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Spielgeld vom Stadtwerk

Haben Sie es mitbekommen? Die Ölpreisbindung für Gas ist aufgehoben! Doch für den gemeinen privaten Gasbezieher bleibt alles beim Alten: Die Gaswerke erhöhen die Preise wie sie wollen und die Kunden zahlen. Heißt es heute eigentlich noch Gaswerk? Natürlich nicht! Ebenso wie es nicht mehr Bundesbahn (Deutsche Bahn) oder graue Post (Deutsche Telekom) heißt.

Was allerdings seinen Namen nicht ändert ist das gute alte Stadtwerk. Hier wird auf simple Weise versucht, den „good will“ dieses Namens für Vertrauensaufbau beim Kunden zu nutzen. Der Begriff „Stadtwerk“ ist allseits bekannt, ist eine Marke, suggeriert Vertrauen und nicht zuletzt städtische bzw. kommunale Kontrolle. Meist werfen die Stadtwerke einen schönen Gewinn ab, über den sich die Kämmerer diebisch freuen, nicht weil er auf diebischem Wege entstanden ist, sondern weil er in der Regel sehr hoch ausfällt. Zwar werden aus der Energie-Versorgungsseite der Stadtwerke meist noch hoch defizitäre andere Betriebe der Städte quer-subventioniert, z.B. Schwimmbäder, Straßenbahnen, renovierungsbedürftige Einkaufszentren oder Prestigebauten alternder, lang gedienter Bürgermeister. Aber unterm Strich bleibt genug übrig, weitere Löcher der kommunalen Haushalte zu stopfen. Das zugrunde liegende Menschen- bzw. Gesellschaftsbild der Ratsherren ist einfach und trotzdem verachtenswürdig:

Man kassiert die treuen Kunden der Stadtwerke, die Gas und Strom zu überhöhten Preisen beziehen, kräftig ab, um sich – nach Versorgung der sonstigen Kostgänger – die fetten Ausschüttungen in den Säckel zu stecken. Von dort werden diese dann fragwürdigen sozialen Projekten, Energievernichtungsbauten der Stadtverwaltung inklusive Kunst am Bau oder der ideologisch gefärbten Minderheitenförderung zugeschustert. Alles gemäß der Devise: Die Stadt weiß besser, was für den Einzelnen gut ist. Man nimmt dem Bürger sein Geld weg, um es in angeblich für die Allgemeinheit nützliche Dinge zu stecken. Die freie Entscheidung des Individuums über sein Geld wird ausgeschaltet.

Warum dürfen Stadtwerke noch so heißen? Wenn ein Großteil der Geschäftsanteile nicht von der Kommune gehalten wird, führt der Name „Stadtwerke“ den arglosen Gaskunden in die Irre. Auch für Stadtwerke müssen die Grundsätze der Unternehmenswahrheit und -klarheit gelten – wie für jedes ande­re (Handwerks-)Unternehmen. Viele Kunden beziehen ihr Gas aus Solidarität zu ihrer Gemeinde von den örtlichen Stadtwerken, beispielsweise weil Onkel Dieter als Friedhofsgärtner einen sicheren Arbeitsplatz hat, Tante Else andernfalls nicht am Warmbadetag ins Schwimmbad oder Vetter Holger nicht am unentgeltlichen städtischen Methadonprogramm teilnehmen könnte.

Der Kunde hat ein Recht, zu erfahren, wer hinter den Stadtwerken steht. Das Privileg, den Namen der jeweiligen Stadt als Firma zu tragen, muss auf 100%ige städtische Tochterunternehmen beschränkt werden. Dies führt auch zu mehr Wettbewerb und niedrigeren Preisen, weil der mündige Kunde, der in der Regel selbst weiß, was gut für ihn ist, dann eine vernünftige Entscheidung trifft! Entscheidungsrelevant kann durchaus auch die Beratung durch den SHK-Betrieb sein.

Schlussgedanke: Bevor jetzt wieder jemand von sozialer Kälte spricht, muss gesagt werden, dass niemand Dieter, Else oder Holger etwas Böses will! Allein der Stadtrat muss entscheiden, wen er unterstützen möchte – mit Geldern, die ihm vom Steuerzahler hierfür zweckgebunden überlassen und nicht als Spielgeld mit der Gasrechnung kassiert wurden.

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