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Wenn die OECD hustet...

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...bekommen deutsche Politiker Lungenentzündung! Seit Jahren hören wir uns von dieser Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung an, dass in Deutschland die Bildungsausgaben und vor allem die Quote der Studenten zu gering sind. Wie bei uns üblich, haben wir immer ein schlechtes Gewissen, wenn uns eine internationale Organisation rügt. Diese OECD also schilt die Deutschen, die immer das Bildungsbürgertum hoch gehalten haben.

Wahrscheinlich ist deshalb die Betroffenheit bei diesem Thema größer als bei den Staatsschulden. Wir brauchen, so die Besserwisser von der OECD, mehr Studenten. Im Ausland läge die Studierendenquote viel höher als bei uns. Wie lange wollen wir uns diesen Quatsch eigentlich noch anhören?

Ja, wir haben weniger Studenten – mag sein. Aber warum sind es bei uns weniger als anderswo? Ganz einfach: In anderen Ländern gibt es mehr Studenten, weil es vielfach kein vernünftiges Berufsausbildungssystem gibt. Duale Systeme zur Berufsausbildung, die sich seit Jahrzehnten hierzulande bewährt haben, sind im Ausland meistens unbekannt. Daher gibt es dort Schulen, die sich als Hochschulen titulieren lassen, obwohl sie im deutschen Sinne gar keine sind. Bei uns heißen sie Berufsschulen, Abend­schulen, Fortbildungseinrichtungen oder dergleichen.

Überspitzt gesagt: Wer im Ausland einen Hammer halten oder im Krankenhaus Betten beziehen kann und vorher ­eine schulische Ausbildung mit einem Abschluss durchlaufen hat, wird als Hochschulabgänger in der OECD-Statistik geführt. Solche Vergleiche von Dingen, die eigentlich nicht vergleichbar sind, führen zu untragbaren Vorhaltungen. Anstatt, sich solche Vorwürfe zu verbitten, nicken die inländischen Politiker mit dem Kopf und versuchen, noch eine (Fach-)Hochschule in ihrem Wahlkreis zu gründen, weil wir ja zu wenige Studenten haben – und sich ein Hochschulratsposten im Lebenslauf gut macht, vor allem dann, wenn man selbst kein Studium abgeschlossen hat!

Anscheinend ist es ein Wert an sich, viele Studenten im Lande zu haben, egal wer später einmal die Tätigkeiten verrichten soll, die auch getan werden müssen – und mit Verlaub gesagt, mit welchen man auch gutes Geld verdienen kann, wenn man es richtig kann – zum Wohle der gesamten Bevölkerung.

Aus dieser Bevormundung durch internationale Gremien gibt es zwei Auswege: Entweder wir erklären unsere Auszubildenden zu „Students“. Im Englischen, insbesondere im Amerikanischen, gibt es übrigens kein anderes Wort für Berufsschüler! Oder wir strengen einen internationalen Vergleich der Lerninhalte an. Letzteres wird gerade von den interna­tionalen Gremien immer wieder verhindert, weil dadurch die Unvergleichbarkeit und das vergleichsweise geringere Niveau ihrer sogenannten Stu­dien­abschlüsse ans Licht käme. Zusätzlich sei angemerkt, dass bei uns die staatlichen Bildungsausgaben deshalb niedriger sind, weil unsere Betriebe einen gro­ßen Teil der Ausbildungskosten tragen – und nicht der Staat! Darauf können wir stolz sein und müssen uns nicht in Demut üben!

Dies meint zumindest

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