Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Staat fördert den Heizungs-Check

Die Energie- und Klimapolitik der Bundesregierung ist bisher nicht so gut vorwärts gekommen. Angesichts der ambitionierten Schutzziele müsste sie eigentlich weiter fortgeschritten sein. Jetzt sollen weitere Anstrengungen unternommen werden. Auf der ZVSHK-Tagung der Technischen Referenten am 9. September 2015 in Lohmar skizzierte Andreas Müller das Szenario rund um den nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (Nape). Nach den Worten des stellvertretenden ZVSHK-Hauptgeschäftsführers sollen demnach bis zum Jahr 2020 insgesamt 22,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Der Großteil von 13 Millionen Tonnen entfällt auf die Reduktion der Verstromung von Braunkohle. Zu 4 Millionen Tonnen weniger CO2 soll der verstärkte Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung führen, die Verringerung weiterer 5,5 Millionen Tonnen soll durch Effizienzmaßnahmen entstehen.

Dem letzten Punkt gebührt besondere Aufmerksamkeit. Dieser Nape-Bereich bündelt vielschichtige Aktivitäten, die sich unter anderem in einem Katalog von Sofortmaßnahmen überschauen lassen (siehe nebenstehende Übersicht). „Sofort“ bedeutet hier, dass mit Nachdruck an den Rahmenbedingungen gearbeitet wird. Erste Schritte zeigen bereits jetzt Wirkung – zum Beispiel die seit Ende September in Kraft getretene Verbrauchskennzeichnung für neue Heizungsanlagen. Für andere Schritte bedarf es noch weiterer Abstimmung innerhalb der Ministerien, nötige Verordnungen müssen erst noch ausgearbeitet werden.

Politiker gehen aufs SHK-Handwerk zu

Andreas Müller machte in seinen Erläuterungen deutlich, dass dabei in den letzten Monaten eine sehr bedeutsame Entwicklung in Berlin festzustellen sei. Politische Entscheidungsträger erkennen die Mittlerrolle des SHK-Handwerks gegenüber dem Bürger bzw. Endverwender. Bei der Erfüllung elementarer Bedürfnisse wie Wasser, Wärme und Luft kommt dem SHK-Unternehmer mit seiner Kundenbindung eine wertvolle Aufgabe zu.

Diese Erkenntnis ist nicht neu, sie greift aber jetzt zunehmend auf politischer Ebene. Ob Heizungsmodernisierung, Trinkwasserhygiene oder ein altersgerechtes Leben in den eigenen vier Wänden – das SHK-Handwerk zeigt zu verschiedenen Brennpunkten Flagge und bringt auf politischer Ebene Lösungsansätze ins Gespräch. Doch erst jetzt nach etlichen Jahren, in denen das Vertrauen durch viele Gespräche zwischen ZVSHK und politischen Entscheidungsträgern gewachsen ist und eine gute Vernetzung besteht, zeichnet sich ein besonderer Erfolg ab.

Ohne das SHK-Handwerk geht es nicht, könnte inzwischen die Losung im Wirtschaftsministerium lauten. Denn weil der Nape für die Bundesregierung den erwünschten Erfolg bringen muss, hält man in Berlin Ausschau, wie und mit wem die Ziele für den Klimaschutz denn nun erreicht werden könnten. Auch dazu hat sich die SHK-Organisation als Gesprächspartner angeboten.

Ab 2016 gibt es Geld für den Heizungs-Check

Durch finanzielle Förderung soll Bewegung in den trägen Heizungsmarkt kommen. Vor allem soll möglichst vielen Besitzern von Ein- und Zweifamilienhäusern deutlich werden, dass ein betagtes Heizungssystem zwar weiter Wärmeleistung bringen kann, doch längst nicht so effizient ist, wie moderne Technik sein könnte. Um die Modernisierungsrate alter Heizsysteme zu beschleunigen, sollen verschiedene Wege beschritten werden. Mehrere Konzepte stehen vor dem Abschluss und sollen nächstes Jahr starten.

Zum einen soll ein Altanlagen-Label dem Besitzer deutlich machen, wie ineffizient der betagte Wärmeerzeuger arbeitet. 2016 wird vor allem der Heizungsbauer im Rahmen seiner Wartungstätigkeit dieses Label am Gerät anbringen können. In den Folgejahren soll der bevollmächtigte Bezirksschornsteinfeger fehlende Label anbringen. Im Vordergrund steht hier das Konzept rund um den Heizungs-Check, der ohnehin mehr im Blick hat als die Effizienz des Heizgerätes. Nachfolgend die wichtigsten Punkte:

  • Für die Durchführung des Heizungs-Checks in Ein- und Zweifamilienhäusern wird ein Wert von 120 Euro angesetzt, voraussichtlich mit bis zu 80 Euro als anteilige Förderung bezuschusst. Inwieweit der Fachbetrieb den Differenzbetrag mit einer Gutschrift kombiniert, die bei einem Modernisierungsauftrag eingelöst werden kann, bleibt dem Akquisekonzept des Fachunternehmers überlassen.
  • Den Nachweis für den Heizungs-Check bzw. Förderantrag soll der Heizungsbauer durch eine möglichst einfache Online-Meldung erledigen können.
  • Ein neues Schulungsangebot wird über die SHK-Landesverbände vorbereitet. Das macht Sinn, weil zum einen bisher 5000 Teilnehmer geschult wurden, diese Weiterbildung jedoch bereits einige Jahre zurückliegt. Zum anderen wurden bislang wichtige Komponenten der Anlagentechnik wie Biomasse, Wärmepumpe oder die Trinkwarmwasserbereitung nicht behandelt – werden in Zukunft aber integriert. Ebenso ist die Bafa-Förderung ein wichtiges Thema in der Weiterbildung.
  • Bis 2020 sollen jedes Jahr etwa 80 000 Heizungs-Checks realisiert werden. Etwa 4,8 Millionen Euro an Förderung ist dafür eingeplant.

Großes Marktpotenzial bei den Eigenheimen

Die Immobilienwirtschaft hat in der Vergangenheit bereits vielfach Modernisierungsmaßnahmen im Bestand vorangebracht und dabei bestehende finanzielle Fördermöglichkeiten und das günstige Zinsniveau genutzt. Jedoch zeigt sich bei den Eigenheimbesitzern eine bislang eher träge Bereitschaft, in effiziente Haus- und Gebäudetechnik zu investieren. Das Tauziehen um eine verlässliche steuerliche Förderung hat dazu beigetragen. Doch mit den jetzt beschlossenen langfristigen Fördermaßnahmen, die allerdings noch im Detail konkretisiert werden müssen, bietet sich für SHK-Betriebe auch bei privaten Liegenschaften über etliche Jahre hinweg ein lukrativer Markt.

Wie auf der Tagung zur Sprache kam, sieht die SHK-Berufsorganisation einen hohen Beratungsbedarf bei den Eigentümern, um sie zur Investition in moderne Gebäudetechnik zu bewegen. Deshalb sollen die SHK-Mitgliedsbetriebe gute Schulungsangebote nutzen können, um ihre Akquise auf diesen Markt auszurichten. Wettbewerbsvorteile gegenüber Nicht-Innungsmitgliedern sind da durchaus beabsichtigt.

Stichwort Blei: Sicherheit bei der Trinkwasserinstallation

Neben den Auswirkungen zum nationalen Aktionsplan Energieeffizienz bestimmten weitere Themen das Treffen. Unter anderem kam zur Sprache:

  • Für das Energieeffizienzlabel neuer Heizungen hatten sich bis Mitte September etwa 100 Hersteller bereit erklärt, ihre technischen Daten für die Webseite <a href="http://www.heizungslabel.de" target="_blank">www.heizungslabel.de</a> zur Verfügung zu stellen. Diese Datenplattform bündelt und automatisiert die erforderlichen Aufgaben für den Heizungsbauer. So kann der Handwerksunternehmer auch in Zukunft passgenaue, individuell zusammengestellte Heizungsanlagen anbieten und die Planungshoheit bleibt dem SHK-Handwerk erhalten.
  • UBA-Liste, Zertzeichen, Herstellerzusage: Wie gelingt es dem SHK-Betrieb, zweifelsfrei eine mängelfreie Trinkwasseranlage zu bauen? Diese Frage beschäftigte die Techniker in der Sitzung ebenfalls. Antwort: Es gibt für alle Materialien derzeit keine absolute Sicherheit, dass nicht doch erhöhte Bleiwerte im Trinkwasser festgestellt werden können. Jedoch lässt sich ein hohes Ma&szlig; an Sicherheit dadurch gewinnen, dass die Mitgliedsbetriebe Hersteller wählen, die eine Haftungsübernahmevereinbarung (HÜV) abgeschlossen haben. Alle Infos dazu, einschlie&szlig;lich der Liste der HÜV-Partner, stehen zum Download bereit im internen Bereich unter <a href="http://www.zvshk.de" target="_blank">www.zvshk.de</a> (Quicklink QL2021599).
  • Die Ursache für Schäden in Trinkwasser-Installationen im Versorgungsgebiet Dorsten-Holsterhausen konnte bislang nicht ermittelt werden. Die Untersuchungen gehen weiter.
  • Der DVGW hat im Infoblatt Twin Nr. 11 zusammengefasst, was bei der Installation von Wasserzählern zu beachten ist. Ziel ist eine sorgfältige Handhabung bei der Montage, damit es nicht zu einer Verkeimung der Trinkwasseranlage kommt. Das Infoblatt steht unter <a href="http://www.dvgw.de" target="_blank">www.dvgw.de</a> (Suchbegriff: twin11) zum Download bereit.
  • Die Normung der Raumlufttechnik befindet sich mitten in der Überarbeitung &ndash; auf europäischer und auf nationaler Ebene. Absehbar ist, dass sich Änderungen in der europäischen Normenreihe (EN 16798) auf nationale Vorgaben der DIN 1946 Teil 6 auswirken können.
  • In Vorbereitung ist eine Pilotschulung zur energetischen Beurteilung von Lüftungsanlagen. Sie soll noch in diesem Jahr stattfinden.
  • Im Bereich Klempnertechnik ging es auf der Tagung um den Aufbau von Holzkonstruktionen unter Metalldächern. Offenbar wird in der Praxis häufig nicht bedacht, dass bauaufsichtliche Zulassungen in Bezug auf den Brandschutz nicht generell erteilt, sondern von bestimmten Dachneigungen und anderen Parametern abhängig gemacht werden.
  • Für den Ofen- und Luftheizungsbau: Die VDI 3781 Blatt 4 stellt Anforderungen an die Höhe und Anordnung von Abgasanlagen. Ziel ist es, Belästigungen durch Immissionen von Kleinfeuerungsanlagen zu minimieren. Die dort gestellten Anforderungen gehen deutlich über die bestehenden Anforderungen der 1. BImSchV hinaus. Dagegen hat die SHK-Verbandsorganisation Einspruch erhoben.

Die Akteure

Andreas Müller (stellv. Hauptgeschäftsführer): „Die Förderung des Heizungs-Checks ist ein Volltreffer für das SHK-Handwerk. Die Bundesregierung verbindet dies allerdings auch mit einer hohen Erwartung an unsere Aktivitäten.“

 

 

 

Udo Wirges (Bereichsleiter Technik): „Die neuen Marktpotenziale zu heben, das wird für die Fachunternehmer mit intensiver Beratung und erhöhtem Aufwand verbunden sein. Innungsbetriebe sollen dabei bestmögliche Unterstützung erhalten.“

 

 

 

Matthias Wagnitz (Referent Heizungstechnik): „Die jetzt fertig gestellten neuen Schulungsunterlagen für den Heizungs-Check mussten an vielen Stellen ergänzt werden. Die Schulung ist deshalb wichtig für die organisierten Innungsbetriebe.“

 

 

 

Jörg Knapp (Fachverband SHK Baden-Württemberg) zum landesweiten novellierten EWärmeG, dem eine Pilotfunktion für den Bund zugesprochen wird: „Wer den Sanierungsfahrplan erstellt, darf auch selbst die nötigen Arbeiten ausführen.“

 

 

 

Klaus Rüttiger (Fachverband SHK Bayern) zum landesweiten 10 000-Häuser-Programm: „25 bis 30 Jahre alte Heizungen stehen im Fokus der Modernisierung. Die Förderung lässt sich zum Beispiel auch mit KfW-Maßnahmen kombinieren.“

Die Akteure

Andreas Braun (Referent Sanitärtechnik) zur Verwendbarkeit von Werkstoffen in der Trinkwasser-Installation: „Produkte drängen auf den Markt, die Blei-Anteile durch Aluminium ersetzt haben – das erhöht die Anfälligkeit für Korrosion.“

 

 

 

Carsten Müller-Oehring (Referent Recht) zu der Verwendbarkeit von Produkten in der Trinkwasser-Installation: „Die Fachbetriebe können ihr Risiko reduzieren, indem sie Hersteller wählen, mit denen eine Haftungsübernahmevereinbarung besteht.“

 

 

 

Christian Wolf (Referent Lüftungstechnik): „Der Gesetzgeber muss die Notwendigkeit des Mindestluftwechsels festlegen und mit der EnEV kombinieren – sonst bleibt ein gesundes Raumklima weiterhin optional.“

 

 

 

 

Tim Froitzheim (Referent Ofen- und Luftheizungstechnik) zu Regelungen im Bestand: „Die Motivation, eine Feuerstätte zu sanieren, darf nicht ausgebremst werden, indem man gleichzeitig verpflichtet wird, die Abgasanlage zu erhöhen.“

 

 

 

Christian Winsel (Referent Klempnertechnik) zu Dachaufbauten unter Metalldächern: „Die Bauaufsichtliche Zulassung für den Brandschutz bei der Unterkonstruktion wird oft nur für bestimmte Dachneigungen erteilt.“