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Energische Energiewende

Nein, Sie haben sich nicht verlesen. Es steht hier als Überschrift „energische“ und nicht „energetische Energiewende“. Natürlich ist die letztere gemeint, aber wenn es so schluffi-mäßig weitergeht mit der Wende in Sachen Energie, dann landet unser Land mit einem großen Platscher auf dem Bauch. Um die Wende endlich voranzubringen, müssen wir uns von einigen deutschen Tugenden, die wir in den letzten Jahrzehnten entwickelt bzw. verstärkt haben, verabschieden. Insbesondere die Kultivierung des ständigen Dagegenseins muss aufhören, wenn die zweite elementare Wende nach dem Krieg nicht in die Hose gehen soll. Dort ist sie nämlich schon fast angekommen.

Zwar gefallen sich unsere Spitzenpolitiker zurzeit mit Feststellungen wie „Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut“ oder „gut Ding will Weile haben“. Das wusste meine Oma auch schon, die hat aber aktiv mitgeholfen, Deutschland nach zwei verlorenen Weltkriegen wieder aufzubauen. Wenn die Menschen damals eine so ablehnende Haltung gegenüber allem Neuen gehabt hätten, liefen unsere Autos immer noch mit Holzvergasern, die Straßen wären nicht asphaltiert und die Eisenbahnen würden um die Wette dampfen.

De facto haben wir mit Diskussionen, Ankündigungen und Beteuerungen der Notwendigkeit mittlerweile eineinhalb Jahre verloren. Vorwärts gekommen sind wir keinen Millimeter – außer dass ein paar zugegeben ziemlich alte Atomkraftwerke vom Netz gegangen sind. Das ist jedoch kein Fortschritt, sondern, von der Energieerzeugungsbilanz aus gesehen, ein eindeutiger Rückschritt. Irgendwie hat unsere Gesellschaft die Fähigkeit verloren, wichtige Dinge zu erkennen und diese dann auch durch- bzw. umzusetzen. Nahezu jeder und jede möchte die Energiewende, aber etwas dazu beitragen möchte er bzw. sie nicht.

Kaum wird ein Strommast geplant, gründet sich eine Bürgerinitiative, die ihn erbittert „bis zum letzten Blutstropfen“ bekämpft. Standorte für notwendige, grundlastfähige Kraftwerke oder Pumpspeicherwerke werden bereits im Planungsverfahren angefeindet, als ginge es darum, sich den Sensenmann persönlich vom Leib zu halten. Die Toleranz für Projekte, die der Energiewende dienen und hin und wieder Unannehmlichkeiten für Indivi­duen mit sich bringen, fehlt komplett. Es gilt die alte Weisheit: „Es muss etwas geschehen, aber passieren darf nichts!“

Wenn man den Ankündigungen unserer Regierung glaubt, geht 2022 das letzte deutsche AKW vom Netz. Ca. 40 % des derzeit erzeugten Stroms müssen bis dorthin durch andere Energieträger ersetzt werden. Führende Politiker verweisen in diesem Zusammenhang auf das neue magische Dreieck: Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit und Bezahlbarkeit des Stroms bzw. allgemein der Energie.

Die Versorgungssicherheit steigt durch den Zubau erneuerbarer Energieträger nicht. Die Umweltverträglichkeit wird, wenn man CO2 für klima- und damit umweltschädlich hält, abnehmen, denn die Verbrennung von Kohle, Gas oder Öl zu Zwecken der Verstromung erzeugt zusätzliche Millionen Tonnen CO2 – im Gegensatz zur Kernkraft. Die Bezahlbarkeit des Stroms wird klar abnehmen. Bereits heute muss dieser für große Stromverbraucher künstlich verbilligt werden, da er zuvor künstlich über die EEG-Umlage verteuert wurde. Die Stromkunden zahlen die Zeche für eine mittlerweile schwachsinnige, weil pervertierte Förderpolitik des Staats. Gut gemeint ist eben doch das Gegenteil von gut gemacht! Aber das wissen wir ja schon längst.

Mit abnehmend atomaren Grüßen!

Ihr SHK-Radar

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