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INTERVIEW

Wann kommt der Werks-Schrauber?

Diese Entwicklung könnte auch das hohe Qualifizierungs- und Ausbildungsniveau der Branche in Mitleidenschaft ziehen und aushöhlen. Denn SHK-Meister werde die Industrie nicht benötigen, sagt er. Zu diesen und weiteren provokanten Thesen hat SBZ-Chefredakteur Dennis Jäger mit ihm gesprochen.

SBZ: Na, Herr Kloep, treiben Sie mit Ihrer These zum Schwund der Aufgabenteilung eine neue Sau durchs SHK-Dorf?

Hans-Arno Kloep: Tja, Herr Jäger, man könnte meinen, dass Klappern nicht nur zum Handwerk gehört, sondern auch zu seinen Beratern. Aber ich habe meiner Einschätzung nach eine bezwingende Logik entwickelt, die auf einen ansteigenden Druck auf die klassische Aufgabenteilung hinweist. Für die Ungläubigen habe ich eine schlechte Nachricht, meine These basiert auf verfügbaren und nachvollziehbaren Daten.

SBZ: Um welche Zahlen handelt es sich?

Kloep: Ich habe einfach einmal Zahlen vom Bundesamt für Statistik, dem ZVSHK, dem BDH und aus unseren Handwerkerinterviews in einen Zusammenhang gesetzt. Die verfügbaren Zahlen weisen darauf hin, dass wir in den nächsten 20 Jahren, wenn nicht irgendeine Riesenkrise über uns hereinbricht, im SHK-Handwerk eine dauerhaft höhere Nachfrage haben werden, demgegenüber geringere Montagekapazitäten stehen. Der Personalmangel im Handwerk wird für die SHK-Industrie dann zum spürbaren Engpass auf dem Weg zum Kunden. Meine Befürchtung: Irgendwann wechseln die Hersteller dann auf die Überholspur. Sie wickeln Aufträge selbst ab, wo man zum Bäder- und Heizungsschrauben keinen Branchenfachmann benötigt, sondern ein ‚zertifizierter Werks-Schrauber‘ ausreichen wird.

SBZ: Können Sie das einmal im Detail darlegen?

Kloep: Okay, fangen wir vorne an. Von ZVSHK und Querschiesser gibt es aus getrennten Quellen ähnliche Schätzungen über die Anzahl der Monteure in der deutschen SHK-Branche. Der Wert liegt irgendwo zwischen 330 000 und 350 000 Personen. Ebenfalls aus unterschiedlichen Quellen schätzen beide Organisationen die Verteilung der Montagekapazitäten auf ungefähr 42 % bis 45 % Sanitär, 42 % bis 45 % Heizung und den Rest auf Elektro und/oder ­andere Gewerke. Multipliziert man die Gesamtzahl der Monteure mit der Gewerk­verteilung, kommt man zur Einsicht, dass ca. 150 000 Monteure mit dem Installieren von Bädern betraut sind, ca. 150 000 Monteure Heizungsanlagen montieren und der Rest den Rest schraubt.

SBZ: Aha, wie geht’s weiter?

Kloep: Es geht weiter mit einer Kombination einer Zahl aus der Bundestatistik mit einer Zahl aus dem ZVSHK. Das Bundesamt für Statistik hat eine Berechnung veröffentlicht, die zeigt, dass wir bis zum Jahr 2030 einen Bedarf von ca. sieben Millionen barrierefreien Bädern erwarten können, die sich nur aus dem demografischen Wandel ergeben. Da ist jetzt noch kein ‚Schöner-Wohnen-Bad‘ oder ‚Flucht-in-Betongold-Bad‘ dabei. Die kommen oben drauf. Gleichzeitig kommuniziert der ZVSHK als Montagevolumen der Branche eine Menge von 500 000 Bädern. Wenden wir jetzt einmal Bauern-Algebra an, entspricht das aktuelle Montagepotenzial der sicheren Nachfrage der nächsten 14 Jahre. Das bedeutet, dass mindestens 150 000 Monteure der Branche mit Badbau sicher belegt sein werden. 

SBZ: Sanitärinstallateur ist ein ziemlich sicherer Job, das wissen wir doch.

Kloep: Ja, das sagen wir seit Jahren. Das SHK-Handwerk müsste viel mehr damit werben, dass die zukünftigen Geschäftschancen extrem gut sind. Eigentlich ist es schade, dass die jungen Leute in die Montagehallen der Großindustrie rennen, wo sie irgendwann wegrationalisiert werden. Aber wer sich selbst als ‚Gas-Wasser-Scheiße‘ bezeichnet, versaut sich natürlich auch seinen Attraktivitätswert.

Das ausführliche Interview haben wir in der aktuellen SBZ 1/2-2017 abgedruckt, Erscheinungstag war der 2. Januar.

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