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Mach mich richtig nass

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Manchmal verstehe ich die Welt nicht mehr. Jahrelang hat unsere Branche versucht, Gesamtdeutschland beizubringen, dass man möglichst kein abgestandenes Wasser zum Duschen verwenden soll, Stichwort: Legionellen. Und wenn man sich nicht sicher war, wann die Dusche zuvor das letzte Mal benutzt wurde, sollte man erst einige Zeit die Brause in den Abfluss legen. Um anschließend möglichst mit Vollstrahl zu duschen. Deshalb seien an dieser Stelle einmal drei einfache Regeln erwähnt, um die Gefährdung durch Legionellen zu minimieren:

  • Erstens: Außer Haus nie als erste Person duschen. Lassen Sie in der Hoteldusche, ganz Kavalier der alten Schule, Ihrer Frau den Vortritt. Denn der erste Atemzug bei dem Gemisch aus Wasser, Luft und Legionellen ist wohl am gefährlichsten.
  • Zweitens: Drehen Sie den Strahl richtig auf, holen Sie alles aus der Leitung raus.
  • Drittens: Ebenfalls wichtig ist es, einmal heißes Wasser laufen zu lassen, auch wenn man danach kälter duscht.

Warum haben wir das Thema überhaupt über lange Zeit so bekannt gemacht? Aus Angst vor der gemeinen, tödlichen Legionelle – das weiß doch jeder in unserer Branche, das hat jeder wahrscheinlich bereits das erste Mal mit der Muttermilch aufgesogen. Dieses heimtückische Kleinstlebewesen hat jährlich mehr Menschen auf dem Gewissen als Kampfhunde, Reitpferde und Haie gemeinsam. Auch Tote durch Leiter-, Treppen- und Gerüststürze halten einen quantitativen Vergleich mit dieser Art der Bedrohung nicht stand.

Das scheint in Übersee offenbar niemanden zu interessieren. Denn jetzt erscheint ein neues Produkt aus den USA auf dem Markt: ein Wasserdampf-/Nebelduschkopf. Er soll nicht mehr als knapp 3 l pro Minute durchlassen, das Wasser wird ausgesprochen fein zerstäubt. Damit kennen sich vor allem die Bayern aus. Hatten sie doch vor Jahren den Eindruck gewonnen, die ehemalige Fürther Landrätin Gabriele Pauli würde zur Demontage des Ex-Landeschefs Edmund Stoiber einen „Zerstoiber“ in ihrer Lack-Leder-Tasche tragen. Heute also soll man ihn mit in die Dusche nehmen. Nicht den Stoiber, den Zerstäubungsduschkopf.

Hintergrund der US-amerikanischen Wassersparorgie ist, dass die Amis ein massives, immer schlimmer werdendes Trinkwasserproblem haben. Bekanntlich gehen sie mit ihren Ressourcen ziemlich verschwenderisch um – fast kein Rasen ist ohne automatische Bewässerung anzutreffen. Es wird ausgiebig geduscht, Wäsche in rauen Mengen gewaschen. Von Milliarden Kubikmeter Trinkwasser für die (Atom-)Kraftwerkskühlung ganz zu schweigen.

Dieser Zustand kann einem genauso widersinnig vorkommen wie die Entwicklung in der deutschen Gastronomielandschaft. Jahrzehntelang haben uns Ernährungsminister und Ministerinnen gebetsmühlenartig vorgeleiert, dass wir uns gesund, frisch und wohnortnah ernähren sollen. Als paradoxe Antwort des gesamtdeutschen Verbrauchers essen mittlerweile so viele Menschen in Fast-Food-Läden wie nie zuvor – angeblich 4 bis 6 Millionen täglich. Und das, obwohl die Warnung ja vor jeder McKing-Chicken-Butze steht: Es ist fast Food – also fast Essen! Eigentlich ist davon auszugehen, dass die meisten Schnellrestaurantkunden lesen können. Aber vielleicht schwächt Fast-Food ja die Sehkraft? Es soll Leute geben, die nach langfristigem und exzessivem Schnellimbiss-Food ihre Schuhe nicht mehr sehen können.

Ich schweife ab, zurück zur Nebel-Dusche. Unsere Branche kann gespannt sein, ob diese Wasserspar-Dampfbrause wirklich einschlägt und ähnlichen Zuspruch erfährt wie die Etablissements der Fast-Food-Ketten. Oder ob der gesunde Menschenverstand, beziehungsweise das Wellnessbedürfnis unter der Dusche richtig nass werden zu wollen, siegt.

Zudem muss man abschließend einen weiteren Aspekt betrachten: Wenn ich schon alleine nicht nass werde, wie verhält es sich dann, wenn wir mal zu zweit unter der Dusche stehen? Wobei die Situation in etwa so oft vorkommen dürfte, wie man mit der Herzensdame in einem Fast-Food-Laden ein Candlelight-Dinner einnimmt.

Dies meint zumindest

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