Was damals Standard war, ist heute kaum noch angesagt: Wie sehr sich das Verständnis von Badgestaltung in den vergangenen 25 Jahren gewandelt hat, zeigt dieses Beispiel aus dem Jahr 1996. Auch wenn das Bad noch nutzbar war, so entsprachen Optik und Ausstattung doch so gar nicht mehr den Vorstellungen der Kunden. Rundum raumhoch zu fliesen ist einfach out!
Im Zuge der Modernisierung des ganzen Hauses wurde deshalb das Bad kernsaniert und nach Kundenwünschen komplett neu gestaltet. Dabei stand u.a. eine Wanne nicht mehr auf ihrer Wunschliste, stattdessen eine große Dusche mit Sitzgelegenheit. Außerdem sollten die Rohrverkleidungen und der Schacht möglichst verschwinden.
Sitzbank in der Dusche
Die Duschfläche ist durch eine seitliche Wandscheibe begrenzt, dadurch entsteht zugleich eine Nische für das WC. Eine bodenebene Ausführung war – wie so oft im Bestand – leider nicht umsetzbar. Die Duschrinne ist daher in ein 10 cm hohes Podest eingelassen. Als Sitzplatz und Ablage dient eine gemauerte Bank über die ganze Breite der Dusche. Um den Komfort zu erhöhen, ist sie mit einer Sitzheizung ausgestattet: Gewärmt wird sie durch eine eingelegte Schleife der – ebenfalls neu verlegten – Fußbodenheizung. Für deren Installation wurden in allen Etagen des Gebäudes Kanäle in den Estrich gefräst, um die Heizschleifen zu verlegen. Die Duschabtrennung erhielt eine dichte Pendeltür, um „Überschwemmungen“ zu vermeiden. Nach dem Duschen hängt das Handtuch griffbereit auf einer Stange am Festelement der Abtrennung.
Bücherregal am Dusch-WC
Beim WC handelten die Kunden nach dem Motto: „Wenn schon neu, dann richtig neu“ und entschieden sich für ein Dusch-WC (Anmerkung: Denen sieht man ihre Funktionalität heute glücklicherweise nicht mehr an). Hinter dem WC ist in der Vorwand eine Nische eingebaut, eine integrierte LED-Schiene beleuchtet die Kunst der Kunden. An der Seitenwand war neben dem Schacht noch Platz für den Einbau eines kleinen Bücherregals. Als Oberfläche wurde hier – wie im ganzen Haus – Nussbaum eingesetzt. Eine kleine flexible Lampe im Regal bietet gezieltes Licht zum Lesen.
Der Papierrollenhalter und die WC-Bürste sind unsichtbar in einem Einbauelement in der Wand untergebracht. Eine beleuchtete Nische in der Vorwand unter dem Fenster dient als weitere kleine „Ausstellungsfläche“. Gleichzeitig verlaufen hier die Rohre und Leitungen – wie gewünscht unsichtbar.
Platz am Waschbecken
Das Waschbecken ist auf eine durchgehende Ablage aufgesetzt. Sie zieht sich nahtlos über Eck bis unter das Fenster. Die Wandarmatur ergänzt die minimalistische Optik. Schubladen – ebenfalls in Nussbaum – unter der Ablage bieten weiteren Stauraum und einen Platz für Fön und Co., die Geräte können an den integrierten Steckdosen angeschlossen bleiben. Handtuchstangen vor den Schubladen wollten die Kunden nicht, daher hängen die Handtücher auf ausziehbaren Handtuchstangen. Die Fläche über der Vorwand wird für eine Spiegelschrank-Anlage auf Maß genutzt. Hier ist nicht nur viel Stauraum entstanden, die Spiegelflächen lassen den Raum auch größer wirken. Am Fenster ist ein Regal als Pendant zum Bücherregal eingebaut.
Glitzer und Spachteltechnik
Die Kunden wollten einen möglichst schlichten und klaren Look – und auf keinen Fall Eckschienen! Bei all den Ecken wäre eine Verlegung der Fliesen auf Gehrung jedoch eine echte Herausforderung gewesen, auch finanziell. Daher entschieden sie sich für eine fugenlose Spachteltechnik in einem warmen Grauton. Mit dieser wurden die Wandflächen, wo nötig, beschichtet.
Für den Boden und die Dusche wählten die Kunden metallisch wirkende Fliesen in einem dunklen Grau im Format von 120 x 120 cm aus. Diese waren in der Fliesenausstellung mit einer Fugenmasse mit Glimmer-Partikeln verfugt, die Kombination überzeugte auf Anhieb. Die dezent glitzernde Fuge unterstreicht den metallischen Charakter der Fliesen. Wird die Fuge derart betont, ist das Fugenbild natürlich entscheidend: Die hohe Kunst der Verlegung zeigt sich an der Ecke der Dusche, wo alle Fugen exakt aufeinandertreffen. Die Sockelfliesen sind hier auf Gehrung geschnitten und flächenbündig eingeputzt.
Licht ohne Lampen
Auf die klassische Deckenlampe in der Mitte wurde bewusst verzichtet. Beleuchtet wird das Bad mittels 7 LED-Leisten, die in die Wände und Möbel eingelassen sind. Sie ermöglichen je nach Nutzung und Stimmung unterschiedliche Lichtszenarien. Für die in die Spiegel integrierte Beleuchtung lassen sich verschiedene Lichtfarben einstellen, so ist immer das richtige Licht zum Schminken wählbar. Alle anderen LED-Schienen haben eine einheitliche Lichtfarbe von 3000 Kelvin.
Fazit
Im Ergebnis haben die Kunden nach der Modernisierung ein wohnliches Bad erhalten mit deutlich höherer Aufenthaltsqualität. Der „Wohlfühlfaktor“ ist wieder da, er wird die Kunden sicherlich für die nächsten 25 Jahre begleiten.