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Einschätzung zu Photovoltaik und Solarthermie

Wohin bewegen sich die Solarpreise?

Nach Jahren mit starkem Wachstum könnte der Photovoltaikmarkt 2009 schwieriger werden. Sinkende Einspeisevergütungen von 8 bzw. 9 % in Deutschland, ein „Zubaudeckel“ in Spanien sowie unklare Zukunftsaussichten in den USA dämpfen den Optimismus der Branche. Wie sich diese Vorzeichen auf Nachfrage und Marktentwicklung in 2009 auswirken, dar­über sind sich Experten uneins.

Mindestens 8 bis 10 % Preis­senkung notwendig

Bis Ende November laufen die Gespräche zwischen Herstellern, Großhändlern und Installateuren über die Abnahmemengen für das nächste Jahr. Fest steht, dass sich die Preise für Module und Komplettsysteme nach unten bewegen müssen. Zum Ausgleich der erhöhten Degression sind in Deutschland Preissenkungen zwischen 8 und 10 % nötig. „Im Moment sinken Preise für Module und Komplettanlagen nur gering. Für 2009 erwarten wir eine Senkung der Verkaufspreise von 5 bis 8 %“, so Simon-Boris Estermann, Vorstandsvorsitzender des Fachverbandes Energie- und Gebäudetechnik. Für eine abschließende Beurteilung, ob der deutsche Markt in 2009 nach der Kürzung der Förderung noch wachsen werde, sei es zu früh. Dies hänge von den Herstellern ab. „Einige haben angekündigt, dass sie die 8 % auffangen und an den Großhandel und die Installateure weitergeben wollen. Andere, die nicht so gut positioniert sind, sehen zwar auch die Notwendigkeit von Preissenkungen, allerdings nicht in der vollen Höhe.“ Dies bedeute, dass Deutschland froh sein kann, wenn das ­Niveau von 2008 gehalten wird. Deutlich positiver sieht Carsten Körnig, Geschäftsführer beim Bundesverband Solarwirtschaft (BSW), das nächste Jahr: „Spätestens im Frühjahr 2009 werden die Preise sicherlich deutlich in Bewegung geraten. Entsprechende Ankündigungen vereinzelter Hersteller sind bereits im Handwerk angekommen.“ Auch für Körnig müssten die Anlagenpreise 2009 um 8 bis 10 % sinken.

Hoffnung auf stabiles Auslandsgeschäft

Hoffnungen, dem Preisdruck doch margenschonend zu entgehen, gibt es bei Modulherstellern, die das Risiko ihres Geschäfts auf verschiedene Märkte gestreut haben. So ­gehe derzeit, laut Aussagen einiger Experten, viel Ware in die USA. Dieser Markt, der auf Grund seiner schlechten Energieversorgung von Stromausfällen geprägt ist, wird zum Hoffnungsträger Nr. 1 für die Branche. Bestärkt wird diese Einschätzung durch die vom US-Senat beschlossene Verlängerung der Steuervergünstigungen im Solarsektor. „Die USA werden sich zu einem ähnlich erfolgreichen Markt wie Deutschland entwickeln. Allerdings mit dem Unterschied, dass sie ohne direkte Förderung wie die Einspeisevergütung auskommen“, so Estermann. Auch für Spanien sehe er nicht ganz schwarz und halte ein Wegbrechen des Marktes trotz des De­ckels von 500 MW für ausgeschlossen. So gebe es viele Projekte auf den Kanaren, die Autarkie bei der Energieversorgung anstreben. „Auch in China hat sich eine Trendwende hin zur Photovoltaik entwickelt, so dass die Produktion nicht mehr in vollem Umfang in den Export gehen wird.“

Druck lastet auf Zell- und Modulherstellern

Nach einer Prognose des britischen Marktforschers New Energy Finance werden die in langfristigen Verträgen festgelegten Siliziumpreise von 42 bis 63 € pro kg für 2008 im nächsten Jahr kaum sinken. Für 2009 sehen die Experten Preise von 35 bis 83 € pro kg. Wenig Bewegung gibt es für Jenny Chase, Senior Associate Solar bei New Energy Finance, im Bereich der Wafer. Ein Spielraum für Preissenkungen auf den beiden ersten Stufen der Wertschöpfung ist nicht erkennbar. Der Druck lastet damit auf Zell- und Modulherstellern. Derzeit liege laut New Energie Finance der Preis für Zellen bei 2,08 €/W im Schnitt. Für 2009 erwartet Chase eine Preissenkung von 10 bis 30 %. Dabei profitieren Kunden von langfristigen Verträgen, die mit Gleitklauseln versehen sind, wie z.B. beim Hersteller Q-Cells. Das habe den Vorteil, dass bei Änderungen der Förderbedingungen, wie jetzt in Deutschland geschehen, oder bei starken Preisrückgängen beim Silizium nicht der komplette Vertrag aufgemacht werden muss, so Anton Milner, Vorstandsvorsitzender der Q-Cells AG.

Abschaffung der Jahres­verein­barungen

Problematisch wird die Situation für Modulhersteller, die keine Verträge mit Gleitklauseln abgeschlossen ­haben und sich im zunehmenden Wettbewerb mit anderen Herstellern ­behaupten müssen. Denn es gilt, die bestehenden Margen, die im Vergleich zu den vorgelagerten Wertschöpfungsstufen deutlich geringer ausfallen, zu verteidigen. Verständlicherweise sprechen die Hersteller derzeit ungern über den aktuellen Stand, da viele noch in Verhandlungen mit Kunden und Lieferanten stehen.

Auch bei den japanischen Unternehmen wird der erhöhten Degression in den Gesprächen mit den Großhändlern Rechnung getragen. Das bedeutet, dass eine Preissenkung von 8 bis 9 % für 2009 denkbar ist. Die genaue Preisgestaltung hängt für Modulhersteller davon ab, wie die Bestellmengen aussehen und wie viel Ware ins Ausland abgesetzt werden kann, wo das Preis­niveau ­teilweise noch höher liegt. Eine stabile oder sogar wachsende Nachfrage aus dem Ausland würde den Preisdruck im nächsten Jahr abfedern.

Eine wichtige Änderung liegt in der Abschaffung der bislang geltenden Jahresvereinbarungen. „Verträge gelten jetzt nur noch Monate, denn auf Grund der nicht absehbaren Markt- und Preisentwicklung machen längere Laufzeiten keinen Sinn“, bekräftigt ein Insider.“

Modulpreise im 3. Quartal leicht steigend

Zum dritten Mal in Folge haben ­Installateure in Deutschland mit steigenden Netto-Einkaufspreisen bei den Photovoltaikmodulen zu tun. Dies zeigt der Preisindex des BSW aus dem 3. Quartal 2008. Demnach kletterte der Preis pro Watt seit Beginn des Jahres von 2,98 auf 3,03 €. Auch am Spotmarkt ist die Verteuerung zu beobachten. Insbesondere chinesische Markenprodukte und Dünnschichtmodule sind nach Aussage von Installateuren dafür verantwortlich. Der langfristige Trend aber zeigt, dass seit 2006 die Preise um 12,5 % gefallen sind. In Deutschland verringerte sich der Preis von Solarstromanlagen für den Endkunden in den letzten zwei Jahren um ca. 15 %. Er sank von rund 5000 auf 4254 €/kW (zzgl. MwSt.) im 3. Quartal 2008.

Preisdruck bei der Dünnschichttechnik

Konkurrenz und wachsenden Preisdruck bei sinkender Nachfrage sehen Experten auch von der Dünnschichttechnik ausgehen. Derzeit erzielbare Modulpreise pro Watt (ohne Installation) von 2,10 € für a-Si, 2,50 € für Tandem, 2,65 € für CIS/CIG und 1,70 € für CdTe werden Spuren hinterlassen. Für Cars­ten Körnig ist die Dünnschicht-Technik bei geringerer Förderung aber nur bedingt im Vorteil. „In einzelnen Marktsegmenten ist das der Fall und sicherlich sind die jüngsten Entwicklungen in der Dünnschichttechnologie eine Herausforderung für die klassische Siliziumtechnologie. Diese besitzt jedoch noch erhebliche Kostensenkungspotenziale, verfügt über wertvolle Langzeiterfahrungen und dürfte nach Experteneinschätzung ebenfalls in wenigen Jahren die Netzparität mit Fossilstrom erreichen. Ich sehe hier also eher einen gesunden Wettbewerb und einen Schrittmacher in Richtung Netzparität“, erklärt der Geschäftsführer.

Rohstoffe als Preistreiber bei der Solarthermie

Im Bereich der Solarthermie sind die Preisentwicklungen schwerer nachzuvollziehen. EuPD Research hat dazu 100 Installateure befragt. 65 % von ihnen gaben an, dass die Preise für Kollektoren im 2. Quartal 2008 im Vergleich zum ersten gleich geblieben seien. 32 % teilten mit, die Preise seien gestiegen. Joachim Haber, von Haber Elektrotechnik, erwartet, dass die Preise im nächsten Jahr stabil bleiben. Eine Erwartung, die enttäuscht werden könnten. Denn den Herstellern von Kollektoren machen die hohen Rohstoffpreise zu schaffen. So erhöhte z.B. die Firma Viessmann bereits in diesem Jahr die Preise. Michael Wagner, Mitarbeiter der Pressestelle des Unternehmens: „Wir haben unsere Verkaufspreise um 2,9 % erhöht. Wir hoffen, dass wir die Preise für das nächste Jahr stabil halten können.“ Aber garantieren will Wagner das nicht. Eine moderate Preiserhöhung sei nicht auszuschließen. Als Grund nennt er die gestiegenen und immer noch steigenden Preise für Energie und Material. „Die Rohstoffpreise haben sehr stark angezogen, vor allem Metalle sind sehr teuer geworden“, so Wagner.

Systempreise könnten langfristig zweistellig sinken

Aus demselben Grund setzte der Hersteller Consolar am 15. Oktober seine Preise für Solarkollektoren um 3 % nach oben. „Bis jetzt ist es uns gelungen, die Preise stabil zu halten“, so Lena Rutkowska, Mitarbeiterin der Marketingabteilung von Consolar. „Aber die steigenden Rohstoffpreise zwingen uns, die Preise für Kollektoren nach oben anzupassen.“ Bei der Preiserhöhung handle es sich um einen Trend, der die ganze Solarthermie-Branche betrifft. So erhöht auch der Solarthermie-Hersteller Wagner & Co. seine Preise um 3,25 %, um ein weiteres Beispiel zu ­nennen.

Bezüglich der Preisentwicklung im Bereich der Solarthermie sagt Sebastian Fasbender, Pressesprecher des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. „Nach BSW-Solar-Informationen sind die Preise 2008 weitgehend stabil geblieben. Rationalisierungseffekte und Preissteigerungen bei Rohstoffen glichen sich aus. Für 2009 könnte die Stahlpreisentwicklung jedoch eine Preisanpassung um rund 3 % erforderlich machen.“ Mittel- bis langfristig könnten die Solarthermie-Systempreise aber zweistellig sinken. Die steigende Nachfrage auch im Export werde zu einem Mengenwachstum und damit zu Skalierungseffekten führen.

Weitere Informationen

Unser Autor Markus Grunwald ist Redakteur bei EuPD Europressedienst, 53111 Bonn, Telefon (0228) 3 69 44-70, Telefax (0228) 3 69 44-88, http://www.europres sedienst.com

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