SBZ: Herr Hottgenroth, Sie haben auf der ISH 2013 die Planungssoftware ETU-Planer vorgestellt. Wie ist derzeit der Stand?
Hottgenroth: Wir haben die Markteinführungsphase in engem Kontakt mit realen Anwendern zur Feinoptimierung der Software genutzt und parallel einige Module grundlegend erweitert. Beispielsweise wurde im Dezember 2013 mit der Hottcad-Version 4.0 für die grafische Erfassung ein großer Schritt bezüglich der CAD-Funktionalität getan und der Weg für ein intuitiveres, schnelleres Arbeiten geebnet. So ist es jetzt beispielsweise neben der bewährten Funktion „Parameterdächer“ auch möglich, komplexe Formen wie Mansarden- oder Tonnendächer abzubilden. Auch die Auslegung von Heizkörpern, Fußbodenheizung und Heizungsrohrnetzen kann jetzt direkt in Hottcad vorgenommen werden. Für uns ist nun der Zeitpunkt gekommen, ETU-Planer aktiver zu bewerben, denn das ganzheitliche Softwarekonzept bietet für planende SHK-Unternehmen und TGA-Planer einzigartige Vorteile.
SBZ: Welche Vorteile sind das?
Hottgenroth: Bevor wir uns vor etwa sechs Jahren entschlossen haben, in die Entwicklung einzusteigen, haben wir die Planungsabläufe rund um die technische Gebäudeausrüstung sehr genau analysiert. Dabei wurde deutlich, dass es bei planenden SHK-Unternehmen sogar so ist, dass die Planungsleistungen oft gar nicht in Rechnung gestellt werden können, sondern in die Gemeinkosten einfließen. Die etablierten Lösungen setzen insbesondere darauf, die Effizienz durch Verbesserungen bei der Bedienung und Automatismen zu steigern. Wir haben aber erkannt, dass aufgrund der Planungswirklichkeit und der zeitlichen Verfügbarkeit der endgültigen Daten auch ein einheitliches Datenmodell der Schlüssel für eine effiziente Planung ist.
SBZ: Was ist unter einem einheitlichen Datenmodell zu verstehen?
Hottgenroth: Der Dreh- und Angelpunkt unserer Software ist, dass wir das Gebäude einmal zeichnen beziehungsweise über Architektenpläne zeichnerisch erfassen. Dabei wird ein für alle unsere Berechnungs- und Auslegungsprogramme nutzbares, einheitliches Datenmodell des Gebäudes angelegt. Mit einem einheitlichen Datenmodell kann man ohne Schnittstellenverluste in allen angeschlossenen Applikationen arbeiten. Daneben ergibt sich für Anwender ein ausgesprochen hoher Wert dadurch, dass die bei der Fortschreibung der Planung notwendigen Änderungen, Korrekturen und die Aktualisierung vorläufiger Annahmen nur einmal zentral ausgeführt werden müssen und dann die gesamte Planung aktualisiert ist. Dadurch entfallen Mehrfacheingaben und die Planenden werden vor Fehlern durch inkonsistente Daten geschützt. Mit unserem Datenmodell lassen sich mit einer einmaligen Gebäudeerfassung Heiz- und Kühllastberechnung, Heizflächenauslegung, Rohrnetzberechnung für Heizung und Trinkwasser, Wärmepumpen-, KWK-, Solarthermie- und Photovoltaikintegration und die Erstellung von Plänen durchführen.
SBZ: Die Berechnungsnormen verwenden teilweise unterschiedliche Daten, wie bringen Sie die unter einen Hut?
Hottgenroth: Bei uns erfolgt die Datenerfassung unabhängig von Normen. Wenn das Gebäude einmal mit der CAD erfasst ist, kann der Anwender sofort jede Berechnung aufrufen und hat dafür alle Daten, soweit erforderlich konform zu verwendeten Berechnungsnormen zerlegt oder zusammengesetzt, zur Verfügung. Mehrfacherfassungen oder Probleme durch Innenmaße für die Heizlastberechnung, Außenmaße für die Kühllastberechnung oder Mittelmaße für Energieberechnungen existieren bei unserer Lösung nicht. Beim Erfassen muss der Anwender sich nicht darum kümmern, in welcher Form die Berechnungsnormen die Daten benötigen. Das Programm erkennt Räume sowie Innen- und Außenwände automatisch. Über die Bauteildefinitionen können dann alle notwendigen Daten bereitgestellt werden. Mithilfe des Datenmodells werden sie für die jeweilige Berechnung im Hintergrund aufbereitet. Liegen Architektenpläne – beispielsweise aus Archicad- oder Autodesk-Anwendungen bzw. über eine IFC- oder DXF-Schnittstelle – vor, lässt sich die CAD-Erfassung durch das Einlesen dieser Daten noch vereinfachen.
SBZ: Was empfehlen Sie SHK-Unternehmen und Planern?
Hottgenroth: Wer sich künftig mit dem Gedanken trägt, eine TGA-Planungssoftware anzuschaffen, sollte auch unseren ETU-Planer unter die Lupe nehmen. Eine neue Software muss unter anderem einen Zeit- und damit Kostenvorteil bieten. Genau darauf haben wir den ETU-Planer ausgerichtet. Wir verkaufen die Software als Baukastenmodell. Bei allen 3D-Plus-Versionen ist das Datenmodell schon enthalten. Man kann also den Leistungsumfang einer ETU-Planer-Version auch so erwerben, wie der Bedarf anfällt. Einziger Unterschied ist, dass man für diese Zusammenstellung die Mehrplatzfähigkeit gesondert kaufen muss. Über das Datenmodell kann man auch einfach Alternativen erstellen und beispielsweise die Wirtschaftlichkeit einer Wärmepumpe oder einer KWK-Anlage gegenüberstellen. Zudem muss man die Möglichkeiten des Datenmodells auch in der Zukunft sehen. Einmal beim Kunden erfasste Daten können auch die Basis für künftige Aufträge sein. Das Datenmodell erweitert quasi die Kundendaten. Selbst wenn zwischenzeitlich die Fassade gedämmt oder die Fenster erneuert worden sind: Mit geringem Zeitaufwand ist das Datenmodell auf dem aktuellen Stand. Und wenn sich zwischendurch die Berechnungsnormen geändert haben, wird die Kompatibilität über die Berechnungsmodule gewährleistet.
SBZ: Was sind die nächsten Schritte für den ETU-Planer?
Hottgenroth: Neben der permanenten Optimierung ist ein nächster Entwicklungsschritt, die Wohnungslüftung auf dreidimensionaler Kanalnetz-Basis in den ETU-Planer zu integrieren. Wir werden dies im Sommer 2014 präsentieren. Aktuell kann die Wohnungslüftung mit Lüftungskonzept und zweidimensionalem Anlagenschema berücksichtigt werden. Etwas später wird eine Ergänzung für Kühldecken kommen, die dann zur Flächenheizung vergleichbare Funktionen für die Planerstellung bietet. Zusätzlich arbeiten wir an einer IFC-Datenausgabe. Außerdem planen wir, den ETU-Planer mittelfristig um die Entwässerungsplanung zu erweitern, aktuell ist es bereits möglich, die Entwässerung einzuzeichnen. Weiterhin haben wir vor zwei Jahren ein Simulationsteam aufgestellt, das sukzessive zu allen normativen Berechnungen eine auf der Physik basierende und damit ortsunabhängige Simulation entwickelt. Dabei geht es uns darum, die Simulation nur so genau wie notwendig zu machen. Das ermöglicht die Nutzung des Datenmodells und stellt die Simulation einem wesentlich breiteren Anwenderkreis mit den Vorzügen einer optimierten Systemauslegung zur Verfügung. Unser Ehrgeiz ist es, dass spätestens ab 2015 der ETU-Planer die am häufigsten neu verkaufte TGA-Planungssoftware, sprich die Nr. 1, ist.
SBZ: Vielen Dank für das Gespräch.
INFO
ETU-Planer
Bei der Software ETU-Planer von Hottgenroth/ETU wird über eine integrierte CAD-Erfassung (Hottcad) ein 3D-Modell erzeugt, das durch das einheitliche Datenmodell dann allen Berechnungsprogrammen zur Verfügung steht. Änderungen, Korrekturen und die Aktualisierung vorläufiger Annahmen, die sich bei der Fortschreibung der Planung ergeben, werden nur einmal zentral vorgenommen. Mit einem gemeinsamen Datenmodell und einem Datenaustausch zwischen den Programmmodulen wirkt das Softwarekonzept zeitraubenden Mehrfacheingaben entgegen.