Augmented Reality bedeutet „erweiterte Realität“. Hier kommen neben mobilen Endgeräten wie Smartphones, Tablets etc. auch Datenbrillen zum Einsatz. Auf den Displays werden kontextbezogene Informationen und Objekte so eingeblendet, dass sie die reale Welt erweitern. Eine integrierte Kamera erkennt ein Objekt (z. B. Heizung, Maschine, Palette etc.) und zeigt dann relevante Daten und Dokumente dazu an. Bei Datenbrillen direkt im Sichtfeld des Benutzers.
Datenbrillen
Datenbrillen sind für Mitarbeiter der verschiedensten Arbeitsbereiche eines Unternehmens einsetzbar. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Datenbrillen auf dem Markt. Man unterscheidet zwischen monokularen und binokularen Ausführungen. Informationen werden dabei entweder nur für ein oder für beide Augen eingeblendet. Binokulare Systeme eignen sich vor allem für komplexe Visualisierungen. Da die Brillen im Handwerk oft Schmutz und Nässe ausgeliefert sind, eignen sich die meisten gut für den Einsatz auf Baustellen.
Datenbrillen lassen sich per Touchpad oder Tasten steuern oder über Smartphones, PC oder Controller. Bei vielen Geräten kommen Sprach- und Gestensteuerung zum Einsatz. Das sogenannte „Eye-Tracking“ ermöglicht dem Nutzer, mit den Augen bestimmte Tätigkeiten zu steuern.
Wo ist AR im Handwerk sinnvoll?
Interaktive Visualisierung ist eine wichtige Entscheidungshilfe für den Kunden im Kauf- und Planungsprozess. Deshalb dürfte für viele Gewerke des Innenausbaus, wo Vorab-Visualisierungen eine Rolle spielen, AR nicht mehr wegzudenken sein. Badewannen, Waschtische, Küchenschränke, Wand- und Bodenbeläge etc. können mittels AR auf dem Tablet oder Smartphone beliebig positioniert werden. In verschiedenen Ausführungen, Farben, Größen, aus unterschiedlichen Kollektionen und in diversen Verarbeitungsvarianten und Verlegemustern. Die 3-D-Ansicht macht verschiedene Blickwinkel möglich, um einen möglichst originalgetreuen Eindruck zu erhalten.
Mehr Effizienz in Wartung und Reparatur
In der Wartung und Reparatur können mit AR-Anwendungen auf dem Smartphone, Tablet oder via Datenbrille nicht nur Service- und Montageanleitungen sichtbar gemacht werden, sondern es ist auch das dreidimensionale Einblenden von Gebäude- und Installationsplänen in der „echten“ Umgebung möglich, in der sich der Servicemitarbeiter befindet. Ein Beispiel: Ein Heizungstechniker hat während einer Wartung direkten Zugriff auf relevante Daten, um sich besser orientieren zu können. Das können Gerätedaten sein, Arbeitsschritte, die er in einer bestimmten Reihenfolge auszuführen hat, oder Hinweise auf Gefahrensituationen. So können virtuelle Pfeile zum Beispiel auf diejenigen Schrauben deuten, die während eines bestimmten Reparatur- oder Wartungsvorgangs zu lösen sind.
Die Handlungen des Mitarbeiters lassen sich dokumentieren, direkt in die Systeme des Betriebes in Echtzeit übertragen und dort zu Dokumentationszwecken, zur Zeiterfassung oder Rechnungsstellung weiterverarbeiten. Prüf- und Messergebnisse, Fotos oder Sprachnachrichten können so direkt übermittelt werden, ohne einen einzigen Zettel auszufüllen. Möglich ist auch ein Schreibzugriff über das Tablet in die zentrale Datenbank im Büro. Auch können während einer Wartung oder Reparatur Angaben über Ersatzteile und deren Verfügbarkeit am Lager angezeigt werden.
Eine andere Möglichkeit ist die Unterstützung aus dem Betrieb, indem ein Livebild aus der Kamerabrille ins Büro übertragen wird. Dadurch entfallen Anfahrt und mögliche Kommunikationsschwierigkeiten. Der Monteur hat die Hände frei. Arbeitszeiten können deutlich reduziert werden, da Rückfragen, das Nachschlagen in Ordnern oder Handbüchern und die Mitführung von Checklisten entfallen.
Intelligente Assistenten in der Lagerlogistik
Datenbrillen überzeugen als Unterstützung der Mitarbeiter besonders in den Bereichen Lagerlogistik und Kommissionierung. So lassen sich Fehler und Zeitaufwand gegenüber den konventionellen Arbeitsprozessen in diesen Bereichen deutlich reduzieren. Lagermitarbeiter können mittels Datenbrillen beispielsweise Barcodes von Produkten und Material einscannen und werden dann zum entsprechenden Lagerort geleitet. Sogenannte „Vision-Picking-Lösungen“ bringen mehr Effizienz in die Lieferkette: Bevor ein Artikel im Lager aus dem Regal genommen wird, wird er zuvor über einen Barcode gescannt. Der Mitarbeiter erhält dann genaue Anweisungen, wo das Produkt abgelegt werden muss.
Transparenz auf der Baustelle
Mit Eye-Tracking ist es außerdem möglich, die Inhalte von Paletten zu erkennen und Informationen über Warenbestand und Lieferkonditionen zu erhalten. Durch Zusatzinformationen wie Checklisten, Auswahlinformationen und auch Videoaufzeichnungen können Fehler sofort erkannt werden. Sperrige Scanner entfallen, die Auswahlzeit verringert sich.
Mitarbeiter auf der Baustelle erhalten mittels AR-Anwendung Informationen über Leitungen, Rohre, Schächte etc. Bei einer AR-gestützten Navigation durch die Baustelle erfassen mobile Geräte oder Brillen unter anderem auch Feuerlöscher, Fluchtwege oder Gefahrenstellen. Das Ausmessen kann vielfach entfallen, da die AR-Anwendung die Bemaßung übernimmt. Damit sinkt auch die Fehlerquote bei der Übertragung von wichtigen Daten.
Fazit
Ob mit oder ohne Datenbrille – durch die innovative Technologie ergeben sich völlig neue Dimensionen in Lagerlogistik und Kommissionierung und zunehmend auch in der Kundenberatung bzw. bei Wartung und Montage. Mit AR-Assistenzsystemen können Handwerksleistungen besser geplant und Produktionsprozesse und Materialbeschaffung optimiert und weniger fehlerbehaftet gelöst werden.
TIPP
500 Minuten Digitalisierungswissen
Der erste 24-h-Online-Kongress wurde 2019 vom „forum handwerk digital“ (fhd) erfolgreich durchgeführt. Auch in diesem Jahr wird es am 12. November 2020 von 9:30 bis 17:50 Uhr viele neue Inspirationen geben. Und wieder gilt das Motto: Digital denken. Erfolgreich handeln! – diesmal gibt es allerdings „nur“ 500 Minuten geballtes Digitalisierungswissen live! Das umfangreiche Themenangebot der Vorträge und Talkrunden richtet sich sowohl an Digitalisierungseinsteiger als auch an digitalaffine und bereits weitestgehend digital agierende Handwerksunternehmer. Schwerpunkte sind beispielsweise Cloudanwendungen in der Praxis mit konkreten Vorführungen internetbasierter Anwendungen, die Handwerker schon heute einsetzen können, und „Digitale Innovation“ mit spannenden, handwerksrelevanten Zukunftsthemen. Relevante, bereits erprobte und verfügbare Lösungen werden in Tech-Shows zwischen den Themenrunden live vorgestellt.
Teilnahmeregistrierung
Die Teilnahme am 2. fhd-Online-Kongress am 12. November 2020 erfordert lediglich eine kostenlose Registrierung unter www.fhd-online-kongress.de. Und wie im vergangenen Jahr gilt auch diesmal: Im Nachgang des fhd-Online-Kongresses werden die Inhalte allen registrierten Teilnehmern im Internet zur Verfügung gestellt.