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Die Bremer Stadtmusikanten

Inhalt

Das Märchen der Bremer Stadtmusikanten ist schnell erzählt: Vier alte, dem Tod geweihte Tiere (Hahn, Katze, Hund und Esel) nehmen Reißaus, um ihrer Tötung zu entgehen. Auf ihrem Weg nach Bremen, wo sie als Stadtmusikanten ihren Lebensunterhalt verdienen wollen, kommen sie in ein Räuberhaus im Wald. Gemeinsam schlagen sie die Räuber in die Flucht, verwerfen ihren ursprünglichen Plan und bleiben zusammen in dem Haus im Wald.

Die Vertriebsstufen der deutschen SHK-Branche weisen erstaunliche Parallelen zu dieser Fabel auf. Hier wäre zum einen der stolze Industrie-Gockel, dessen gerupftes Federkleid einige Lücken aufweist. Sein Gekrähe auf dem Misthaufen klingt rauh und der Inhalt ist allseits bekannt. Sein Blick wendet sich wieder mehr dem vertrauten Inland zu, da er krisenbedingt im Ausland in der jüngsten Zeit in hohem Maße Federn lassen musste. Zum anderen gibt es die schlaue Großhandels-Katze, die mit List und Tücke ihre eigenen Ziele verfolgt und doch jeder Maus – oder besser: jeden Mäusen – nachläuft, auch wenn sie dabei den Pfad der Tugend hin und wieder verläßt. Des Weiteren der treue, etwas ins Alter gekommene Handwerks-Hund, dem man nur sehr aufwendig neue Tricks beibringen kann. Er verträgt sich schlecht mit der Katze, akzeptiert sie aber, da er versteht, dass eine Vernunftehe auf Dauer besser ist, als jeden Tag einer neuen Internet-Leidenschaft nachzugeben. Und letztlich der Endgebraucher-Esel, der geduldig die Eskapaden der anderen erträgt, nicht versteht, worüber sich die anderen ständig streiten, und die ganze Blase mit seiner Kohle finanziert.

Lernen kann unsere Branche aus dieser Geschichte, dass man den täglich lauernden Räubern und von außen kommenden Bedrohungen nur erfolgreich begegnen kann, wenn alle zusammenhalten. Würde die Katze den Gockel angreifen, wäre nichts gewonnen. Hund und Katze müssen – nolens volens – miteinander auskommen, auch wenn sie sich ab und an wie Hund und Katz benehmen. Der Esel ist die sichere Basis, die die übrigen brauchen, um existieren zu können. Auch wenn es im Ausland ganze Hühnerhöfe gibt, die in Deutschland gerne mal picken würden, gilt für den Esel der alte Satz: Bleibe zu Hause und nähre dich redlich. Auch die Gockel-Industrie-Produktion von Lizenz-Mausefallen für die immer bequemer werdende Katze, ist keine Lösung, da diese den Hahn irgendwann nicht mehr braucht. Denn auch ausländische Gockel haben schöne Federn. Und so wird der Hahn irgendwann als gerupftes Suppenhuhn im Topf der Katze landen – alles nur eine Frage der Zeit!

Der alte Hund, den man hin und wieder zum Jagen tragen muss, ist als Bindeglied zwischen den anderen Dreien nicht wegzudenken. Die scharfen Krallen des Hahns und der Katze würden das dicke Fell des Esels irgendwann verletzen, würde der Hund hier nicht als Vermittler fungieren. Außerdem treibt der Hund die Außenstands-Mäuse zusammen, die die Katze anschließend gierig verzehrt.

Die ungestillte Sehnsucht einiger Katzen gen Bremen ist erstaunlicherweise stets latent vorhanden, auch wenn sie dort viele ihrer Mäuse an den fetten Konzern-Kater abgeben müssen. Aber wie es im Märchen heißt, kamen die vier nie in Bremen an und lebten glücklich und zufrieden in ihrem Wald. Und wenn sie nicht gestorben sind und weder vom Konzern-Kater noch von der Wander-Heuschrecke gefressen wurden, dann leben sie noch heute!

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Diese SBZ-Kolumne wird von Brancheninsidern ­geschrieben, die frei von täglichen Zwängen zum Nachdenken anregen und deshalb anonym bleiben möchten.

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