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Harte Schale, smarter Kern

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Privat wie geschäftlich gehört das Smartphone heute für viele zum ständigen Begleiter. Es ist inzwischen wie ein digitales Schweizer Taschenmesser – ein Alleskönner im Büro und auf der Baustelle. Außerdem ist es ein zentraler Baustein der Digitalisierung am Bau und des Mobile Computing, der mobilen Nutzung von IT, Software und Dienstleistungen. Welche Möglichkeiten bietet die Funktionsvielfalt und was können spezielle Outdoor-Modelle?

Smartphones machen mobil

Die mobile Erfassung von Informationen und der Austausch digitaler Daten werden im Berufsalltag immer wichtiger. Mobile Hard- und Software kann Arbeitsabläufe rationalisieren, beschleunigen und qualitativ verbessern, weil Medienbrüche und dadurch bedingte Fehlerquellen entfallen: Arbeitszeiten, Aufmaße oder Tagesberichte werden an Ort und Stelle mit entsprechenden Apps digital erfasst, sodass handgeschriebene Notizen am Büro-PC nicht mehr eingetippt werden müssen. Smartphones sind faktisch mobile Rechner mit Telefonfunktion, die sich im Hinblick auf die Leistungsdaten und das Einsatzspektrum kaum noch von anderen mobilen PCs unterscheiden. Was die „Rechenpower“ betrifft, stellen aktuelle Modelle mit Mehrkernprozessor sogar so manchen Büro-PC in den Schatten.

Dank integrierter Mobilfunk-, WLAN- und Bluetooth-Funktion kann man mit Smartphones an jedem Ort und zu jeder Zeit auf Bürodaten oder Internetdienste zugreifen oder Daten mit anderen Geräten oder Rechnern kabellos austauschen. Beispielsweise können mit einem Laserdistanzmesser erfasste Maße sofort in das Smartphone eingelesen, verarbeitet und wenn nötig per Mobilfunk an den Bürorechner zur Weiterbearbeitung übertragen werden. Baustellen lassen sich einfacher dokumentieren, Bauschäden oder Baumängel rationeller erfassen. Bewegungs-, Lage-, Licht- oder Näherungssensoren, GPS-Empfänger und inzwischen sogar Infrarotdetektoren erweitern in Verbindung mit spezieller Software die Funktions- und Einsatzpalette.

Darauf kommt es an

Die einfache Fingergesten-Bedienung hat Smartphones populär gemacht. Mobile Software-Anwendungen (Apps) machen sie privat wie geschäftlich vielseitig einsetzbar. Während jedoch bei Note- oder Netbooks das Betriebssystem Microsoft Windows die Nutzung nahezu jeder im Büro verwendeten Software ermöglicht, muss man bei Smartphones darauf achten, welche App unter welchem mobilen Betriebssystem läuft. Wer also bestimmte Apps nutzen will, sollte zuvor prüfen, ob diese unter Google Android, Apple iOS oder einem anderen mobilen Betriebssystem funktionieren. Je größer der Betriebssystem-Verbreitungsgrad, desto größer ist die App-Auswahl.

In dieser Hinsicht ähneln sich die mobilen Betriebssysteme Android und iOS. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Während Android-Modelle von vielen Smartphone-Herstellern offeriert werden, laufen unter iOS nur Apple-Geräte. Mit der Wahl des Betriebssystems legt man folglich auch das Smartphone-Auswahlspektrum fest.

Das nächste wichtige Auswahlkriterium ist die Displaygröße. Diese reicht von etwa 3" bis 6", was einer Bildschirmdiagonale von etwa 8 bis 14 cm entspricht. Je größer das Display, desto bequemer ist die Bedienung, aber desto größer sind auch das Gehäuse und der Stromverbrauch. Das auf dem Display im Hoch- oder Querformat eingeblendete Tastaturfeld bietet im Hochformat die Möglichkeit einer einhändigen Daumen-Bedienung. So hat man die andere Hand frei – für den Zollstock etwa oder ein Laser-Distanzmessgerät.

Das ist bei den sogenannten „Phablets“, einer Mischung aus Smartphone und Tablet-PC, aufgrund der Gehäuseabmessungen etwas unbequemer. Sie passen mit ihren 6" bis 8" großen Displays gerade noch in eine Mantel- oder Jackentasche und bieten – teilweise mit einem zusätzlichen Eingabestift ausgestattet – ähnlich wie Tablet-PCs im 10"-Standardformat Vorteile aufgrund des größeren Displays. Weitere Auswahlkriterien sind die Displayauflösung (zwischen 480 x 320 und 1920 x 1080 Pixel und mehr), die Farbbrillanz und der Kontrast. Entscheidend ist die maximale Displayhelligkeit, denn der Bildschirminhalt sollte auch an einem sonnigen Tag im Freien noch einigermaßen ablesbar sein. Spezielle mobile Mehrkern-Prozessoren sparen Strom und sorgen für ein flüssiges Arbeiten. Insbesondere Dual-, Quad- und Octacore-Prozessoren, die in vielen aktuellen Smartphones und Phablets verbaut sind, ermöglichen auch rechenintensive Anwendungen.

Beim Speicher unterscheidet man zwischen dem flüchtigen Arbeitsspeicher (RAM), in den nur gerade verarbeitete Arbeitsdaten geladen werden, sowie dem internen Flash-Speicher, auf dem Anwendungs- und Programmdaten dauerhaft abgelegt werden. Aktuelle RAM-Speicher sind zwischen 256 MB und 6 GB groß, interne Speicher zwischen 16 GB und 256 GB. Hier gilt: je größer, desto besser. Bei vielen, aber nicht bei allen Modellen lässt sich der interne Speicher extern per MicroSD-Karte erweitern. Damit kann man zusätzlich Daten von bis zu 2 GB (MicroSD), 32 GB (MicroSDHC) bzw. 2 TB Größe (MicroSDXC) mitführen, sodass aus datentechnischer Sicht ein komplettes Büro bequem in eine Hosentasche passt.

Eine Digitalkamerafunktion auf der Gehäuserückseite ist ab einer Auflösung von fünf Megapixeln sinnvoll, darunter sind Fotos unbrauchbar. Eine zusätzliche Frontkamera kann man geschäftlich beispielsweise für die Videotelefonie nutzen. Drahtlose Schnittstellen wie WLAN oder Bluetooth ermöglichen den Zugang zu lokalen Funknetzen respektive den kabellosen Datentransfer mit anderen Geräten. Wichtig ist auch eine Micro-USB-Schnittstelle, die einen schnellen Anschluss an PCs, Notebooks oder Peripheriegeräte ermöglicht.

Bei der Telefonfunktion sollte man auf die Tonqualität achten und darauf, dass sich die Lautstärke den Umgebungsgeräuschen automatisch anpasst. Grundlage der mobilen Sprach- und Datenkommunikation sind Mobilfunkstandards. Zu den wichtigsten Standards zählen GSM, UMTS, HSDPA und der neue LTE-Standard. LTE steht für den nächsten Mobilfunkstandard der vierten Generation, der mit bis zu 300 bzw. 75 Mbit/s (Download/Upload) deutlich höhere Datentransferraten ermöglicht, allerdings ist die LTE-Netzstruktur nicht flächendeckend verfügbar.

Smartphones mit Vertrag: worauf achten?

Ein Smartphone ohne mobiles Internet ist wie ein Auto ohne Räder. Wer unterwegs E-Mails abrufen, im Internet recherchieren oder Apps, die eine Internetverbindung erfordern, nutzen will, kommt deshalb an einem Mobilfunkvertrag mit Internetzugang nicht vorbei. Hinzu kommt, dass hochwertige Smartphones ohne Vertrag zwischen 400 und 800 Euro kosten. Geräte mit Mobilfunkvertrag sind erheblich günstiger. Dabei sollte man aber auf das Tarifmodell achten. Da das Surfen mit begrenzten Tarifen sehr kostspielig ist, sollte man sich bei geschäftlichen Anwendungen für eine mobile Internet-Flatrate als Prepaid- oder Postpaid-Variante entscheiden.

Während Prepaid nur für Gelegenheitsnutzer interessant ist, fahren Business-Anwender mit einen Postpaid-Vertrag günstiger. Allerdings sollte man bei Vertragsabschluss darauf achten, dass es sich um keinen Volumen-, sondern um einen Pauschaltarif handelt, bei dem man für einen Pauschalbetrag (zwischen 10 und 50 Euro/Monat) zeit- und volumenunabhängig ohne Zusatzkosten telefonieren und online surfen kann. Dabei sollte man sich die Vertragsklauseln genauer anschauen, denn darin verstecken sich häufig Nutzungseinschränkungen und Kostenfallen: Einige Anbieter verbieten aus Umsatzgründen die Nutzung internetbasierter Messenger- oder Telefondienste, andere stellen für Zusatzdienste oder beim Überschreiten eines bestimmten Datenlimits zusätzliche Kosten in Rechnung. Meist muss man sich für eine Mindestvertragslaufzeit von 24 Monaten binden.

Vor dem Kauf ist deshalb das Studium von Testberichten einschlägiger Smartphone-oder Computermagazine hilfreich (siehe Linkliste). Eine gute Entscheidungsgrundlage bieten auch Adressen wie www.guenstiger.de, www.handytarife.de, www.idealo.de oder www.testberichte.de.

Wo liegen die Grenzen?

Multifunktionalität hat viele Vor-, aber auch einige Nachteile: So macht sie, trotz intuitiver Multi-Touch-Bedienung per Fingergesten, die Smartphone-Nutzung nicht unbedingt einfacher. Ungeübte Anwender können sich durch die Vielzahl der Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten schnell überfordert fühlen. Außerdem muss man gegenüber Einzelgeräten Kompromisse eingehen: Kein Smartphone bietet beispielsweise die Aufnahmequalität und die fotografischen Möglichkeiten einer guten Digitalkamera. Winzige Displaytastaturen lassen nur die Eingabe kurzer Texte zu. Kleinformatige Displays erfordern häufiges Zoomen und Scrollen. Zudem sind sie nicht hell genug, um sie auch im Sonnenlicht mühelos ablesen zu können.

Ein weiterer Schwachpunkt sind die Akkus, die bei neueren Modellen fest verbaut sind. Zwar sind Smartphones im Bereitschaftsmodus und bei ausgeschaltetem Display mehrere Tage betriebsbereit. Bei intensiver Nutzung des energiehungrigen Displays, der Mobilfunk-, Bluetooth-, WLAN-, GPS- oder Fotoleuchtenfunktion etc. halten viele Akkus einen vollen Arbeitstag kaum durch. Je nach Modell müssen Smartphones nach vier bis zehn Stunden Dauernutzung wieder an die Steckdose. Davon abweichende Herstellerangaben sind irreführend, da sie von einem praxisfernen Nutzungsprofil ausgehen. Hinzu kommt die teilweise mangelnde Verfügbarkeit, Qualität und Stabilität mobiler Netze: Zwar lassen sich mittlerweile auch große Datenmengen über Mobilfunknetze übertragen, jedoch nicht immer flächendeckend, unterbrechungsfrei und mit voller Geschwindigkeit, vor allem im ländlichen Raum.

Bereitgestellt werden Mobilfunknetze von Betreibern wie E-Plus, Telekom, O2, Vodafone etc., wobei die Qualität der Sprachverbindung, die Geschwindigkeit, Stabilität und Verfügbarkeit des mobilen Internet sehr unterschiedlich sind (siehe: www.connect.de/netztest). Last but not least sind konventionelle Smartphones nicht robust genug für den Baustellenalltag. Extreme Kälte (ab -10 °C) ist für Akkus und Displays problematisch. Auch Staub, Nässe, Stürze und Stöße können der filigranen Technik schnell den Garaus machen. Deshalb sollte man auf „Outdoor-Tauglichkeit“ achten.

Robuste Technik für die Baustelle

Robuste Modelle, auch Rugged Smartphones genannt, verfügen meist über ein schlagfestes Metall- oder ein stabiles Kunststoffgehäuse. Eine zusätzliche Gummierung federt Stürze und Stöße ab und macht das Smartphone griffiger. Das Gehäuse ist spritzwasser- und staubgeschützt, Schnittstellen haben eine Gummiabdeckung. Auch mit Arbeitshandschuhen oder bei strömendem Regen bleiben Rugged Smartphones bedienbar. Den Grad der Robustheit geben der sogenannte IP-Code und der aus dem Militärbereich stammende US Military Standard an (MIL-STD) an. IP steht für Ingress Protection (Eindring-Schutz) und gibt den Schutzgrad des Gehäuses gegen Berührung, Fremdkörper und Wasser an (siehe auch: de.wikipedia.org/wiki/Schutzart).

Der vom US-Militär definierte MIL-STD geht härter zur Sache. Er unterzieht Geräte Temperatur-, Feuchtigkeits-, Korrosions-, Fall-, Stoß- und anderen Tests. Semi-Rugged-Modelle widerstehen bestimmten äußeren Einwirkungen eingeschränkt, wie etwa Spritzwasser, Staub oder Stürzen. Das bedeutet, dass das Gerät zum Beispiel nach IP54 staub- und spritzwassergeschützt, aber eben nicht dicht ist. Fully-Rugged Hardware ist nahezu vollständig gegen äußere mechanische oder klimatische Einflüsse abgeschottet. Sie ist nach IP65 staub- und strahlwasserdicht sowie nach den jeweiligen MIL-Standards (MIL-STD 810F, MIL-STD 810G, MIL-STD 461F etc.) getestet und zertifiziert. Stürze aus Hüft- oder gar Kopfhöhe werden klaglos hingenommen, ebenso wie extreme Temperaturen (-20 °C bis +60 °C).

Ein Absturz aus größerer Höhe auf Stein oder Beton kann dagegen auch robuster Technik den Garaus machen. Bedenken sollte man auch, dass der Zusatzschutz Rugged Hardware nicht nur robuster, sondern auch größer und schwerer macht. Rugged Smartphones sind mindestens doppelt so dick und schwer wie konventionelle Modelle. Semi-Rugged-Geräte sind etwas kompakter und leichter. Als Alternative kann man auch ein konventionelles oder Semi-Rugged Smartphone wählen, das man zusätzlich durch eine Gummi- oder Neopren-Schutzhülle stoßfest, spritzwasser- und staubdicht macht. Allerdings werden einige Funktionen und die Bedienbarkeit dadurch teilweise eingeschränkt.

Fazit

Rugged Smartphones sind unverzichtbar, aber auch sie haben ihre Grenzen. Müssen etwa Daten in umfangreiche Eingabemasken eingetragen, Tabellen bearbeitet oder Pläne angezeigt werden, sind Tablet-PCs mit ihrem größeren Display und Telefonfunktion und Headset oder separatem Mobiltelefon sinnvoller. Vielschreiber werden sich zusätzlich für eine ansteckbare Tastatur entscheiden oder gleich ein Notebook mit vollwertiger QWERTZ-Tastatur oder einen Notebook-Tablet-Zwitter, einen sogenannten Convertible, wählen. Diese mobilen Geräte bieten flexiblere Anwendungsmöglichkeiten und lassen sich auch als temporären Büroarbeitsplatz nutzen.

Auch mit dem Smartphone verbundene Risiken, insbesondere im Zusammenhang mit der geschäftlichen Nutzung, sollte man nicht ausblenden. Dazu gehören etwa ein Geräteverlust: Smartphones sind klein und gehen deshalb auch schnell verloren oder werden gestohlen. Sind der Zugang und die Daten nicht verschlüsselt, können sensible Büro-, Projekt- oder Personendaten schnell in falsche Hände geraten.

TIPP

So hält der Akku länger

Obwohl die Hersteller schon von sich aus eine möglichst lange Betriebsbereitschaft aus ihren Geräten herauskitzeln, kann man mit folgenden Maßnahmen die Akku-Betriebsdauer von Smartphones zusätzlich steigern. Allerdings wird das meist mit Einschränkungen beim Bedienkomfort erkauft.

  • Sofern es die Lichtverhältnisse zulassen, Display herunterregeln, denn das Display ist der größte Stromfresser.
  • Der LTE- und UMTS-Mobilfunk benötigt mehr Energie als das WLAN, deshalb möglichst über WLAN surfen.
  • WLAN/Bluetooth etc. möglichst nur dann aktivieren, wenn man auch tatsächlich online gehen oder Daten übertragen will.
  • Auch die E-Mail-Synchronisation belastet den Akku, deshalb sollte man das Abrufintervall verlängern oder auf manuell umstellen.
  • iOS- und Android-Stromverbrauchsstatistiken nutzen und möglichst entsprechende Energiefresser-Apps deinstallieren.
  • Auch über die Systemeinstellung des Gerätes lässt sich der Stromverbrauch des Akkus minimieren.
  • Das Smartphone nur dann aufladen, wenn es nur noch etwa 10 % Leistung hat, denn die Akku-Lebensdauer hängt auch von der Ladehäufigkeit ab.

TIPP

Die SBZ empfiehlt: forum handwerk digital

Digitalisierung macht jedes Handwerksunternehmen besser – unabhängig von seiner Größe. Betriebe können sich effizienter aufstellen, um ihr Leistungsvermögen besser auszuschöpfen. Angesichts fehlender Fachkräfte und einer rosigen Auftragslage ist das ein lohnenswertes Ziel. Welche Faktoren dazu beitragen, eine Wertschöpfung in größerem Maßstab zu erzielen, stellt das „forum handwerk digital 2019“ am 7. November in Stuttgart vor. Schwerpunkte des eintägigen Kongresses sind „Das digitale Büro“ und „Onlinemarketing“. Ein Programmpunkt geht dabei auf die Möglichkeiten ein, mit Tablet und Smartphones Aufträge mobil schnell und sicher abzuwickeln. Die Teilnahme kostet 199 Euro, Frühbucher zahlen bis zum 9. September nur 149 Euro. Mehr zum Forum und zur Anmeldung unter

www.haustec.de/forum-handwerk-digital-2019

Autor

Dipl.-Ing. Marian Behaneck ist Fachautor zahlreicher Publikationen zu Hardware, Software und IT im Baubereich; 76751 Jockgrim, E-Mail: behaneck@gmx.de