Wie war sie denn nun wirklich – die ISH? Gute Frage! Eigentlich war alles toll: riesige Stände, viele Besucher, gutes Messe-Wetter. Aber auch: unverschämte Preise im Messegelände an den Wurstbuden und außerhalb in den Hotels.
Bei 250 Euro für ein Einzelzimmer ohne Frühstück in einem 3-Sterne-Haus kommt man sich schon ziemlich gerupft vor. Diese Abzocke, gegen die die Stadt Frankfurt seit Jahren nichts unternimmt, hält anscheinend nicht allzu viele Menschen von der ISH fern. Obwohl Frau Roth Oberbürgermeisterin von Frankfurt und gleichzeitig Aufsichtsratschefin der Messe ist, denkt sie gar nicht daran, die Hoteliers zu einer maßvolleren Preispolitik aufzurufen. Die Gewerbesteuer aus 250 Euro mal x Übernachtungen ist höher als 150 Euro mal x und der reduzierte Mehrwertsteuersatz war von vornherein nur ein Bereicherungsgeschenk für Hoteliers. Anstatt die ISH-Besucher alle zwei Jahre abzumelken, wäre es doch auch mal ein Ansatz, andere Veranstaltungen nach Frankfurt zu bringen. Wenn sich aber die Beherbergungsbetriebe auf andere Messebesucher mit den gleichen unverschämten, jegliches Preis-Leistungs-Verhältnis verhöhnenden Preisen werfen, nimmt es nicht wunder, dass Messen eher abwandern als hinzukommen. Hier wäre auch die Frankfurter Messegesellschaft gefragt, die ihrerseits nichts unternimmt, um ihre Top-Messe in einem besucherfreundlichen Umfeld zu präsentieren. Müssen die Messeträger und große Aussteller, die der Messe die Kohle mit großen Schubkarren ins Haus bringen, erst mit dem Weggang drohen, bevor man im Torhaus, wo die Messeverantwortlichen ihre Büros haben, wach wird?
Jetzt wissen wir aber immer noch nicht, wie sie war, die ISH. Ehrlich gesagt bin ich etwas verwirrt. In der einschlägigen Presse war von „durchwachsenen“ Bilanzen bis zu einer Super-Messe zu lesen. Presseseitig ist kein eindeutiges Bild entstanden. Interessant, dass, ähnlich wie in der Tagespresse, unterschiedliche Berichterstattungen zu ein und demselben Vorfall existieren. Die Gleichschaltung der Branchenmeinung durch Verbandsorgane und umliegende Printmedien hat, anders als früher, nicht stattgefunden. Daher tut es not, sich selber eine Meinung zu bilden.
Wer sie nicht gesehen hat, die ISH, hat etwas verpasst. Der Gigantismus der Standbauer hat neue Spitzenleistungen hervorgebracht. In Europa suchen solche Stände ihresgleichen. Auch weltweit trifft man selten derartige Messebauwerke an. Als fliegende Bauten kann man diese nicht mehr bezeichnen. In einigen deutschen Städten bräuchte man dafür eine offizielle Baugenehmigung und eine anschließende Bauabnahme. Zu dieser würde es aber nicht kommen, da weder Kfz-Stellplätze noch Grünflächen oder geschweige denn Abstandsflächen eingehalten wurden. Also Daumendrücken, dass sich auch weiterhin niemand von der Frankfurter Baubehörde auf die ISH verirrt.
Die ausgestellten Produkte waren innovativ, mit äußerst ansprechendem Design und gaben Antworten zum Thema „Ressourcen schonen“. Was will man mehr? Für den Besucher war es eine tolle Messe. Für die Träger-Verbände war sie zufriedenstellend, auch wenn es hinter den Kulissen, wie die Branchenpresse berichtet, hier und dort knirscht. Wobei nicht vergessen werden darf, dass man interne Probleme nicht in der Öffentlichkeit austragen sollte, da die öffentliche Wahrnehmung und die veröffentlichte Meinung meist weit divergieren! Die Öffentlichkeit als Ratgeber bzw. fairer Beurteiler ist ebenso verlässlich wie der Schlachter beim Erstellen eines Ernährungsplanes für glückliche Kälber.
Die ISH war und wird die Branchenmesse Nummer 1 sein – für Aussteller und Besucher aus aller Herren Länder. Ich freue mich, trotz schmerzender Füße, auf die nächste ISH 2013 – voraussichtlich in Frankfurt. Oder in einer Stadt, die eine bessere Hotelsituation zu bieten hat?!
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