Grüne Äpfel sind aus Anbietersicht ziemlich weit vorne!

Der Dienstleister müsste eigentlich erkennen, dass er am Bedarf „vorbeidienstleistet“ bzw. -produziert, es aber aus obigen Gründen mutmaßlich vermeidet, die Konsequenzen zu ziehen. So auch bei den Automobilbauern: Die bekommen gerade eine Breitseite von ihren Kunden, weil sie seit Jahren Autos anbieten, die eigentlich nicht mehr dem Bedürfnis der umweltbewusster werdenden Autofahrer entsprechen, obwohl es seit langem Pläne zur Konstruktion Kraftstoff sparender Autos gibt. Die Abwrackprämie hat bisher Schlimmeres verhindert!

Was hat das mit uns zu tun? In der SHK-Branche sollten alle an der Wertschöpfungskette Beteiligten, alles dafür tun, damit die Kunden keine Breitseiten abfeuern. Industrie, Großhandel und Handwerk sind gut beraten, ihren Kunden keine „grünen Äpfel“ unterzujubeln. Die Zeiten, in denen man unspezifizierte Kapazitäten oder fertige Einheitslösungen verscheuern konnte, sind endgültig vorbei!

Ich werde in Zukunft bevorzugt Hotels aufsuchen, die keine grünen Äpfel in die Schüssel schneiden bzw. solche buchen, in denen man sein Obst selbst zusammenstellen kann! Der Kunde wird selbstständiger!

Bitte denken auch Sie einmal nach, ob bzw. welche „grünen Äpfel“ Sie im Sortiment haben. Ihr Auftragsbuch wird es Ihnen danken!

Dies mein zumindest

Ihr SHK Radar

Zur Person

Diese SBZ-Kolumne wird von Brancheninsidern geschrieben, die frei von täglichen Zwängen zum Nachdenken anregen und deshalb anonym bleiben möchten.

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