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Entwicklungen auf den Photovoltaikmärkten

Eine Branche wird erwachsen

Zum fünften Mal fand im Vorfeld der Intersolar vom 25. bis zum 26. Mai das PV Industry Forum in München statt. Rund 400 Teilnehmer nahmen an der Veranstaltung teil. Sie konnten sich in den Vorträgen der 29 Redner aus Europa, Asien und den USA über die aktuellen Entwicklungen auf den internationalen Photovoltaikmärkten informieren.

Anreizsysteme für kleinere Installationen und Aufdachanlagen

Bei der Vorstellung der attraktivsten europäischen Märkte gab es keine Überraschungen. Spanien und Deutschland präsentierte Jorg Hardt, Ernst & Young, in seinem Vortrag als etablierte Märkte. „In Deutschland ist das EEG seit 2000 in Kraft. Diese langfristig angelegte Unterstützung hat das Wachstum der Industrie erst möglich gemacht“, sagte Hardt. Auch die Absenkung der Einspeisevergütung zum Januar 2009 wirke sich nicht negativ aus, da die gesunkenen System­preise die höhere Degression kompensieren. Der Schlüssel zum Bestehen im schwierigen Marktumfeld liege in der Diversifizierung. Allgemein gehe der Trend dahin, mit Anreizsystemen kleinere Installationen und Aufdachanlagen zu fördern. „Projektentwickler, die mit ihrem Geschäftsmodell breit aufgestellt sind, sind besser gegen volatile Projektmärkte gewappnet“, sagte Hardt.

Aber auch für die Industrie bedeutet die neue Marktsituation Veränderungen. „Die Photovoltaikindustrie verlässt eine eher experimentelle Phase und erreicht eine industrielle Stufe. Wir werden 2015 weniger, aber dafür größere Unternehmen sehen. Daneben wird es viele Start-ups geben, die neue Ideen ins Spiel bringen. Und die erfolgreichen werden von den großen Unternehmen aufgekauft werden“, sagte Eddy Blokken, SEMI Europe.

Netzparität gibt es bereits in Florida und Kalifornien

In Spanien hatte der im September letzten Jahres eingeführte Deckel von 500 MW für 2009 den Markt zum Erliegen gebracht. „Die Entfernung des Deckels ist eine essenzielle Voraussetzung, um auf dem spanischen Markt wieder ein signifikantes Wachstum zu erzeugen“, sagte Jorg Hardt. Als die künftigen Wachstumsmärkte stellte er Italien und Frankreich dar, die an Bedeutung gewinnen werden. Allgemein bezeichnete Hardt die langfristige Perspektive der Photovoltaik als positiv, denn der steigende Energiebedarf setze voraus, dass mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen bereitgestellt wird.

In seinem Ausblick über die aktuellen Entwicklungen in den USA zeichnete Rhone Resch, US-amerikanischer Verband der Solar­industrie, ein hoffnungsvolles Bild. Erst in der vergangenen Woche habe Texas ein Programm über 500 MW verabschiedet. „Insgesamt haben mittlerweile 28 US-Staaten den Anteil der Erneuerbaren an ihrem Energiemix festgelegt. Dies zwingt die Stromversorger, einen Teil ihres Stroms aus erneuerbaren Quellen zu beziehen“, meinte Resch. Zwar dauere es, bis sich die schwerfälligen Energieversorger einmal in Bewegung setzen, doch einmal geschehen, sei das Potenzial für die Realisierung von Photovoltaik-Großanlagen gegeben. „Bereits 2008 lag das Marktwachstum für das Engagement der Stromversorger in der Photovoltaik in den USA bei 97% im Vergleich zum Vorjahr“, sagte Resch. Auch sei schon heute die Netzparität in einigen Regionen wie Florida und Kalifornien erreicht.

Bis 2012 oder 2013 Netzparität in Deutschland?

Der Nachmittag des ersten Konferenztages stand ganz im Zeichen der Netzparität. „Innerhalb der PV-Gemeinschaft ist der Gedanke der Netzparität bereits akzeptiert. Hier stellt sich nur noch die Frage nach dem Wann und Wo“, sagte Stefan Nowak von der Schweizer NET Ltd. Mit dem Erreichen der Netzparität dringe man in Gebiete vor, die derzeit noch von den klassischen Energieversorgern besetzt seien.

Shyam Mehta, Greentech Media, machte deutlich, dass viele Faktoren auf die Netzparität Einfluss ausüben. „Auf der Angebotsseite sind dies der Systempreis, die Lebensdauer der Wechselrichter und die Systemperformance“, sagte Mehta. Aber auch Marktvariablen wie die örtlichen Strompreise, die Sonneneinstrahlung oder der Anlagentyp – kommerziell oder im Wohngebäudebereich – müssten berücksichtigt werden. Hinzu kämen noch die Finanzierung, also die Kreditbedingungen und die Zinssätze, so Mehta weiter. „In Italien als erster europäischer Markt könnte, dank einer Globalstrahlung von 5,5-6 kWh/m2/Tag und den hohen Strompreisen von US$ 0,25/kWh, ab 2010/2011 die Netzparität für Anlagen im Wohngebäudebereich Realität werden. Aber auch in Deutschland sei die Netzparität nicht mehr in weiter Ferne. „Kommerzielle Projekte könnten bereits 2012 bis 2013 die Netzparität in Deutschland erreichen. Dies wird möglich, da einerseits die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) eine Finanzierung zu niedrigen Zinssätzen anbietet und andererseits die Strompreise mit 0,25 bis 03,0 US$/kWh sehr hoch sind“, erläuterte Mehta.

Im schwierigen aktuellen ­Marktumfeld bestehen

Bis die Netzparität erreicht ist und sich gleichzeitig unbegrenzte Absatzmärkte für die Branche öffnen, gilt es vorerst aber in dem schwierigen aktuellen Marktumfeld zu bestehen. „Ein leichtes Überangebot ist gut für den Markt und dient als Treiber, um die Kosten zu senken. Derzeit haben wir jedoch ein starkes Überangebot“, sagte Eddy Blokken, SEMI Europe. Wichtig sei es für die gesamte Branche, sich nicht nur Zielvorgaben für die Entwicklung der Performance zu setzen, sondern auch über einen Entwicklungsplan zum Aufbau der Produktionskapazitäten entlang der Wertschöpfungskette zu verfügen. Da der Zeitrahmen für den Aufbau einer Siliziumproduktion beispielsweise bei 2–3 Jahren liege und damit deutlich länger angelegt sei als der Aufbau einer Modulproduktion, die innerhalb eines Jahres möglich sei, ließen sich nur so Überangebot und Flaschenhalssituationen vermeiden. Weiterhin sei die Standardisierung, die Chancen für Kostensenkungen biete, eine große Herausforderung für die Branche. „Bei der Halbleiterindustrie beispielsweise brachte die Einführung von Standards eine Kostenreduk­tion um 15% mit sich“, sagte Blokken.

Netzparität, im Englischen auch als Grid Parity bezeichnet, wird dann erreicht, wenn elektrische Energie aus einer Photovoltaikanlage zum gleichen Preis wie der Endverbraucherpreis (von Steckdosenstrom) aus anderen Energiequellen angebo­ten werden kann. Liegen die Energiekosten einer Photovoltaikanlage unter den Kosten anderer Energiequellen, kann es für den einzelnen Anlagenbetreiber sinnvoller sein, seinen Solarstrom selber zu verbrauchen, statt ihn in das öffentliche Netz einzuspeisen. (Quelle: https://www.wikipedia.de/)

SBZ-Redaktion

Was ist Netzparität?

Unser Autor Stefan Hausmann ist Redakteur beim Europressedienst, 53111 Bonn, Tel. (02 28) 3 69 44-76, Telefax (02 28) 3 69 44-88, E-Mail: redaktion@europressedienst.com, https://www.europressedienst.com/