Die SHK-Fachunternehmen stellen sich seit vielen Jahren den hohen energetischen Herausforderungen in Gebäuden: Dem Heizen, Kühlen und Klimatisieren. Durch ihre einschlägige Ausbildung, die in dieser speziellen Form nur in ihrem Berufsbild des Anlagenmechanikers für Sanitär, Heizung und Klima zu finden ist, ergeben sich eigentlich beste unternehmerische Perspektiven, diesen Bereich langfristig zu bedienen. Allzu gerne springen nun aber auch berufliche Randgruppen, vermeintlich legitimiert durch Teileintragungen in die Handwerksrolle, auf diesen immer schneller werdenden Zug, der vom SHK-Handwerk in vielen Jahrzehnten mühsam auf das Gleis gesetzt wurde. Besonders groß ist jedoch die Empörung darüber, dass nicht nur fachfremde Handwerker, sondern Versorgungsunternehmen, fadenscheinig auf Gebäudemanagement spezialisierte Investorengruppen und Produkthersteller aus der Heizungsindustrie immer offensiver in den Markt drängen.
Versorger und Industrie als Konkurrenz
Der Einstieg erfolgt sowohl schleichend über Wartungstätigkeiten und Notdienste, wie auch offen über Wärmelieferung und Energiedienstleistungen. Das SHK-Handwerk ist also wieder einmal gefordert, einen gefährdeten Zukunftsmarkt zu erschließen, und nicht, wie in jüngster Vergangenheit leider all zu oft durch eigene Passivität geschehen, an andere Gruppierungen zu verlieren. Der Umgang mit tatsächlich neuen Technologien erfordert ein hohes Invest in Schulung, Logistik und Weiterbildung. Viel Weitblick und noch mehr Toleranz sind für die SHK-Unternehmen letztlich erforderlich, um sich mit neuen Techniken nicht nur vertraut zu machen, sondern damit auch Geld zu verdienen.
Beispiel Kraft-Wärme-Kopplung
Beim Umgang mit Kraft-Wärme-Kopplung (BHKW-Technologie) stehen die zuvor erwähnten Gruppierungen nicht nur in den Startlöchern, sondern sind bereits munter dabei, Markt zu machen. Unbestritten hat diese Technologie in den letzten Jahren den größten Sprung nach vorne machen können, leidet aber vor allem bei kleinen Systemen noch an Kinderkrankheiten, die es gilt, kurzfristig abzustellen. Politisch gewollt, schon allein um die Versorgungsstruktur in Deutschland aufzubrechen und zu verändern, sind die sich nun am Markt befindenden Mini-, Mikro-, Makro-BHKWs, KWKs und Nahwärmeversorgungsmodule kurz davor, auch im klassischen Wohnungsbau Einzug zu halten. Gerade diese Systeme gehören in die Hand des SHK-Fachhandwerkes, denn kaum eine andere Technologie vereint so viele Schnittstellen mit dem Berufsbild des SHK-Anlagenmechanikers:
- Herstellen elektrischer Anschlüsse von Komponenten versorgungstechnischer Anlagen und Systeme
- Montieren und Demontieren von versorgungstechnischen Anlagen und Systemen
- Berücksichtigen nachhaltiger Energie- und Wassernutzungssysteme
- Montieren von Mess-, Steuerungs-, Regelungs- und Sicherheitseinrichtungen versorgungstechnischer Anlagen und Systeme.
Zweifellos braucht die Planung und Ausführung solcher Anlagen Kenntnisse und Fertigkeiten, über die in Gänze zurzeit nur wenige SHK-Fachunternehmen verfügen. Sie haben aufgrund ihrer Ausbildung und ihres Arbeits- und Erfahrungsfeldes die besten Möglichkeiten, dieses Gebiet schnell zu besetzen. Für die Markteinführung dieser Technologie steht heute jedoch nicht mehr die Zeit zur Verfügung, die beispielsweise benötigt wurde, um Brennwerttechnik in den Markt zu bringen. Das SHK-Handwerk hat diesmal nicht die Zeit, die „Sache“ langsam auf sich zukommen zu lassen, um von Fehlern mutiger Pionierunternehmen zu lernen.
Schutzwälle des Gesetzgebers sind Vergangenheit
Allein die zuvor genannten „Fachfremden“ werden Sorge dafür tragen, dass der Rahm schnell abgeschöpft wird. Schutzwälle des Gesetzgebers, die in der Vergangenheit oft spezialisierten Handwerksunternehmen dienten, um sich gegen Anbieter aus dem Nicht-SHK-Bereich zu schützen, gibt es nicht mehr. Weder die löchrige „Handwerks-Ordnung“, die im Hinblick auf die Qualifikation zur Eintragung in die Rolle für den SHK-Bereich kaum ihrem Namen gerecht wird, sondern für „Unordnung“ und Ärger sorgt, noch traditionell gewachsene Zurückhaltungen werden diesen Markt vor kannibalistischen Angriffen schützen. Hinzu kommt, dass hier von der gewohnt bewährten klassischen Dreistufigkeit derzeitig kaum die Rede sein kann. Die Aussicht auf hohe Wertschöpfung in diesem Segment hält darüber hinaus auch Hersteller nicht mehr von Eigenmontage und der damit selbstverständlich verbundenen Wartung ab.
Meisterbrief: Freistellung von Weiterbildung auf Lebenszeit?
Eine passive Haltung des SHK-Handwerks begünstigt den Einstieg anderer Gruppierungen. Selbstkritisch muss sich das SHK-Handwerk darüber klar werden, dass die vielfach verbreitete Meinung, der Meisterbrief sei der Freibrief für die Freistellung von Weiterbildung auf Lebenszeit, falsch ist. Dies gilt insbesondere für ein Berufsbild, das sehr anspruchsvoll ist und ständig steigende neue Anforderungen an den SHK-Verarbeiter stellt. Gefordert sind neben den SHK-Unternehmen auch die Innungen und Verbände, die praxisgerechte, produktneutrale und effiziente Qualifizierungsmaßnahmen anbieten müssen, um Abhängigkeiten von Herstellern zu vermeiden. Dabei kommen nur Innungsbetriebe in den Genuss dieser mit ihrem Geld vorfinanzierten Schulung. Der Fachverband NRW wird diesen Weg konsequent einhalten und aufzeigen, dass sich die Mitgliedschaft in einer starken Gemeinschaft lohnt.
Angesichts der vielen neuen Technologien, die in immer schnelleren Rhythmen auf den Markt kommen, werden nicht alle Unternehmen davon partizipieren können. Neue Märkte müssen durch SHK- Innungsfachbetriebe künftig grundsätzlich viel schneller besetzt werden, um sie nicht an Versorger, Hersteller und Handwerksunternehmen aus anderen Bereichen zu verlieren. Denn diese werden aufgrund geringer Wertschöpfung in ihren angestammten Geschäftsfeldern immer häufiger versuchen, in die lukrativen SHK-Märkte einzudringen. Durch den Wegfall jahrzehntelanger staatlicher Unterstützungen und Monopole sehen sich immer mehr Versorgungsunternehmen „gezwungen“, unternehmerisch in Erscheinung zu treten bzw. durch Zusatzleistungen Kundenbindung in einem nun offenen Energiemarkt zu betreiben. Und diesen Dingen gilt es mit eigenen Aktivitäten entgegenzuwirken.
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Unser Autor Hans-Peter Sproten ist Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes SHK Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, Telefon (02 11) 6 90 65-0, E-Mail: sproten@fvshk-nrw.de, Internet: http://www.fvshk-nrw.de