Privathaushalte und Firmen – zumindest kleine und mittelständische – zahlen die sogenannte EEG-Umlage, die von der Menge des eingespeisten Stroms aus Windkraft, Solargeneratoren oder Biogasanlagen abhängt. Was Rösler und Röttgen gerne verschweigen: Das Gros der EEG-Umlage sind mittlerweile die Einspeisevergütungen für die Windkraft und Strom aus Biogas. Weil die Tarife für Solarstrom in den vergangenen beiden Jahren kräftig reduziert wurden, fällt der weitere Ausbau der Sonnenenergie kaum noch ins Gewicht.
Womit wir beim PV-Geschäft wären. Als die smarten Ankündigungen der beiden (Noch-)Bundesminister zu den neuen Fördersätzen über den Äther liefen, hat so mancher PV-Spezialist ein überaus unangenehmes Grummeln in der Magengegend verspürt. „Innerhalb von einem Tag wurden bei uns Aufträge für etwa 20kW storniert“, sagt mir ein Handwerkskollege, der hauptsächlich kleine Anlagen baut. Andere Kunden wollten wissen, ob die geplanten Anlagen bis zum April überhaupt noch fertig werden. Denn die Ankündigung der Regierungskoalition hatte den Markt quasi über Nacht leer gefegt. Seit dem 23. Februar tobte eine Rallye, wie sie sonst nur vom Jahresende bekannt war.
Mittlerweile haben sich die Kunden beruhigt und es kommen wieder zunehmend Aufträge rein, bei denen die Kunden überhaupt nicht mehr mit einer Einspeisevergütung rechnen. „Die Leute nehmen jetzt Geld in die Hand, um sich von den zu erwartenden Strompreisteuerungen der kommenden Jahre unabhängig zu machen“, resümiert ein Handwerkskollege aus Bayern. „Wir spüren, dass die Leute nun vor allem Solarsysteme zur Selbstversorgung haben wollen.“ Klar, ein PV-Loch ist da und es wird in den kommenden Wochen nicht einfacher. Andererseits: Es wird Zeit, dass der Markt von allein läuft. Dass die Photovoltaik nicht mehr von den Politikern in Berlin abhängt, die das Geschäft der Stromkonzerne im Auge haben, die den größten Anteil der EEG-Umlage einkassieren. Rösler und Röttgen wollen weitere Offshore-Windparks entwickeln und Steuerzahler dafür gleich dreifach zur Kasse bitten: Mit einer weiter steigenden EEG-Umlage, den Kosten für den Ausbau der Hochspannungsnetze und steigenden Stromkosten. Und wer glaubt, dass die großen Versorger ihren Kunden jemals mit sinkenden Strompreisen etwas Gutes tun wollen, der glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten.
Individueller Sonnenstrom jedoch braucht keine teuren Stromtrassen – oder nur einen Bruchteil davon. Er erzeugt regionale Wertschöpfung. Die Preise für Solarmodule und Wechselrichter werden weiter fallen. Gerade das Thema Eigenverbrauch und Speicherung lassen die Photovoltaik für gute Handwerker interessanter werden. Während im Großanlagengeschäft oft die absoluten Nur-PV-Spezialisten Anlagen verkaufen und installieren, sind für den Eigenverbrauch mehr denn je Anlagenkonzepte gefragt, die auch Warmwasser- und Heizungstechnik integrieren. Dazu bedarf es Batterien, eines Energiemanagers und einer klugen Verzahnung. Und das geht nur mit handwerklichem Knowhow und Grips. Und Grips bedeutet Marge. Die Zeit der schnellen Mark – oder der schlampigen Masseninstallation – ist vorbei. Die Stunde der Handwerksbetriebe ist auch im PV-Bereich gekommen.
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