Für die Installateure ist es vorteilhaft, wenn sie mit den Versicherern oder Maklern zusammenarbeiten. So können sie bereits im Kundengespräch auf interessante Versicherungen aufmerksam machen. Das Angebotsspektrum reicht von der Photovoltaikanlagen-Versicherung (PVA), die als sogenannte Allgefahrenversicherung alle Komponenten einer Solaranlage umfasst, bis hin zur Betreiberhaftpflicht- und Montageversicherung (MV).
Wodurch entstehen die häufigsten Schäden?
Grundsätzlich deckt die PVA alle Schäden ab, die nach Inbetriebnahme der Anlage durch äußere Einwirkungen entstehen können. Hierzu gehören Sturmschäden, Defekte durch Schneedruck, Hagel- oder Überspannungsschäden. Der Schutz, den die PVA während des Betriebs bietet, ist viel umfassender als der einer erweiterten Wohngebäudeversicherung und hat sich deshalb als Standard etabliert. Die PVA beinhaltet meist eine Ertragsausfallversicherung, bei welcher der Versicherer im Schadensfall die entgangenen Einspeisevergütungen ausgleicht.
Doch bereits vor der Inbetriebnahme einer Anlage ist für Installateure der Versicherungsschutz über eine MV ratsam. Insbesondere bei Megawattprojekten empfiehlt es sich, mögliche Schäden oder Diebstähle schon während der Montage abzusichern. Eine sinnvolle Ergänzung der PVA ist auch die Betreiberhaftpflichtversicherung (BHV). Sie deckt Schäden ab, die an Dritten durch den Betrieb der Anlage entstehen.
Laut einer Statistik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft verursachen Überspannung, Schneedruck und Sturm einen großen Teil der Schäden. Sie machen sowohl beim Schadenaufwand als auch bei der Schadenhäufigkeit annähernd 50 % der Schadenbelastung aus. Eine besondere Stellung in der Statistik nehmen Feuerschäden ein. Während sie bei der Schadenhäufigkeit gerade mal 2 % ausmachen, verursachen sie einen Schadenaufwand von 26 %. Diebstähle werden mit 2 % bei der Schadenhäufigkeit und mit 8 % beim Schadenaufwand aufgeführt.
Zahl der Versicherer steigt und die Prämien sinken
Nachforschungen des Europressedienstes haben ergeben, dass die Gesamtzahl der Versicherungsunternehmen mit speziellen Angeboten im Photovoltaikbereich auf etwa 30 gestiegen ist. Diese Zahl habe im letzten Jahr zugenommen, meint auch Makler Rainer Lenz vom IDV Maklerbüro. Aus dieser Entwicklung lässt sich ableiten, dass die Versicherer den Markt zunehmend für sich entdecken. Manfred Körber vom Büro MK-Versicherungsmakler teilt die Solarversicherer in zwei Gruppen: in jene, die bereits seit Jahren Erfahrungen mit Versicherungen für PV-Anlagen gesammelt haben und in jene, die erst seit kurzer Zeit Produkte anbieten. Branchenkenner bewerten Pakete von Neuversicherern oft als „stark verbesserungsfähig“. Deckungsinhalte seien häufig nur vage formuliert und auch die Tarife dürften sich erst mit zunehmender Schadenserfahrung auf einem tragfähigen Niveau einpendeln, moniert Körber. In der Qualität der Produkte könnten die Neuversicherer noch nicht mit den etablierten Spezialisten mithalten, lautet das Fazit des Versicherungsmaklers. Dies gelte auch für die großen Versicherungsunternehmen, die sich den boomenden Solarmarkt mit speziellen Angeboten erschließen wollen.
Die Konkurrenz unter den Solarversicherern drückt momentan die Prämien für Versicherungen. Tatsächlich sind die Preise entgegen den Erwartungen manches Fachmanns innerhalb des letzten Jahres leicht gesunken. „Diese Policen nehmen die fallenden Systempreise vielfach schon vorweg“, bewertet Körber die Entwicklung. Dabei setzten die Versicherer darauf, dass bei zukünftigen Schäden die zu ersetzenden Module und Komponenten schlicht billiger seien.
Versicherer und Makler als Partner der Installateure
Andere Branchenkenner äußern sich deutlich kritischer und reden von Dumpingpreisen, die in keinem Verhältnis zum Risiko stehen. Ein Abteilungsleiter eines großen Versicherungsunternehmens, der nicht genannt werden möchte, argumentiert, der Markt sei zwar kundenfreundlich, aber eben noch nicht voll entwickelt. Die niedrigen Preise seien für die Versicherer mit hohen Risiken verbunden und so auch nur innerhalb eines Risiko-Mixes aller Versicherungsprodukte denkbar. Die erhofften Erträge würden viele Versicherer dennoch dazu bewegen, diese Risiken zu versichern. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung zu den Solaranlagenversicherungen werde es erst in einer späteren Marktphase geben. „Viele Versicherer haben noch keine entsprechenden Erfahrungen und kalkulieren die Prämien aus einem Bauchgefühl heraus“, so der Branchenkenner. Eine Anpassung der Prämien, wie sie etwa auf dem Versicherungsmarkt für Windanlagen in den Jahren 2001 und 2002 stattgefunden hat, stehe für die Photovoltaik noch aus.
Zunehmend interessieren sich die Versicherer auch für die Qualität der Installation einer Solaranlage. Denn der Zusammenhang zwischen fehlerhaften Installationen auf der einen und Mangel oder Schaden auf der anderen Seite gilt als erwiesen. Einige Versicherungsunternehmen setzen daher auch auf Kooperationen mit installierenden Betrieben. So kann der Installateur als Tippgeber auftreten oder mit dem Versicherer einen Rahmenvertrag aushandeln. Aus Sicht der Versicherer führt diese Zusammenarbeit zu einer besseren Montagequalität und damit in der Regel auch zu geringeren Schadenshäufigkeiten. Ronald Pönisch, Prokurist technische Versicherungen bei der Mannheimer Versicherung AG, bestätigt: „Wir suchen den Kontakt zu guten Fachbetrieben. Soweit Installateure und Errichter zum Beispiel nach dem RAL-Gütesiegel der „Gütegemeinschaft Solarenergieanlagen“ zertifiziert sind, honorieren wir dies mit günstigeren Versicherungsbeträgen.“
Rahmenverträge mit besonders günstigen Konditionen
Auch andere Versicherer bestätigen gegenüber Europressedienst die Zusammenarbeit mit Installateuren, Projektierern und Herstellern, möchten diese aber weder offenlegen noch namentlich erwähnt werden – obwohl sie bei den Kooperationen entscheidende Vorteile für den Endkunden sehen. Denn über die speziellen Rahmenverträge lassen sich besonders günstige Konditionen aushandeln. Auch der Versicherungsschutz kann vielfach noch (günstig) erweitert werden, z.B. um das Feuerrisiko bei besonders gefährdeten Anlagen, gibt ein Insider Auskunft.
Auch Simon-Boris Estermann, Geschäftsführer der PrestoCell GmbH und Vorsitzender des Fachverbands Energie- und Gebäudetechnik Bayern-Thüringen e.V. (FEG), hat für die eigenen Verbandsmitglieder einen Rahmenvertrag mit einer großen Versicherungsgesellschaft geschlossen. Die Mitglieder und deren Kunden erhalten für die PVA Vorzugskonditionen von 10 €/kW. „Seitens der Installateure bedeutet die Zusammenarbeit mit den Versicherungen einen Servicevorteil gegenüber der Konkurrenz“, beschreibt Estermann die Perspektive der Handwerksbetriebe.
Makler verstehen sich heute als Partner der Installateure. Arbeitet der Installateur mit einem Makler zusammen, kann der Installateur seinem Kunden bereits im Verkaufsgespräch die passenden Versicherungspakete empfehlen, wodurch er sich einen Servicevorteil gegenüber seiner Konkurrenz verschafft.
Auch an den eigenen Versicherungsschutz denken
Während der Installateur durch die Kooperation mit Versicherern eine bessere Ausgangslage als seine Mitstreiter am Markt erhält, muss er aber auch noch an seine eigene Absicherung denken. So kann es für ihn teuer werden, wenn Module schon bei der Montage kaputt gehen oder in der Aufbauzeit gestohlen werden. Hiervor schützen MV, die vor allem von Installateuren genutzt werden, da diese in der Errichtungsphase das Risiko tragen. Eine MV ist dann sinnvoll, wenn mit einer längeren Installationszeit gerechnet werden muss. Deshalb ist bei Großanlagen der Abschluss einer MV die Regel. Die größten Risiken während der Montage gehen von Diebstählen aus. „Gerade in Zeiten knapper Module stellen wir immer wieder fest, dass viel geklaut wird“, so Boeckle.
Für den Endkunden sieht Boeckle neben der PVA für die Komponenten der Anlage die Betreiberhaftpflichtversicherung (BHV) als wichtig an. Mögliche Risiken werden allerdings vonseiten der Kunden nicht immer gesehen oder verharmlost. Grundsätzlich deckt die BHV Schäden ab, die an Dritten (Sach-, Personen- und Vermögensschaden) durch den Betrieb der Anlage entstehen können. Wenn die Anlage auf einem fremden Dach oder Haus montiert wird, wird die BHV zum Muss.
Mauerblümchen: Versicherungen für Solarthermieanlagen
Bei den meisten Solarthermieanlagen, die in Deutschland versichert werden, handelt es sich um Kleinanlagen für Einfamilienhäuser. Der Bereich der Solarthermie fristet bei den Versicherern eher ein Mauerblümchendasein. Dazu meint Ronald Pönisch, Abteilungsleiter technische Versicherungen bei der Mannheimer Versicherung: „Ich schätze, dass es sich bei den Solaranlagen, die bei uns versichert sind, zu 95 % um Photovoltaikanlagen und zu 5 % um Solarthermieanlagen handelt.“ Entsprechend gering sei auch die Spezialisierung der Versicherungsangebote auf Solarthermie, da sie sich für die Versicherer nicht lohne.
Für die Tarifberechnung einer Solarthermieanlage gilt grundsätzlich deren Neuwert als Grundlage. Manche Versicherer unterscheiden bei den Tarifen für Solarthermie zwischen Röhren- und Flachkollektoren, wobei Röhrenkollektoren aufgrund des höheren Preises teurer versichert werden. Des Weiteren wird die Versicherungsprämie höher, wenn die Anlage in Eigenmontage errichtet wird. Versicherer bevorzugen die Montage durch einen Fachbetrieb – ein wichtiger Punkt, auf den der Installateur seinen Kunden aufmerksam machen sollte.
Im Vergleich zur Photovoltaik herrscht bei den Versicherern in Sachen Solarthermie kein Preiskampf. „Diese Sparte dümpelt vor sich hin“, so Pönisch. Deshalb würden die Preise auch kaum gesenkt, sodass die Tarife der Solarthermie höher sind als die im Vergleich zur PV. Ein weiterer Grund für die höheren Tarife sei die Tatsache, dass eine Solarthermieanlage über mehr „drehende und sich reibende Teile“ verfüge, und dadurch auch anfälliger für innere Schäden sei.
Meistens reicht eine private Haftpflichtversicherung oder eine Haus- und Grundbesitzhaftpflichtversicherung aus, wenn sich die Solarthermieanlage auf einem Privathaus befindet. Dabei ist aber eine ausdrückliche Einschließung der Anlage in diese Versicherungen notwendig. Möchte ein Bewohner eine solche Anlage auf einem Mietshaus installieren, muss eine Betreiberhaftpflichtversicherung abgeschlossen werden. Eine Montageversicherung sei für den Kunden nicht sonderlich wichtig, da eine Solarthermieanlage sehr schnell montiert ist, so Pönisch. Dennoch sei eine Sache zu beachten. Der Installateur sei zwar über einen Rahmenvertrag versichert. Allerdings würde ein Auftraggeberrisiko bestehen, wenn z.B. ein Feuerwerkskörper auf die Anlage fällt.
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Unser Autor Markus Grunwald ist Redakteur beim EuPD Europressedienst, 53111 Bonn, Telefon (02 28) 3 69 44-70, Telefax (02 28) 3 69 44-88, Internet: https://www.europressedienst.com/