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Ungeschliffene Diamanten

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Jugendarbeitslosigkeit ist eine in der Welt und auch in Europa weit verbreitete Erkrankung der Volkswirtschaften. Quoten von weit über 20 % sind oftmals die Regel und nicht die Ausnahme. Mit weit unter 10 % liegt Deutschland weltweit in der Spitzengruppe. Der Grund hierfür liegt in der sogenannten dualen Ausbildung, die betriebliche Praxis mit schulischer Theorie unterfüttert. Gerade das Handwerk liefert jedes Jahr zu Ausbildungsbeginn einen nicht hoch genug einzuschätzenden Beitrag zur hohen Ausbildungsquote unseres Gemeinwesens: Mehrere zehntausend ungeschliffene Rohdiamanten beginnen jedes Jahr eine Lehre in einem der vielen Handwerksberufe.

Leider verhält es sich seit Jahren so, dass die Qualität der Diamanten oder, einfach gesagt, der Karatgehalt über alle gesehen stark streut und in Summe betrachtet bestimmt nicht besser wird – mal ganz vorsichtig formuliert!

Nach der Lehre funkeln dann einige etwas heller als andere. Die Angebote, außerhalb des Handwerks den Schliff, unabhängig vom Grad des Glanzes, zu verbessern, sind mannigfaltig. Nicht wenige kehren dem Handwerk insgesamt den Rücken oder begeben sich sofort auf die Meisterschule. Dies oft ohne den klassischen und zugegebenermaßen manchmal steinigen Weg der Gesellenzeit zu gehen. Viele Betriebe sitzen dann auf den kleinen, mit vielen Einsprenkelungen versehenen Brillanten und sollen eine immer anspruchsvollere, kostensensible Kundschaft bedienen. Diesen Widerspruch gilt es aufzulösen! Nur wie?

Weil es (fast) keine Quereinstiegsmöglichkeiten in einen handwerklichen Gesellenberuf gibt (vielleicht sollte man sich hierüber auch auf ZDH-Ebene Gedanken machen – bevor es die von unausgelasteten öffentlichen Schulen und einer zunehmenden Zahl nicht ausbildungsfähiger Jugendlicher getriebenen „Bildungspolitiker“ tun), muss das Handwerk mit dem Karat­gehalt der Mitarbeiter zurechtkommen, die ihm zur Verfügung stehen. Mangelnde Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie die leider schlechter als in der Industrie eingeschätzten Karrierechancen sind wohl die Hauptgründe für Mitarbeiter, dem Handwerksbetrieb den Rücken zu kehren und nicht, wie immer vorschnell behauptet wird, der vergleichsweise zu geringe Verdienst.

Die Suche nach qualifiziertem Personal beschäftigt weitbli­ckende Handwerksunternehmer schon seit Langem und in letzter Zeit sehr intensiv. Die Antwort ist einfach: Suche zunächst im eigenen Betrieb nach Diamanten, die noch nicht den optimalen Schliff haben. Wie auch bei einem Schmuckstück kommt es nicht nur auf den Stein selber an, sondern auch auf die Fassung. Ein Top-Stein in einer schlechten Fassung wird nie richtig funkeln! Wenn Sie das jetzt nicht glauben, fragen Sie einfach mal Ihre Frau!

Also: Suchen Sie im eigenen Betrieb nach Mitarbeitern mit Potenzial. Deren Aufpolieren verlangt auch von Ihnen mehr, als Sie vielleicht im Moment machen. Wenn Ihr Betrieb jedoch langfristig profitieren soll, müssen Sie auch an sich selber arbeiten – so unbequem das vielleicht sein mag! Schlauere Mitarbeiter brauchen einen cleveren Chef. Dann funkelt's auch im Betrieb!

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