Kennen Sie diesen Klassiker der deutschen Filmgeschichte? Drei Männer erfüllen sich einen Jugendtraum und schippern vom Bodensee bis zur Rheinmündung auf einem kleinen Kajütboot – wobei sie beinahe am Rheinfall bei Schaffhausen Schiffbruch erleiden. Jeder von ihnen hat ein anderes Motiv, die Reise auf diesem Kahn anzutreten. Was sie zusammenschweißt, ist das Erlebnis der Reise, frei nach Konfuzius: „Der Weg ist das Ziel“ und die Wahrnehmung, dass man nur gemeinsam stark ist. Nebenbei werden auch deutsche Tugenden und Eigenarten teils idealisierend, teils selbstironisch behandelt.
Eine sehr deutsche Eigenart unserer SHK-Branche – nicht nur entlang des Rheins – ist der sogenannte dreistufige Vertriebsweg. Die drei Mann in diesem Boot heißen nicht Kulenkampff, Erhardt und Giller, sondern Industrie, Großhandel und Handwerk. Ähnlich wie im Film fahren alle drei seit Jahren, von der Strömung eines funktionierenden und zukunftsträchtigen Marktes getrieben, flussabwärts. Dabei müssen sie hin und wieder Stromschnellen umschiffen und geraten gelegentlich unter Sperrfeuer der in- und ausländischen Uferanrainer. Insgesamt aber führen sie ein gutes und auskömmliches Leben, welches sie sich, wenn überhaupt, gegenseitig schwer machen.
Mal balgen sich die Großhändler untereinander, mal mischen sich die Hersteller gegenseitig auf. Die Handwerker zerfleischen sich preislich seit jeher gegenseitig am Markt, ohne dass es eines äußeren Zutuns bedarf. Der horizontale Wettkampf ist allgegenwärtig und auch vertikal geht es zunehmend zur Sache, da beispielsweise virtuelle Vertriebswege wie das Internet neben die bereits bestehenden alten (Fachgroßhandel) und noch nicht so alten Warenkanäle (z.B. Baumärkte und Internethändler) treten. Es ist gar nicht mehr so einfach zu unterscheiden, wer Hersteller, wer Großhändler, wer Warentransporteur, wer In-Verkehrbringer, wer Endkundenbetreuer und wer nur noch Schrauber ist. Insgesamt geht es aber allen gut, wie damals schon im Film beschrieben: „Im Wirtschaftsaufschwung gibt es keinen Urlaub!“ Trotzdem wird das Internet die Vertriebsstrukturen nachhaltig verändern. Aufhalten kann man das nicht, nur hinauszögern.
Daher hat sich geradezu heldenmutig ein renommierter Hersteller kürzlich in die Bresche geworfen, um den Verkauf seiner hochwertigen Armaturen im Internet einzudämmen. Leider hat es nicht lange gedauert, bis ihm das deutsche Kartellamt heftig auf die Finger geklopft hat. Mit der Folge, dass der Hersteller den Vertrieb seiner Produkte im Internet wieder erdulden bzw. die ganze Branche darunter leiden muss. Das Kartellamt spielt Schicksal – ohne auf die zugegebenermaßen althergebrachten Strukturen oder Besonderheiten unserer Branche Rücksicht zu nehmen. Wer schützt unsere Branche eigentlich vor dem Kartellamt?
Ein Grund, dass unsere Branche so gut dasteht und die gesammelten Krisen der jüngsten Vergangenheit ohne große Verwundungen überwunden hat, ist der funktionierende Vertriebsweg und der damit einhergehende Service für den Kunden.
Dieser kann Qualitätsprodukte zwar im Internet kaufen; sie aber nicht ihrer Qualität entsprechend selbst verarbeiten. Deshalb braucht er einen Dummen, der ihm die Teile montiert. So lange jeden Tag ein dummer Schrauber durchs Brandenburger Tor läuft, wird die Internetnummer nicht sterben. Ebenfalls werden die Amazons und ebays dieser Welt die Dinge nicht selber montieren. Auch hierfür braucht man einen Haufen Idioten, welche die beigestellte Ware zu festen Preisen an die Wand schrauben – und dabei dumm genug sind, die Gewährleistung für „umme“ zu übernehmen.
Alles Zeug, was im Internet verklopft wird, wird auch montiert. Keiner bekennt sich dazu, aber viele tun es – ähnlich wie Essen bei McDonalds oder Lesen der Bild-Zeitung. Ihr SHK-Radar ruft Ihnen zu: Wehret den Anfängen und schraubt nichts an die Wände der Republik, das irgendwo vom Laster oder aus dem Internet gefallen ist! Sonst heißt es demnächst: „Drei Mann in einem Boot – jetzt sind sie alle tot!“
Dies meint zumindest
Ihr SHK-Radar
zur Person
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