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Mit zweierlei Maß ...

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Die Griechen sind pleite! Wen wundert’s? Ein Land, in dem seit jeher Umsatz mit Gewinn verwechselt wird, kann über kurz oder lang wirtschaftlich nur im Graben landen. Menschlich ist diese Einstellung sympathisch, finanzpolitisch eine Katastrophe.

Seit Jahren verhärten sich Gerüchte, dass die Griechen beim Eurobeitritt geschummelt haben. Das gestand man ihnen zu, weil man die südeuropäische oder besser gesagt vor-orienta­lische Einstellung aus dem Urlaub kannte und selbst manchmal nicht schlecht damit gefahren war: Etwa wenn der Ober auf Kreta die Rechnung vergaß und nach Bezahlung des geforderten Betrages eine Flasche ­Ouzo kredenzte, das Hotel auf eine schriftliche Rechnung verzichtete und dafür zwei Nächte nicht berechnete oder die Leihwagenfirma bei Rückgabe des Fahrzeugs den Kreditkartenabzug vernichtete und bei Barzahlung zehn Prozent Rabatt gewährte etc.

Alexis Sorbas war ein liebenswertes Schlitzohr. Onassis häufte zumindest am Anfang seiner Karriere seine Millionen mit fragwürdigen Methoden an. Insofern manifestiert sich in diesen Persönlichkeiten „the greek way of life“ – charmant, unkonventionell, mit spitzbübischen Wesenszügen und mittelfristig erfolgreich.

Bereits die alten Griechen brachten Troja zu Fall, indem sie den Nachbarn das berühmte Holz­pferd unterjubelten. Geschichte scheint sich zu wiederholen… Hoffentlich wird es sich nicht erneut ereignen, dass die Griechen – diesmal ihren west­lichen Nachbarn – ein Pferd in Form ihrer gefälschten Staatsbilanzen untergeschoben haben und diese daran zu Grunde gehen. Die Griechen fänden dies sicher bedauerlich, doch die Schuld daran würden sie wahrscheinlich nicht bei sich suchen. Frei nach dem Leitsatz: „Wer mit Griechen Geschäfte macht, muss wissen, worauf er sich einlässt!“

Das sollte ein mittelständischer Handwerksbetrieb mal probieren: Bei der Bank gefälschte Bilanzen vorlegen und hoffen, dass diese an den Krediten zugrunde geht, damit man nichts zurückzahlen muss! Nach dem Motto: Ich mache so lange Schulden, bis der Laden mir gehört! Würde dann der Landrat kommen und frisches Geld anbieten? Der Gerichtsvollzieher stünde vor der Tür und würde ­alles pfänden, was noch von Wert wäre...

Die Einführung des Euro, das steht fest, war ein großer Schritt zur inneren Einigung Europas. Was jedoch unverantwortlich ist, war die politisch gewollte Außerachtlassung der Regeln zur Währungsunion. Griechenland, Italien und Belgien hätten aufgrund ihrer maroden Staatsfinanzen wahrscheinlich nach 20 Jahren noch nicht in die Währungs­union aufgenommen werden dürfen. Kohl, Mitterand und Co. exportierten ihre europäi­sche Vision mit starker Hand und nahezu imperialistisch. Wohl wissend, dass dieses Experiment auch in die Hose gehen könnte, sollten sich die gefügig gemachten EU-Kollegen nicht bessern und die Währungskriterien künftig einhalten. Allerdings ist auch zu vermuten, dass die handelnden Staatsoberhäupter die Tragweite des Scheiterns nicht gesehen haben oder nicht sehen wollten, denn die Zeile „Vater des Euro“ liest sich im Nachruf besser als „Mutter der Porzellankiste“.

Wir sitzen alle im Euro-Boot. Keiner kann aussteigen. Ärgerlich ist aus deutscher Sicht, dass wir unsere stabile D-Mark augenscheinlich vorschnell auf dem Altar der europäischen Einigung geopfert haben – ohne ­eine Rückzugsposition zu haben. Zweifach ärgerlich, dass sich ­Euro-­Skeptiker wie beispielsweise die Engländer ins Fäustchen lachen und in Ruhe zuschauen können wie die meisten ihrer konsenssüchtigen EU-Kollegen den Finger zum Schwur heben müssen. Extrem ärgerlich ist, dass man die großen Schuldenmacher davonkommen lässt, Inhaber von Handwerksbetrieben bei vergleichbarem Vergehen aber in den Knast schicken würde!

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