Als ich dieses Jahr im Sommerurlaub, unweit des alten Karthago in Tunesien am Strand lag, kamen mir folgende Gedanken zur Organisation unserer SHK-Branche in den Sinn: Wie sieht oder erlebt ein Installateur die Organisationen, denen er freiwillig oder unfreiwillig angehört? Was denkt er, wenn er die Beitragsbescheide der Handwerkskammer oder der Innung aus der Post holt? Die erste Frage, die ich mir stellte: Wer holt die Bescheide aus der Post? Ist es der Betriebsinhaber selber oder erledigt das seine mitarbeitende Frau oder eine Angestellte im Büro?
Kammerbeitragsbescheide, so will es das Gesetz, sind zu bezahlen und Verwaltungsakte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Auch die Innung ist eine solche Körperschaft, allerdings mit freiwilliger Mitgliedschaft. Wenn aber der Betriebsinhaber die Bescheide gar nicht zu sehen bekommt, setzt er sich damit auch nicht regelmäßig auseinander. Was soll sich die freiwillige Berufsorganisation wünschen? Soll der Betriebsinhaber den Innungsbeitragsbescheid zu Gesicht bekommen oder nicht? Was hat die Innung zu verstecken? Gar nichts! Sie bietet vielmehr im Zusammenspiel mit dem jeweiligen Landesinnungsverband ein Bündel von konkreten Nutzen und Dienstleistungen an, die in ihrem Umfang und breiter Fächerung wohl den wenigsten bekannt sind.
Wenn man diesen Gedanken, wie ich am Strand in Nordafrika, weiter spinnt, könnte man zu dem Schluss gelangen, den Beitragsbescheid der Innung zu Werbezwecken zu gebrauchen. Was spräche dagegen, der Beitragsrechnung eine Broschüre beizufügen, in welcher die nutzbringenden Vorteile der Innungsmitgliedschaft in anschaulicher Form aufgelistet sind und/oder eine Internetadresse aufgeführt wird, unter der diese Pluspunkte der freiwilligen Berufsorganisation zu finden sind? Überhaupt nichts! Denn jeder Club, Verein und Zusammenschluss von Menschen zur Verfolgung eines bestimmten Zweckes steht vor demselben Problem: Jeder ist gerne dabei – zahlen will niemand. Außer denen, die gerade in der letzten Beitragsperiode etwas gebraucht oder einen persönlichen Nutzen aus der Organisation gezogen haben. Alle anderen stöhnen und zahlen.
Doch wenn in manchen Bereichen noch ein paar mehr Betriebe die Leistungen der Organisation abriefen, ließen sich aufgrund des höheren Volumens mit Sicherheit bessere Konditionen für alle herausholen. Eine Organisation, die nicht gefordert wird, verkümmert! Insofern haben es die Mitglieder selber in der Hand, ihre Organisation zu fordern. Kein Verein (Kegeln, Tennis, Fußball usw.) hat unbegrenzte Kapazitäten, aber durch die vermehrte Nutzung des bereits vorhandenen Angebots wird das Vereins-/Innungsleben interessanter und durch zusätzliche Mitglieder billiger für den Einzelnen.
Eine Kammer muss nicht wachsen, ihr Wachstum ist im Gesetz nicht vorgesehen und geht meistens zu Lasten der freiwilligen Organisation. Außerdem sollte sie sich auf die Wahrnehmung ihrer gesetzlich vorgeschriebenen hoheitlichen Aufgaben beschränken. Wenn sich Kammern in angrenzenden Bereichen ausbreiten, wird dies die freiwillige Organisation schwächen – vor allem in den mitgliederstarken Gewerken, „wo noch etwas zu holen ist“. Das Argument, dass die Handwerkskammern für das Handwerk zuständig sind, verfängt nicht, da der Markt zeigen muss, wer die bessere Leistung bietet. Dieser Mechanismus wird aber bei der pseudo-öffentlichen Aufgabenwahrnehmung durch die Kammer außer Kraft gesetzt. Ich hoffe, dass der Installateur dies genauso sieht, da er sich dem Markt täglich stellen muss – ohne ein Gesetz im Rücken zu haben, welches ihm Umsätze garantiert (ein naheliegender Seitenhieb auf die Schornsteinfeger unterbleibt an dieser Stelle!).
Im Urlaub, nahe der antiken Stadt Karthago, dachte ich oft an den alten Cato (234 v.Chr. bis 149 v.Chr.) Dieser pflegte am Ende seiner Reden zu sagen: Im Übrigen bin ich der Meinung (ceterum censeo), Karthago muss zerstört werden. Ihr SHK-Radar ist im Übrigen der Meinung, dass der Kammerzwang in Deutschland – nicht nur im Handwerk – abgeschafft werden muss! Vertrauen wir dem Markt!
Dies meint zumindest
Ihr SHK-Radar
zur Person
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