Farbtrends bewegen sich in Wellen – mal in kürzeren, mal in längeren. Während in der Mode eine gehypte Farbe auch schnell wieder out ist, kann eine Welle in der Architektur oder im Badezimmer auch schon mal 30 Jahre brauchen, bis sie wieder auftaucht. Dass sie es tut, ist jedoch wissenschaftlich erwiesen. Der aktuelle Trend zu Beige-Tönen im Badezimmer scheint die Gesetzmäßigkeit dieses Phänomens zu belegen.
Grundton für einen modernen Mix
Vergessen ist die Bahamabeige-Phase der 70er- und Anfang der 80er-Jahre, die die Badezimmer in ganz Europa in ein eher rustikales Ambiente tauchte. Heute sprechen wir über moderne und freundliche Beige-Töne, die ihren Ursprung in der Natur haben. Sand, helle Eiche, Leinen, Bast, Schilf oder andere Vorbilder aus der Natur prägen die neuen Oberflächen von Badmöbeln und Fliesen. Und im Gegensatz zum ehemals so homogenen Bahamabeige-Hype ist der Kollektionen-Gedanke, also die farblich konstante Verwendung bei Keramik-Waschtisch, WC, Klodeckel, Badematten oder Accessoires, nicht mehr modern. Vielmehr erlauben die zunehmende Kompetenz der Badplaner und der Wunsch der Bauherren ein Mix & Match in der Badplanung, und der Anspruch an ein modernes Interior-Design im Badezimmer ist bei der Neuplanung sehr hoch.
Der Instagram-Kanal von Pop up my Bathroom, der wohl größten Badausstellung im Social Web, repräsentiert diese Entwicklung und zeigt eindrucksvoll, wie Beige-Töne in den letzten Monaten das Trendgeschehen bestimmten. „Dabei handelt es sich beim Beige-Trend nicht etwa um eine modische Akzentfarbe, sondern um eine Verschiebung in der favorisierten Grundfarbe – weg von einem neutral grauen hin zu einem hellen, aber bräunlichen Milieu“, so die Einschätzung von Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) und Mitinitiator der Trendplattform Pop up my Bathroom. „Diese Entwicklung ist leicht zu übersehen, weil sie gegenüber dem seit ein paar Jahren so viel gesehenen Greige nur eine graduelle Veränderung zu sein scheint. Doch da es sich um eine Grundfarbe handelt, die die gesamte Palette der Begleittöne beeinflussen kann, erwarten wir davon eine nachhaltige Wirkung.“
Geborgenheit und wohnliche Wärme
Wohnzimmer und Homeoffice kleiden sich mit dem Revival der 70er und einer unbefangeneren Sicht auf die klassische Einrichtungsfarbe in winterwarme bis Strandhafer-helle Farben. Nun ist der Trend Beige auch im Badezimmer angekommen. Beige ist die neutrale Trendfarben-Alternative zu den ausdrucksstarken Farben Schwarz, Grau, Gold und Dunkelblau. Bei dem heute insgesamt hohen ästhetischen Anspruch beruhigend: Mit Beige kann der Bauherr nicht viel falsch machen, und die Erfolgskombination Weiß und Beige vermittelt Geborgenheit und Wohnlichkeit. In stressigen Coronazeiten entsteht mit der Verwendung von natürlichen Materialien und Produkten in Beige-Tönen ein Private Spa schon fast von selbst.
Passt sowohl zu Weiß als auch zu Braun
Auch die Kombination mit dunkleren Abtönungen ist wieder en vogue. In einem braunen Ambiente kommen wir schnell zur Ruhe und fühlen uns geborgen. Und solange die Farbgebung mit gedeckten Tönen nicht zu drückend wirkt – hier helfen Farbtupfer in Orange, Türkis, Taupe, Grün, Brombeere oder auch Weiß –, spricht nichts gegen ein modernes Interieur in Braun oder Beige. Klassische Sanitärausstattungen wie Keramik oder WC-Deckel sind hingegen weniger zu erwarten.
„Interessant ist, dass Beige wieder als eigenständiger Farbraum eingesetzt wird – sich also nicht ständig durch Abtönungen ins Grau, wie etwa beim immer noch dominanten Greige, als zu modernen Materialien wie Beton passende Farbe zu legitimieren sucht“, ordnet Frank A. Reinhardt, Kreativdirektor von Pop up my Bathroom, die neue Wertigkeit der Trendfarbe ein. „Das ‚neue‘ Beige wirkt selbstbewusst und ist daher auch ein echter Partner für zimtige bis dunkelbraune Töne. Zu viele Rotanteile wie etwa bei Terracotta-Tönen wirken dagegen fast altbacken und passen nicht so gut zum modernen Beige-Farbraum.“
Um den frischen, natürlichen Look zu verstärken, werden vor allem matte Oberflächen gewählt. Bei den Materialien steht Holz ganz oben auf der Favoritenliste für ein wohnliches Badezimmer. Es ist vor allem der Dauerbrenner Eiche, deren solides und gleichzeitig modern wirkendes Holz an der Wand, bei Konsolen und auf dem Fußboden für ein angenehmes Wohlfühlambiente sorgt – gerne mit einem Finish, das zum Trend eines hellen Milieus passt. Erste Signale von deutschen Badmöbelherstellern deuten darauf hin, dass Badmöbel in Vollholz die Trendprodukte 2021 sein werden.
Egal in welchem Stil – die Materialfrage wird in allen Welten gerne auch durch Nachahmungen gelöst: Vom Stein-, Marmor- oder Holz-Look bis hin zu Stoffstrukturen ist alles möglich, ohne dass es künstlich wirkt. Bedruckte Duschflächen, Bodenfliesen oder Spritzschutz in Holzoptik, Armaturen mit Holzintarsien oder auch Konsolenplatten aus Verbundmaterialien imitieren geschickt die Natur und kombinieren sie mit den positiven Materialeigenschaften des bewährten Produktkanons.
Storytelling leicht gemacht
Bei der Badplanung kann der Planer die Themen Natur und Nachhaltigkeit im Badezimmer ins Zentrum rücken: Die Verlängerung des Rosengartens ins Parterre-Badezimmer, die Liebe zum Meer und die Optik eines Spaziergangs durch eine Dünenlandschaft oder die Kombination von Holzoberflächen und vielen Pflanzen – die Farbe Beige ist die ideale Grundlage für die Neuplanung eines Badezimmers.
Farbtrend, Krisenerfahrung und Nachhaltigkeitsthematik
Der Branchenverband VDS sieht eine Kontinuität des Farbtrends, die durch Corona und Nachhaltigkeitsbewusstsein getrieben wird: „Wir haben schon vor der Corona-Epidemie einen Nachfrageanstieg bei Braun- und Beige-Tönen festgestellt. Das Badezimmer soll nicht nur wohnlich sein, sondern wird auch immer mehr zu einem sinnlichen Schutzraum, in den wir uns zurückziehen und Energie tanken können. Covid-19 wirkt nun wie ein Katalysator und verstärkt den Wunsch nach einem geschützten Raum“, so die Trendeinschätzung von VDS-Geschäftsführer Jens J. Wischmann. „Zudem ist auch der Wunsch nach einer nachhaltigen Badplanung und umweltschonenden Sanitärprodukten groß. Die natürlich wirkende Farbe Beige transportiert diese Werte auf ideale Weise“, so Wischmann.
INFO
Das ist Pop up my Bathroom
Bei Pop up my Bathroom handelt es sich um eine Initiative der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) und der Messe Frankfurt zur ISH. Es ist eine experimentelle Plattform zur Badgestaltung. Hier soll untersucht und gezeigt werden, welche Möglichkeiten das Bad als ästhetischer und funktionaler Raum für die Menschen noch bereithält. Zum einen können sich Fachleute hier über neue Entwicklungen informieren, zum anderen sollen die hier entwickelten Entwürfe in Bilder umgewandelt werden, die weltweit verstanden werden. Als Kommunikationsplattform hierzu ist die Internetseite www.pop-up-my-bathroom.de zu einem stetig aktualisierten Blog ausgebaut worden mit knapp einer Million internationalen Besuchern. Hier können sich Profis und interessierte Endverbraucher neben den „Pop up my Bathroom“-Trends auch über neue Entwicklungen in diversen Sanitärbereichen informieren.