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Frankfurt, Hort des organisierten Wuchers

Als Wucher bezeichnet man das Angebot einer Leistung zu einer deutlich überhöhten Gegenleistung unter Ausnutzung einer Schwächesituation eines Vertragspartners. Ursachen können zum Beispiel in einer Notlage oder in einer asymmetrischen Informationsverteilung zu Lasten eines Vertragspartners liegen. An Wucher können gar zivil- und strafrechtliche Folgen geknüpft sein,“ so oder ähnlich steht es in den Enzyklopädien. Ganz unberührt davon und frei von jedweden moralischen Bedenken zocken die Frankfurter Hoteliers auch zur ISH 2013 wieder schamlos ab. Mich hat es diesmal verschärft getroffen. Während ich in den letzten Jahren 20 km außerhalb von Frankfurt noch für 150 Euro übernachtet habe, will das Drei-Sterne-Haus jetzt plötzlich 250 haben. Ein Russe hat die Bude gekauft und die Haustarife umgehend den Marktpreisen angepasst. Versuchen Sie es doch woanders, bekam ich zu hören, als ich über den Preis verhandeln wollte.

Ich habe dann noch den Versuch unternommen, über die ­offizielle Abzock-Koordinationsstelle, die Tourismus + Congress GmbH Frankfurt am Main, ein günstigeres Zimmer zu bekommen, aber die konnten mir leider auch nicht helfen. Bei 250 Euro für ein Einzelzimmer ohne Frühstück in einem Drei-Sterne-Haus komme ich mir nun ziemlich gerupft vor. 1000 Euro nur fürs Schlafen zur ISH – geht's noch? Für das gleiche Geld könnte ich eigentlich auch ein paar Tage in Urlaub fahren. Pfui, aus – dummer Gedanke!

Kleiner Rachevorschlag: Im Gegenzug machen die SHK-Handwerksbetriebe für die Frankfurter Hoteliers auch verschärfte Preise. Verrechnungssätze von 100 Euro und das Material zum doppelten Listenpreis – das haben die Frankfurter Hoteliers mehr als verdient. Auf geht's liebe Kollegen – solidarisch zeigen!

Frankfurts Ruf ist längst nicht nur durch die Fans der Frankfurter Eintracht ruiniert. Der Stadt Frankfurt scheint die Hotel-Abzocke ziemlich egal zu sein. Hauptsache, die Gewerbesteuer fließt in den Stadtsäckel und der Rubel rollt. Man ist ja schließlich Finanz- und Bankenzentrum und kein Erholungsort. Trotz des beispiellosen, bisher straffrei ausgegangenen organisierten Wuchertums halten die meisten SHK-Profis der Messe die Treue. Ich wundere mich, dass alles so hingenommen wird und dass die großen Messen ob der jegliches Preis-Leistungs-Verhältnis verhöhnenden Preise aus Frankfurt nicht abwandern.

Eigentlich ist auch die Frankfurter Messegesellschaft gefragt, um ihre Top-Messen in einem besucherfreundlichen Umfeld zu präsentieren. Doch die thront im Torhaus der Messe und unternimmt nichts. Müssen die großen Aussteller, die der Messe das Geld mit Schubkarren ins Haus bringen, oder die Messeträger erst mit Weggang drohen, bevor die Messeverantwortlichen sich endlich um eine ordentliche Infrastruktur kümmern?

Trotz dieser organisierten Abzocke freue ich mich immer wieder auf die ISH. Nirgendwo anders bekommt man die Leistungsvielfalt der Branche besser zu sehen. Die gigantischen Messestände und die meist tolle Atmosphäre auf der Messe ziehen mich immer wieder in den Bann. Unsere Branche hat viel zu bieten – das wird nirgendwo deutlicher als auf der ISH, die für Aussteller und Besucher aus aller Herren Länder auch künftig die Branchenmesse Nummer 1 sein wird! Wenn nur die Hotelabzocke nicht wäre...

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Diese SBZ-Kolumne wird von Brancheninsidern ­geschrieben, die frei von täglichen Zwängen zum Nachdenken anregen und deshalb anonym bleiben möchten.

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