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Raus aus der Steinzeit!

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Gäbe es einen Branchenwettbewerb für das SHK-Unwort des Jahres, mein Favorit wäre: „Digitalisierung“. Es ist bemerkenswert, was alles auf einmal geht oder nicht mehr geht, weil es jetzt digital oder eben nicht digital ist.

Aber der Reihe nach. Wer hat die Digitalisierung eigentlich erfunden? Wie könnte es anders sein: die Griechen! Vor 2000 Jahren waren die Burschen echt auf Zack. Leider hat das bis heute doch nachgelassen.

Was bedeutet digital? Es bezeichnet den Zustand eins oder null, ein oder aus, schwanger oder nicht schwanger. Wir Menschen hingegen sind, damals wie heute, ziemlich analoge Wesen, die parallel zur Natur ihr Leben im Lauf der Zeit führen. Dass das digitale Muster eigentlich nur schlecht zu uns passt, wird deutlich, weil es eben nicht nur lebendig oder tot gibt, sondern alle Zustände des menschlichen Seins, wie z. B. kaum noch lebendig, halb tot, scheintot, brutal lebendig oder neugeboren. Übrigens daran, dass ein Säugling nach der Geburt schreit, kann man eigentlich sehen, dass er sich eben nicht wie neugeboren fühlt – ganz analog und null digital!

Bisher war die Geschäftswelt, in der wir uns alle bewegen, sehr analog. Briefe kamen mit der Post, Mitarbeiter kommen halb tot zur Arbeit, der Außendienstmitarbeiter des Großhandels hat alle Zeit der Welt und der Kunde zeigt sich unentschieden, ob er unterschreiben soll oder nicht. Wir haben gelernt bzw. mussten lernen, mit diesen Zwischenzuständen umzugehen und das Beste daraus zu machen.

Auch suboptimale Lösungen waren dabei, die es nach reiner Digitallehre eigentlich nicht geben kann. Da hilft dann dem einen oder anderen die vermeintliche Erkenntnis, dass das nicht die optimalste Lösung ist – obwohl es von optimal keine Steigerung gibt. Das Gleiche gilt für digital. Es gibt keinen digitaleren oder den digitalsten Zustand. Das ist wie bei tot oder schwanger.

Den Trend zur Digitalisierung hat uns das Internet beschert, in dem alles schneller, bunter und bequemer ist. Aber genau diese Bequemlichkeit wird dem Handwerk 4.0 zum Verhängnis. Eigentlich ist der Mensch ein analoges Wesen, das sich in der bisherigen IT-Steinzeit relativ wohlgefühlt hat. Jetzt muss er sich den galoppierenden Entwicklungen stellen und versuchen, auf den Zug aufzuspringen, der bereits vor einiger Zeit den Bahnhof verlassen hat. Zumindest gibt es einige Branchen-Gurus, die uns das weismachen wollen.

Das große Problem der jetzigen Handwerkergeneration am Ruder ist, dass sie keine „Digital Natives“ (also von Natur aus digital veranlagt bzw. aufgewachsen) sind, sondern überwiegend digitalisierte Steinzeitmenschen, die sich all ihr Wissen über die Digitalisierung mühsam erkämpfen müssen. Wie damals der Neandertaler, der mit der Keule auf die Jagd ging und wenn es blöd lief, gar nicht zurückkam, weil ihn ein Säbelzahntiger gefressen hat.

Wer aber sind die Säbelzahntiger unserer Zeit? Das Finanzamt, die Krankenkassen, die Großhändler, die Hersteller, die Internetanbieter, der aufgeklärte Kunde und so weiter und so fort. Nach dem Naturwissenschaftler Charles Darwin werden diejenigen überleben, die sich am schnellsten und besten anpassen. Strukturwandel im Handwerk ist immer langwierig und nahezu unmöglich. Aber die Vergangenheit zeigt, dass der Handwerker immer einen Weg gefunden hat, sich gegen Säbelzahntiger und sonstige Fressfeinde durchzusetzen. Ihr SHK-Radar ist sich sicher, dass das auch diesmal wieder so kommen wird. Ganz analog, Schritt für Schritt in eine digitalere Zukunft (obwohl es das Wort so ja eigentlich gar nicht geben dürfte …).

Dies meint zumindest

Ihr SHK-Radar

Zur Person

Diese SBZ-Kolumne wird von Brancheninsidern geschrieben, die frei von täglichen Zwängen zum Nachdenken anregen und deshalb anonym bleiben möchten.

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