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Erinnern Sie sich an das Dreikaiserjahr?

Wo waren Sie 1888 als das Deutsche Reich von drei Kaisern in einem Jahr regiert wurde? Noch nicht geboren. Stimmt – bei den meisten! Aber haben Sie sich schon mal Versammlungen des Handwerks angesehen? Da könnte man hin und wieder zu dem Schluss kommen, dass einige Honoratioren schon den beiden Wilhelms (I. und II.) sowie Friedrich III. zugejubelt haben, als diese anno Tobak ihren Thron bestiegen.

Dieses Beharrungs- und Durchhaltevermögen gibt es in den anderen Zweigen der deutschen Wirtschaft auch, ist aber nicht so ausgeprägt wie im Handwerk. Hier lautet bei Wahlen ein viel zitierter Satz: „Ich stelle mich noch mal zur Verfügung“. Doch vielleicht wollen die Anwesenden gar nicht, dass man sich noch mal „aufopfert“. Es traut sich jedoch fast nie jemand, dem Kandidaten sein Vorhaben auszureden. Meist mit dem Hinweis, dass es sonst keinen gibt, werden diejenigen im Amt bestätigt, die das beste Sitzfleisch haben. Nicht, dass eine lange Amtszeit von vornherein schlecht ist. Das kann man so allgemein nicht sagen! Doch steigt mit zunehmender Länge der Amtsdauer auch die begründete Vermutung, dass die meist durchaus vorhandenen Leistungen und Errungenschaften der Vergangenheit zum Zwecke der intensiven und ehrenvollen Legendenbildung in der letzten Amtsperiode nur noch verwaltet werden. Es wird auf Halten gespielt und nicht mehr nach vorne.

Ein äußerst bedauerlicher Irrtum scheint weit verbreitet: Der Sockel, auf dem die Statue des alt gedienten und schlachterprobten Kämpfers steht, wird nicht durch Jahre höher, sondern durch Taten! Aus der Juristerei wissen wir, dass eine Tat auch in einer Unterlassung bestehen kann. Aber der unterlassene Rückzug aus gewählten Funk­tionen ist keine Heldentat, sondern ein Zeichen von Schwäche, fehlendem Mut oder mangelndem Zutrauen in die nächste Generation. Hierzu sei angemerkt: Hätte es nicht jede Generation von Handwerksfunktionären (ehren- oder hauptamtlich) geschafft, tüchtige Nachfolger zu finden, wäre das Handwerk längst vor die Hunde gegangen.

Die Ausrede, es sei kein anderer da, der den Job machen könne, ist meistens falsch! Viele Junge werden durch die Riege der Alten abgeschreckt. Überdies ist es bequem, einen zu haben, der die Arbeit so lange macht bis er fast umkippt. Ziel und Wille der nächsten Handwerkergenera­tion muss es daher sein, selbst in Verantwortung zu gelangen, um die Handwerksorganisation für die Fragen und Herausforderungen der Zukunft fit zu machen. „Handwerk fit for future“ könnte ein Wahlspruch für die kommenden Jahre lauten. Nur wer sich selbst engagiert darf hinterher meckern!

Für den ZVSHK war 2009 ein Drei-Präsidenten Jahr. Nahezu preußische Verhältnisse! Warum auch nicht, wenn man in Potsdam eine Repräsentanz unterhält? Zusätzlich ging im ­Juli der hauptamtliche „Lotse“ von Bord! Wie wird es weitergehen? Gemäß der Lehre von der Unersetzbarkeit von Funktionären im Handwerk, befände sich der ZVSHK nunmehr in großer Gefahr.

Doch dem ist nicht so! Bereits im Sommer kam für den scheidenden Hauptgeschäftsführer ein neuer Kapitän an Bord, der sich auf seiner Brücke gut eingearbeitet hat. Im Ehrenamt übernahm ein dynamischer Präsident das Ruder, welches er besonnen bedienen wird. Gemeinsam, und das hat das Handwerk über Jahrzehnte stark gemacht, werden Haupt- und Ehrenamt das ZV-Schiff umsichtig in eine gute Zukunft lenken. Eventuell auf neunen Kursen aber sicher nicht in unkalkulierbare Abenteuer.

Und wieder zeigt sich, dass es immer weiter geht – allen Unkenrufen zum Trotz! Ein bisschen mehr Mut zum Loslassen und Vertrauen in die nächste Generation täte uns allen gut!

Dies meint zumindest

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