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Preisentwicklung bei Photovoltaik in 2009

Jetzt einkaufen oder noch abwarten?

Inhalt

Wenn es ein Wort gibt, das derzeit die Photovoltaikbranche in Unruhe versetzt, dann ist dies „Preis“. Bereits Ende 2008 zeichnete sich ab, dass in Deutschland die Preise für PV-Module und -Komplettsysteme – wegen der deutlich gesunkenen heimischen EEG-Förderung sowie der Deckelung des spanischen Marktes – unter Druck geraten würden. Rund 10 % weniger wurde von vielen Experten für 2009 erwartet, um nach Inkrafttreten der neuen Fördertarife des EEG z.B. den privaten Endkunden noch eine vernünftige Rendite bieten zu können. Dann schlug die Finanzkrise zu und der harte Winter tat sein übriges, um Installationen zu verhindern.

Preisrückgang um bis zu 12 %

Wie sieht es derzeit nun an der Preisfront konkret aus: Sollten Installateure mit dem Einkauf noch warten oder sind die Preise schon auf der Talsohle angekommen? Fragen, mit denen sich Marktteilnehmer derzeit viel beschäftigen, aber nicht gerne darüber reden. Börsennotierte Hersteller verweigern zu dem Thema grundsätzlich die Antwort. Zu groß ist die Gefahr, dass Aussagen über sinkende Preise, die ja auch sinkende Margen bedeuten können, vor Veröffentlichung der Jahresergebnisse 2008 die Anleger weiter verunsichern.

Was dem einen sein Leid, ist dem anderen sein Freud. So berichten große Installateure wie Martin Praml von Elektro Praml aus Rudering bei Passau, von einem deutlichen Preisrückgang von 8 bis 12 % in den letzten drei Monaten. „Gleichzeitig haben wir einen erfreulichen Auftragseingang, so dass wir Ende Februar, wenn der Schnee hoffentlich weg ist, endlich anfangen können“, kommentiert Praml die Lage.

Kristalline Module ab 2,1 €/W

Noch optimistischer sind die Erkenntnisse von pvXchange, einem B-to-B Internethandelsportal für Photovoltaikmodule und Komplettsysteme. Grundsätzlich, erklärt Gema Garay, Seniorconsultant der Börse, müsse zwischen den verschiedenen Herkunftsländern und den Technologien unterschieden werden. So seien die Preise für kristalline Module von chinesischen No-Name-Produzenten um fast 20% auf ein Niveau von 2,10 bis 2,20 € pro Watt gefallen. Bei Spitzenproduzenten aus China, wie Suntech oder Yingli Solar wären derzeit das Watt für 2,45 bis 2,55 € pro Watt zu haben.

Auch japanische Hersteller haben nach Aussage von Garay ihre Preise schon um fast 10 % gesenkt. So kosten Sharp-Module über das Internet jetzt rund 2,60 € pro Watt; während Kyocera und Mitsubishi mit 2,75 € pro Watt knapp darüber liegen. Deutlich höhere Preise zahlen Installateure noch für deutsche Produkte. Solarworld und Solon kosten derzeit zwischen 2,95 und 3,20 € pro Watt.

Preise nur unter Vorbehalt

Doch Achtung: Die genannten Preise sollten nur unter Vorbehalt gesehen werden, da es sich erstens um Spot-Preise handelt, die sich aus der Nachfrage und Angebotsentwicklung innerhalb der Handelsplattform ermitteln. Außerdem gelten diese nur für die Abnahme ganzer Container, was immerhin einer Menge von 110 bis 130 kW gleichkommt. Für manchen Installateur zu viel. Des Weiteren berücksichtigen die Preise keine feste Lieferbeziehung zwischen Großhandel und Installateur, wie sie im deutschen Markt typisch sind. Andere Instrumente, wie der Preisindex des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW), kommen deshalb zu etwas höheren Werten (siehe Interview). So bestätigt auch Andreas Schmidt, Installateur aus dem Westerwald exemplarisch, dass er derzeit bei seinem Großhändler Preisnachlässe noch nicht in dem Ausmaß sehe.

Erste Talsohle erreicht

Als eine weitere mögliche Ursache analysiert Simon-Boris Estermann, Geschäftsführer der Gebäudetechnik Estermann aus Köfering, dass einige Großhändler sich verspekuliert hätten, da sie schon im letzten Jahr Ware geordert hätten und damit beim jetzigen Preisniveau beim Verkauf Verluste einfahren.

Dass auch die erste Talsohle bereits erreicht sein könnte, schließen die Installateure Praml und Schmidt nicht aus. Wenn die Sonne bald wieder hervorkommt werden die Kunden nach einem Blick auf ihre hohen Energiekosten, wegen der langen Heizperiode, vielleicht eher bereit sein, schwebende Aufträge zu unterschreiben, hofft Schmidt. Und auch Praml kann sich sogar vorstellen, dass die Preise dann wieder leicht steigen können, da viele Hersteller ihre Produk­tionen deutlich herunter gefahren hätten.

Weitere Informationen

Unser Autor Michael Forst ist Geschäftsführer vom EuPD Europressedienst, 53111 Bonn, Telefon (0228) 36944-75, Telefax (0228) 36944-88, E-Mail: info@europressedienst.com, https://www.europressedienst.com/

Das optimale Preisniveau gibt es nicht

Interview mit Marktforscher Markus Hoehner

Im Auftrag des Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) analysiert der Bonner Marktforscher EuPD Research seit Jahren die Preisentwicklung von Solarsystemen und Photovoltaikmodulen in Deutschland. Der Preisindex wird quartalsweise unter 100 PV Installateuren erhoben und liefert ein genaues Bild der Preispolitik im deutschen Binnenmarkt. Über die Trends und Tendenzen äußert sich Markus A.W. Hoehner, Geschäftsführer von EuPD Research im Gespräch mit Michael Forst im Auftrag der SBZ.

»Preis-Dumping wäre der falsche Weg für die Photovoltaikbranche«

SBZ: Das Thema der Preisfindung beschäftigt derzeit die gesamte PV-Branche. Was hat dazu geführt?

Hoehner: Der Preisrutsch ist tatsächlich in vollem Gange. Es gibt aktuell kein Thema, das mit solcher Spannung verfolgt wird, wie die Preisentwicklung am Modulmarkt. Das hängt stark mit einer veränderten Marktsitua­tion zusammen, die unsere Analysten schon vor über einem Jahr vorhergesehen haben. In den letzten Jahren wurden die Preise fast ausschließlich durch mangelnde Verfügbarkeit von Rohstoffen wie Solarsilizium bestimmt. Inzwischen haben die Unternehmen aber auf allen Ebenen der Wertschöpfung nachgelegt und können die Nachfrage mehr als ausreichend bedienen. Derzeit steuern wir in den meisten Bereichen auf eine deutliche Überproduktion hin. Nun greifen die Marktgesetze und die Unternehmen müssen ihre Preispolitik neu überdenken.

SBZ: Wo liegt das Preisniveau für Photovoltaikanlagen und -module zu Beginn des Jahres 2008?

Hoehner: Die Preise variieren abhängig vom Produktionsland und der Technologie. Aktuell sehen wir, dass sie in Deutschland im Mittel zumindest entsprechend der Degression des EEG sinken. Das geschieht allerdings nicht einheitlich. Einige Hersteller haben im ersten Quartal 2009 ihre Preise teilweise zweistellig gesenkt. Andere Produzenten zögern dagegen noch und senken moderater. Nach Aussage der von uns befragten Installateure lag das Preisniveau für monokristalline, deutsche Markenmodule im vierten Quartal 2008 zwischen 4 €/W und knapp unter 3 €/W.

SBZ: Gilt diese Tendenz auch für Ware aus dem Ausland?

Hoehner: Ausländische Markenmodule lagen in der gleichen Spanne. Lediglich ausländische No-Name-Produkte kauften manche Installateure zum Teil schon für 2,45 €/W. In diesem Segment der markenlosen Importe spürt man, dass die Preise von manchen Herstellern mit Gewalt gedrückt wurden – einige Unternehmen sprechen da schon von bewusstem Preis-Dumping. Auch polykristalline Module aus dem Ausland wurden zum Ende des Jahres etwas billiger, deutsche Module legten dagegen minimal zu. Zwischen 2,74 und 3,95 €/W gaben die Installateure für Markenmodule aus Deutschland netto aus. In der Gesamtübersicht waren die Preise Ende 2008 jedoch über alle Technologien hinweg leicht rückläufig.

SBZ: Welche Rolle spielt der kalte Winter bei dieser Preisentwicklung?

Hoehner: In diesem Jahr war der Winter kälter als gewohnt. In der Praxis ist das allerdings ohnehin keine Zeit, in der große PV-Mengen in Deutschland verbaut werden. Über die Auswirkung des Winters können wir erst Ende des ersten Quartals Genaueres melden. Viel entscheidender ist jedoch, dass die globale Marktsituation einen enormen Druck auf die Produzenten ausübt.

»Derzeit steuern wir auf eine deutliche Überproduktion hin«

SBZ: Haben die Hersteller in den anderen Ländern ihre Preise überproportional gesenkt?

Hoehner: Ja und nein. Von überproportionalen Preissenkungen konnte im vierten Quartal noch nicht die Rede sein. Für das erste Quartal 2009 sehen wir aber in den laufenden Auswertungen bereits weltweit massiveren Senkungen. Trotz allem ist die Preispolitik je nach Herstellerland unterschiedlich. Ausländische Produzenten haben – anders als die deutschen Unternehmen – bereits in im vierten Quartal 2008 Bewegungen nach unten vollzogen.

SBZ: Welche Auswirkung hätte ein Preis-Dumping?

Hoehner: Wichtig ist jetzt, dass die Branche weltweit ein stabiles und tragfähiges Preis­niveau findet. Dieses soll einerseits dem veränderten Markt Rechnung tragen, darf aber andererseits die Grundlage der im Aufschwung befindlichen Branche nicht gefährden. Gerade in Zeiten wirtschafts- und finanzpolitsicher Krisen sollte sich die Photovoltaik als verlässlicher und stabiler Wirtschaftszweig behaupten. Preis-Dumping wäre da der falsche Weg.

SBZ: Würden Sie den Installateuren raten, mit dem Einkaufen noch zu warten?

Hoehner: Die Preise werden im ersten Quartal 2009 noch einmal deutlich fallen und dann im Verlaufe des Jahres stabiler bleiben. Das optimale Preisniveau gibt es nicht, da hier viele Faktoren wie Zielgruppe, Marke, Service und vor allem die erwartete Kundenrendite wirken. Ich rate den Betrieben, ihr Beschaffungsmanagement anzupassen und nicht auf Zeit zu spielen. Wir erleben in der Photovoltaikbranche gerade erst den Umschwung hin zu den klassischen Marktmechanismen. Käufe einfach zu vertagen halte ich da für falsch.

SBZ: Wie soll sich der Installateur praktisch verhalten?

Hoehner: Ich bin überzeugt, dass wir künftig immer weniger Langfristverträge sehen werden und die Betriebe immer dann kaufen, wenn Aufträge anstehen. Zudem sind die Renditen, die aktuell mit einer PV-Anlage erwirtschaftet werden, für die Endkunden durchweg gut. Da macht es keinen Sinn, dass die Installateure auf einen weiteren möglichen Preisrutsch warten. Auch zu Lagerhaltung oder Hamsterkäufen rate ich nicht. So lange die Märkte derart in Bewegung sind, ist es klug, sich auf die Gegebenheiten ständig neu einzustellen.

SBZ: Sind in diesem Jahr mehr als 10% Preissenkungen möglich?

Hoehner: Einige Firmen haben in der Öffentlichkeit bereits diese „10-%-Marke“ ins Spiel gebracht. Klar ist, die Preissprünge werden deutlich sein und können bei einigen Marken auch über 10 % hinausgehen. Das ist im Übrigen auch die Meinung von der überwiegenden Anzahl der Installateure. Wir erwarten, dass die Unternehmen recht bald ein stabiles Niveau finden und dieses dann über das Jahr hinweg halten können. Allerdings, das möchte ich an dieser Stelle auch betonen – der Preis ist nicht alleine das Kaufkriterium für die Installateure.

SBZ: Auf welche weiteren Kriterien sollten die Installateure beim Kauf von Modulen achten?

»Zu Lagerhaltung oder Hamsterkäufen rate ich nicht«

Hoehner: Neben dem Preis gewinnen die Zusatzleistungen der Hersteller stetig an Bedeutung, wie z.B. Service, Garantieabwicklung in Schadensfällen, Qualität und Zuverlässigkeit der Produkte oder die Wirkungsgrade der Module. Hier ist gerade für Premium-Anbieter ausreichend Spielraum, um sich mit guten und kundenorientierten Produkt- und Dienstleistungsstrategien von solchen Mitbewerbern abzusetzen, die rein auf Niedrigstpreise zielen. Das wissen wir z.B. aus unseren Erhebungen wie dem PV Installateursmonitor, der das Beschaffungsmanagement der deutschen PV-Installateure beleuchtet.

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