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Die Entwicklungsgeschichte der Toilette

Vom Donnerbalken übers Plumpsklo zum Dusch-WC

Inhalt

Man muss weit in den Geschichtsbüchern zurückblättern, um auf WC-ähnliche Konzepte oder gar das erste WC zu stoßen, auch bekannt als Lokus, Privé, Retirade, Abort oder einfach als „stilles Örtchen“. Im 12. Jahrhundert vor Christus wurde im Totentempel „Medinet Habu“ des Pharao Ramses III. ein Plumpsklo eingebaut. Es ist bis heute noch gut erhalten, wenn auch selten genutzt. Toilettenräumlichkeiten mit einer Spülung soll es bereits im 3. Jahrtausend vor Christus bei den Sumerern gegeben haben. Im Palast von Knossos auf Kreta gab es sanitäre Räume, unter anderem Toiletten mit Wasserspülung.

Deutlich hygienischer ging es bei den Römern zu. Zeugnis davon legen die teilweise noch sehr gut erhaltenen Latrinen ab, bei denen die Fäkalien mittels fließendem Wasser weggeführt wurden, insbesondere in öffentlichen Anlagen, in den Häusern der reicheren Bürger und in den Landhäusern der Großgrundbesitzer. Im öffentlichen Bereich traf man sich damals in lockerer Runde, um beim Plausch ein „Geschäft zu machen“. Quasi ein Toiletten-Sitzkreis. Zu Reinigung wurde die Hand oder ein am Stock befestigtes Schwämmchen benutzt.

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Das Eck-WC im Mittelalter

Eine Rolle rückwärts gab es allerdings in Sachen Toilettenhygiene im Mittelalter, es wurde deutlich schmutziger. Als Toilettenpapier fungierten Laub oder Tücher aus Leinwand. Die Notdurft wurde im Töpfchen verrichtet und meistens einfach auf die Gasse oder in offene Kanäle gekippt. Derart entsorgte Geschäfte waren eine Ursache von Seuchen. In Burgen z. B. wurde außerdem auch hemmungslos in die Ecke gemacht oder einfach der Erker missbraucht. Geradezu fortschrittlich erscheint dagegen der meist im Freien installierte Donnerbalken. Diese Möglichkeit der Notdurftverrichtung dürfte einige noch ein Begriff aus der Pfadfinderzeit sein.

Jeder machte, was und wohin er wollte

Aber es wurde auch wieder besser. Aus hygienischen Gründen war es nach dem Ende des Mittelalters nicht erwünscht, teilweise sogar bei Strafe verboten, seine Notdurft in den Großstädten auf der Straße, an Mauern, auf Treppen oder in Hinterhöfen zu verrichten. Das schuf Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts ein neues Berufsbild: den Abtrittanbieter oder die Antrittanbieterin. Sie gingen, meist maskiert, durch die Straßen oder boten auf den Märkten ihre Dienste an. Als „mobile Toilette“ fungierte ein mit einem Deckel versehener Eimer, der über den Schultern – mit Ketten und Joch verbunden – getragen wurde. Wer mal müssen musste, stellte sich einfach über den Eimer. Ein weiter Umhang schützte vor neugierigen Blicken bei der Notdurft.

Wenn man so will, war diese Tätigkeit sogar ein Vorläufer eines geschlossenen Stoffkreislaufs. Der gesammelte Urin wurde nicht immer als Abfall entsorgt, sondern fand in der Salpeterherstellung und in der Gerberei Verwendung. Abtrittanbieter konnten so neben dem geforderten „Honorar“ ein kleinen Zusatzlohn einstreichen. Mit dem Bau von öffentlichen Bedürfnisanstalten verschwand das Berufsbild. Ein Verlust, wenn man sich das Gebaren vor allem junger Männer heutzutage auf Volksfesten anschaut.

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Für die optimale Wasserreinigung lassen sich die Duscharmposition, die Intensität des Duschstrahls und die Wassertemperatur individuell regulieren.

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Für die optimale Wasserreinigung lassen sich die Duscharmposition, die Intensität des Duschstrahls und die Wassertemperatur individuell regulieren.

Zumindest die Bezeichnung Toilette war vorhanden

Toll ging es zu in Zeiten des Sonnenkönigs Ludwig XIV. im Schloss zu Versailles. Für die 2000 Zimmer gab es laut Überlieferung nur eine Toilette mit Deckel. Hemmungslos wurde das Geschäft in den Gängen und Zimmern verrichtet. Heerscharen an Bediensteten waren damit beschäftigt, die Hinterlassenschaften zu beseitigen. Unmengen an Parfüm und Puder ­übertünchten die Körpergerüche. Zu dieser Zeit wurde auch der Begriff Toilette geprägt. Er stammt aus der französischen Sprache ab, wo „toilette“ den Vorgang des Schminkens, Frisierens und Ankleidens der Hofdamen beschrieb.

Natürlich, ein Klempner war der Erste

Und im fortschrittlich zivilisierten England? 1596 wurde in Großbritannien bereits die erste Toilette mit Wasserspülung von einem Dichter namens Sir John Harington entwickelt. Doch seine Idee setzte sich nicht durch. Mehr Erfolg hatte der schottische Erfinder Alexander Cummings. Er baute 1775 das erste Wasserklosett, inklusive eines Siphons zur Vermeidung von Geruchsbildung. Doch es dauerte erneut weitere 100 Jahre, bis das „gekrümmte Rohr“ tatsächlich zum serienmäßigen Einsatz kam. Zwei Jahre später erhielt Samuel Prosser ein Patent für ein Klosettbecken. Als tatsächlicher Erfinder des WCs gilt der englische Klempner Georg Jennings (1810 bis 1882). Er stellte seine Lösung 1851 auf einer großen Ausstellung in London der Bevölkerung vor.

Wo in Deutschland das erste WC mit Wasserspülung eingebaut wurde, darüber streiten sich die Gelehrten. Doch man weiß, dass in Schloss Ehrenburg (Coburg) schon 1860 ein erstes WC installiert wurde. Da Queen ­Victoria dort öfter auf Besuch war, wurde eigens eine Toilette mit Wasserspülung aus England nach Deutschland transportiert und eingebaut. Chronisten gehen aber davon aus, dass schon 1820 im Schloss zu Homburg ein WC installiert wurde. Der Durchbruch in Deutschland gelang dem wasserführenden WC Ende des 19. Jahrhunderts in den Städten, als Wasseranschlüsse in den Häusern und vor allem eine funktionierende Kanalisation üblich wurden. Auf dem Land sah es lange noch anders aus. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dort die Plumpsklos nach und nach ersetzt.

Die Kunden konnten früher unter einer Vielzahl von Farben für „ihr“ Dusch-WC wählen. Heute überwiegt die Farbe Weiß.

Bild: Geberit

Die Kunden konnten früher unter einer Vielzahl von Farben für „ihr“ Dusch-WC wählen. Heute überwiegt die Farbe Weiß.
Eine stromlose Dusch-WC-Variante: Lediglich mit Wasserdruck fährt der Duschstab in seine Position und reinigt.

Bild: Tece

Eine stromlose Dusch-WC-Variante: Lediglich mit Wasserdruck fährt der Duschstab in seine Position und reinigt.

WC-Keramik und offene Spülkästen

Bis in die 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts waren Drückspüler, Aufputzspülkasten oder aufgesetzte Spülkästen auf die WC-Keramik Standard in Deutschland. Ältere Zeitgenossen werden sich auch noch an die unter der Decke installierten, offenen Spülkästen erinnern. Hoch oben, um die Spülkraft der Wassersäule auszunutzen. Ausgelöst wurde die Spülung über eine Kette, im ganzen Haus war der Spülvorgang zu hören. Mit der Vorstellung des ersten Unterputzkastens Anfang der 1960er-Jahre begann eine neue Zeitrechnung. Plötzlich verschwand der Spülkasten platzsparend in der Wand. Ein großer Schritt zur Verbesserung der Reinigungsfreundlichkeit und dazu eine Erleichterung für den Spülvorgang. Damit war auch die Basis für das Dusch-WC geschaffen.

Ein Schweizer hat’s ­erfunden

Oft sind es Tüftler, die Innovationen auf den Weg bringen. Ohne Zweifel gehört der Schweizer Hans Maurer dazu. Schon 1955 begann der damals 38-Jährige mit der Entwicklung seiner Lösung für ein Dusch-WC, das Bidet und Toilette vereinte. 1957 war sein automatisches Closet (der Closomat) fertig entwickelt, Maurer meldete es zum Patent an. Erste Abnehmer waren ­ Kliniken. Kurze Zeit später ging das Modell 61 in die Serienproduktion, 10 000 Stück wurden in 15 Jahren verkauft.

Deutlich erfolgreicher war das Dusch-WC in Japan. 1980 verließ das erste auf asiatischem Boden produzierte Washlet die Fabrik. Zuerst produzierten die Asiaten fleißig Closomat-Kopien, doch schon nach kurzer Zeit entwickelten sie eigene Lösungen, ergänzt um weitere Funktionen. In Asien hat sich das Dusch-WC als Standard schnell durchgesetzt, gefördert vom Hersteller Toto.

Auch der europäische Markt kam in Bewegung, Geberit erkannte schon früh das Potenzial und arbeitete an der technischen Umsetzung. Passend zum Ablauf des Closomat-Patents präsentierte Geberit 1977 eigene Varianten: das komplette Dusch-WC „Geberit-O-Mat“ und „Geberalle“, den ersten Dusch-WC-Aufsatz.

Akzeptanz wie in Japan erwünscht

Geberit übernahm sukzessive die Vorreiterrolle auf dem europäischen Markt mit neuen Dusch-WC Modellen, bei denen Technik, Nachhaltigkeit und Design eine wichtige Rolle spielten. Mittlerweile teilen sich viele Hersteller den europäischen Markt, auch Anbieter aus Asien sind vermehrt anzutreffen. Kunden können unter einer Vielzahl von Modellen mit verschiedenen technischen Details wählen. Dazu zählen Anal- oder Lady-Dusche, beheiztes Duschwasser oder Warmluftföhn. Wer will, bestellt sich ein Modell mit Sitzheizung. Selbstreinigende Duschdüsen sorgen für beste Hygieneeigenschaften.

Allerdings: Auf den großen Durchbruch auf dem europäischen Markt wartet das Dusch-WC noch. In Japan verfügen ca. 80 % der Haushalte über ein „Washlet“. Selbst an öffentlichen Orten wie Bahnhöfen und Krankenhäusern gehören die modernen Toiletten zum Standard. Das wäre auch was für Deutschland, oder?

In bzw. auf den Klos des Römischen Imperiums saß man fröhlich nebeneinander, erfuhr neuesten Tratsch, hier wurde das ein oder andere Geschäft abgeschlossen. Und so steht zu vermuten, dass der Begriff „sein Geschäft machen“ den Ursprung in der römischen Latrine hat.

Bild: anzebizjan - stock.adobe.com

In bzw. auf den Klos des Römischen Imperiums saß man fröhlich nebeneinander, erfuhr neuesten Tratsch, hier wurde das ein oder andere Geschäft abgeschlossen. Und so steht zu vermuten, dass der Begriff „sein Geschäft machen“ den Ursprung in der römischen Latrine hat.

Autor

Dietmar Stump
ist Baufachjournalist und Inhaber des Pressebüros DTS in 67551 Worms.

Bild: DTS

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