Für die Verwendung der schon vorhandenen und voraussichtlich auch für noch kommende Niedrig-GWP-Kältemittel müssen die Geräte in der Regel an die chemisch-physikalischen Eigenschaften der Kältemittel technisch angepasst werden. Das muss nicht immer so radikal ausfallen wie bei einem Umstieg auf das natürliche Kältemittel Ammoniak, das aufgrund seiner korrosiven Eigenschaften entsprechendes Rohr- und Behältermaterial erfordert. Auch beim Umstieg auf das natürliche Kältemittel CO2, das als druckintensives Kältemittel stabilere Rohrleitungen und Komponenten benötigt, steigt der Materialaufwand.
Bei den neuen synthetischen Kältemitteln mit niedrigem GWP (Global warming potential = Treibhauspotenzial) hält sich der Anpassungsaufwand bei der Anlagentechnik im vertretbaren Rahmen. Was allerdings hinzukommen kann, sind entsprechende Sicherheitsvorkehrungen beim Einsatz von Kältemitteln höherer Sicherheitsgruppen (z. B. A2L), was zusätzliche Maßnahmen bei Planung und Installation der Anlagen erfordert.
Klimageräte mit R32
Bei kleinen und mittleren Leistungsgrößen, wie der M-Serie und im Mr.-Slim-Segment, hat Mitsubishi Electric sein Produktportfolio bereits fast vollständig auf das A2L-Kältemittel R32 umgestellt. Bei den kleinen Leistungsgrößen ist dies insbesondere durch die geringen Füllmengen vergleichsweise einfach möglich: Unter 1,8 kg Kältemittelfüllung (für R32) sind gemäß den aktuellen Normen keine zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen vorzunehmen. Im kleinen Leistungsbereich ist damit auch die Umstellung für Planer und Fachbetriebe einfach, da die Geräte auf dieselbe Art und Weise wie zuvor mit R410A geplant werden können.
Da im Mr.-Slim-Bereich die Füllmengen über 1,8 kg liegen, muss hier mindestens überprüft werden, ob zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen (DIN EN 378 und IEC 60 335-2-40) einzuhalten sind. In den meisten Fällen sind in diesen Leistungsbereichen die Räume aber entsprechend groß, sodass auch hier selten ein Risikomanagement angewendet werden muss.
Damit eignen sich diese Klimageräte gerade für kommerziell-gewerbliche Anwendungen in mittelgroßen Räumen sowie Technikräumen. Je nach Einsatz können sie als Singlesplit- oder Multisplit-Lösung im Simultanbetrieb mit zwei, drei oder vier Innengeräten installiert werden. Mit dem Kältemittel R32 ist die Energieeffizienz höher als bei R410A und die Füllmenge um 20 % geringer. Bei den Mr.-Slim-Klimageräten ermöglicht R32 in Verbindung mit dem Power Inverter zudem eine noch größere Leitungslänge als bei den R410A-Power-Invertern.
Hybrid-VRF vereint zwei Welten
Eine besondere Lösung mit Zukunftsperspektive ist das Hybrid-VRF-System (HVRF). Hierbei handelt es sich um das weltweit erste Klimasystem, das alle Vorzüge eines gewöhnlichen VRF-Systems mit sich bringt und auch mit R32 ohne übermäßiges Risikomanagement realisiert werden kann. Im besten Fall muss lediglich ein Raum hinsichtlich des Risikomanagements betrachtet und ggf. mit zusätzlichen Maßnahmen ausgestattet werden – denn nur zwischen der Außeneinheit und dem Hybrid-BC-Controller zirkuliert Kältemittel. Der Hybrid-BC-Controller übernimmt die Wärmeübertragung zwischen kältemittelgeführtem Außen- und wasserbasiertem Innenkreislauf.
Im Großteil des Gebäudes ist so ausschließlich Wasser als Energieträger im Einsatz, was das System gerade für Hotels und Bürogebäude sehr attraktiv macht. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich mit diesem System anlagenbezogen schon heute der mittlere GWP-Wert des Phase-down-Szenarios für 2030 erreichen lässt: Durch den sekundären Wasserkreislauf werden rund 40 % an Kältemittelfüllmenge und CO2-Äquivalent gegenüber einem herkömmlichen VRF-System mit Direktverdampfung eingespart. Mit R32 als Kältemittel wird zusätzlich das GWP verringert. In Summe ist mit einem Hybrid-VRF-System eine Reduzierung des CO2-Äquivalents von bis zu 81 % im Vergleich zu direktverdampfenden VRF-Anlagen mit R410A möglich.
Zudem wurde das HVRF-Portfolio um das Y-System erweitert. Damit steht neben der R2-Variante zum simultanen Heizen und Kühlen auch die Variante Heizen oder Kühlen und damit eine Auswahl zur Verfügung, die einem herkömmlichen VRF-System in nichts nachsteht.
Chiller mit R513A und R1234ze
Wie bereits im zweiten Teil der Serie in der SBZ 04-2020 beschrieben, etablieren sich dagegen bei Kaltwassersätzen zwei andere Kältemittel. Michael Lechte, Manager Produktmarketing bei Mitsubishi Electric, Living Environment Systems: „Bei den aktuell noch gängigen Kältemitteln für Kaltwassersätze, zum Beispiel R134a, sinkt die Akzeptanz am Markt. Auch der relativ hohe GWP von 1430 steht dem Gedanken der F-Gase-Verordnung entgegen. Als kurz- und mittelfristige Lösung bietet sich R513A an. Das A1-Sicherheitskältemittel kann mit kleinen Anpassungen in Kaltwassersätzen verwendet werden, die für R134a ausgelegt sind.“
Ein Kältemittel der Sicherheitsgruppe A1 bedeutet: kein Risikomanagement, keine besonderen Regularien durch Normen. Entsprechende Kaltwassersätze können deswegen auch gut innerhalb eines Gebäudes aufgestellt werden. Darüber hinaus ist R513A für nahezu alle Kaltwassersätze, die aktuell noch mit R134a betrieben werden, eine einfache Drop-in-Lösung: R134a wird dann ausgetauscht, ohne dass deutliche Änderungen am Gerät erforderlich werden.
Gemessen an den kommenden Schritten der F-Gase-Verordnung hat R513A aber immer noch einen relativ hohen GWP-Wert von 631. In einer reinen Ersatzbetrachtung würde sich damit das CO2-Äquivalent pro Maschine gegenüber R134a nur auf 44 % verringern. Zum Vergleich: Das Phase-down-Szenario sieht bis 2030 für den Gesamtmarkt mit zusätzlich steigendem Kältebedarf eine Reduzierung auf 21 % vor.
Als Alternative steht deswegen R1234ze in den Startlöchern. Es verfügt über einen GWP von 7, ist jedoch als entflammbar eingestuft ein A2L-Kältemittel. Darum sind gewisse Regularien gerade bei der Innenaufstellung zu beachten. Lechte: „Wir informieren unsere Kunden offen über die Vor- und Nachteile unserer jeweiligen Lösungskonzepte mit unterschiedlichen Kältemitteln. Dafür stellen wir zahlreiche Unterlagen zur Verfügung und führen bundesweite spezielle Schulungen durch, um die Rahmenbedingungen beim Einsatz der unterschiedlichen Kältemittel einfach und verständlich darzustellen.“
Analog zu seiner Philosophie der Zweigleisigkeit bietet das Unternehmen seine Kaltwassersätze der Marke Climaveneta in der Regel sowohl mit dem Kältemittel R513A als auch mit dem Kältemittel R1234ze an. Die Meinung des Herstellers ist dabei klar: Für Mitsubishi Electric bietet sich das HFO-Kältemittel R1234ze als die beste Alternative zu Kältemitteln wie R134a an. Das bereits verfügbare Produktportfolio wird darum weiter mit HFO-Alternativen ausgebaut.
Eine einfache Faustformel, wer sich wann für welches Kältemittel im Kaltwassersatz entscheiden sollte, existiert allerdings nicht. Vielmehr muss jeder Einzelfall analysiert und hinsichtlich Effizienz, Umweltverträglichkeit und Investitionssumme individuell betrachtet werden – genau wie bei allen anderen Produkten, in denen Kältemittel zum Einsatz kommen.
Luftgekühlte Lösungen mit R454B
Mitsubishi Electric hat seine Kaltwassersätze, Wärmepumpen und Multifunktions-Wärmepumpen mit Scroll-Verdichtern der NX- und NECS-Serien der Marke Climaveneta vom Kältemittel R410A auf das Kältemittel R454B umgerüstet. Es handelt sich hierbei um luftgekühlte, außen aufgestellte Geräte im Leistungsbereich zwischen 40 und 850 kW. Das GWP von R454B ist mit 466 um 78 % niedriger als das von R410A (2088) und um 31 % niedriger als das von R32 (675).
Das A2L-Kältemittel R454B ist von der Kälteleistung her quasi identisch mit R410A, die Effizienz ist jedoch etwas höher und der Kältemittelmassenstrom liegt lediglich bei 80 %. Dies erlaubt eine deutliche Reduzierung der Kältemittel-Füllmenge, was wiederum das CO2-Äquivalent der Geräte nochmals verringert. Im Gegensatz zum Austausch-Kältemittel R32 müssen die Einsatzgrenzen der Geräte bei den zurzeit verfügbaren Komponenten nicht nach unten verschoben werden.
Fazit und Ausblick
Die stufenweise Reduzierung der in Verkehr gebrachten CO2-Äquivalente im Zuge der F-Gase-Verordnung verringert unweigerlich die dem Markt zur Verfügung stehende Menge bisher bewährter Kältemittel. Die Beschränkung des Inverkehrbringens bestimmter Produktgruppen, für die klimafreundlichere Alternativen verfügbar sind, wird keine spürbare Entlastung bringen. Die Folge der künstlichen Verknappung sind Preisaufschläge bei Kältemitteln. Die bisher häufig eingesetzten Kältemittel R410A und R134a sind aufgrund ihrer hohen GWP-Werte in größerem Maße vom F-Gase-Phase-down betroffen.
Die Hersteller von Anlagen, die mit Kältemitteln betrieben werden, stehen deshalb vor großen Herausforderungen. Gefragt sind klimafreundliche Kältemittel, die vergleichbare Sicherheitsmerkmale und Lösungen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Verfügbarkeit, Effizienz sowie Wirtschaftlichkeit bieten. Aber: Das „optimale“ Kältemittel, das alle Anforderungen perfekt erfüllt, wird es nicht geben. Mitsubishi Electric bietet statt einer Universallösung deshalb verschiedene Lösungen für ähnliche Anwendungsfälle an.