Die Gestaltung des Badezimmers wird insgesamt wohnlicher und damit auch immer stärker von den allgemeinen Einrichtungstrends beeinflusst. Gleichzeitig dürfen aber auch neue technische Features im Bad nicht fehlen. Die Initiative „Pop up my Bathroom“ zeigt die Neuheiten des Jahres 2020 von deutschen Sanitärmarken, die ein wenig Spannung in die Phase vor der digitalen Branchenleitmesse ISH im nächsten Frühjahr bringen und die Richtung andeuten, aus der weitere Innovationen zu erwarten sind.
Trend-Thema: Farbe im Badezimmer
Zur ISH 2019 proklamierte „Pop up my Bathroom“ die Renaissance der Farbe im Bad. In zwölf Trend-Installationen wurden von den Initiatoren – der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) und der Messe Frankfurt – praxisorientierte Farb- und Produktempfehlungen für die zeitgemäße Badgestaltung präsentiert. Mit dem Ergebnis, dass Farbe als Gestaltungsthema für das Badezimmer omnipräsent war – und immer noch ist. „Das hat nicht nur in Medien und Ausstellungen den lang erwarteten Renovierungskick geliefert, indem die Menschen in ihrem Wunsch nach Farbe und Lifestyle im Bad unterstützt wurden; auch viele Hersteller, Handel und Handwerker haben das Thema Farbe aufgegriffen und thematisieren es nun verstärkt in ihrer Kommunikation“, bewertet Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der VDS, rückblickend die Kampagne.
Nach Holz hat sich damit Farbe als Top-Einrichtungstrend für das moderne Badezimmer etabliert. Aufgrund der enormen Vielfalt professioneller Gestaltungsmöglichkeiten mit Farben und farbgebenden Materialien ist ein einzelner Farbton oder ein einzelner Farbraum als Highlight aber kaum auszumachen – der Trend ist die neue Farbigkeit an sich.
Kräftige Farben, wie etwa Gelb, Grün oder Blau, machen das Bad zum individuellen Lifestyle-Raum. Auch das Farbthema Weiß bringt – bewusst eingesetzt – ganz neue, mitunter fast schon ätherische Farbwirkungen ins Bad. Die neuen Armaturen sind nicht nur individuell und funktional, sondern auch immer häufiger farbig, denn mit innovativen Oberflächenverfahren können die Trendfarben der jeweiligen Einrichtung auch über die Armaturen ausgespielt werden. Metallische Oberflächen wie Rost, Kupfer, Platin oder Gold werden aber nicht nur über Armaturen und Accessoires in die Badgestaltung transportiert, sondern auch über großflächige Fronten.
Sogar die eher in Architekten- und Designerkreisen beliebte Farbe Schwarz wird, ähnlich wie im Küchenbereich, zunehmend auch im mittleren Preissegment für das Badezimmer nachgefragt. Alle möglichen Grauschattierungen fungieren als „das neue Weiß“ im Bad, und Wohnlichkeit wird über den zunehmenden Einsatz von hochwertigen Holzdekoren erreicht. Der Trend zu mehr Farbe im Badezimmer beeinflusst das Interior Design sowohl im privaten Heim als auch im Hospitality-Sektor.
Populär: frei stehende Badewannen
Neben der bodenebenen Dusche ist eine frei stehende Badewanne das absolute Trendprodukt für das Lifestyle-Badezimmer. Dabei nehmen die schlichten, aber raumgreifenden Wannen eine wichtige Rolle in der Badplanung ein und werden zum dominierenden Gestaltungselement. Angesagt sind rechteckige Badewannen mit abgerundeten Ecken. Die Wannen sind häufig mit zwei Rückenschrägen und einem Mittelablauf ausgestattet.
Auch eine große, kreisrunde Wanne lädt immer häufiger zum Baden zu zweit ein. Meist sind die frei stehenden Wannen betont schlicht im Design; gelegentlich erhalten sie aber auch eine auffälligere Oberflächengestaltung im Colour Block – mit farblich unterschiedlicher Innen- und Außenseite – oder werden in einen Holz- oder Metallrahmen gefasst, um den Möbelcharakter zu betonen.
Die plakativen Solitäre aus Mineralguss, Acryl oder sogar Marmor können dank moderner Installationstechnik zunehmend problemlos aufgestellt werden. Allerdings: Bei der Planung für ein Bad mit frei stehender Wanne müssen vorab sowohl der Transportweg ins Bad als auch die Statik geprüft werden.
Faktor für die Wohnlichkeit: Badmöbel
Die Anforderungen an die Ausstattung im Badezimmer steigen, und mit der Aufenthaltsqualität steigt auch die Aufenthaltsdauer. Neben dem funktionalen Anspruch an Badmöbel wie Stauraum, Pflegefreundlichkeit und Organisationshilfen sollen moderne Badmöbel dem Badezimmer auch einen Lifestyle-Charakter geben. Dabei ist das Badmöbel das bestimmende Gestaltungselement und gibt die Stilrichtung vor. Gefragt sind gefällige und moderne Formen, die für ein schickes Badambiente sorgen.
Neben einer Vielzahl von minimalistischen Badmöbel-Ensembles mit optimiertem Stauraum und innovativen Oberflächentechniken zeigt das Lifestyle-Badezimmer auch im Detail immer mehr Einflüsse aus dem klassischen Wohnbereich – wie etwa die Tendenz zu abgerundeten Ecken. Manche Kollektion präsentiert sich auch großflächig im Soft-Edge-Design „abgerundet“. Dank moderner Fertigungstechniken in der Möbelproduktion können komplett abgerundete Formen oder organische, geschwungene Oberflächen beim Design qualitativ hochwertiger Badmöbel eingesetzt werden, mit denen sich stilechte Interpretationen des angesagten Mid Century Style realisieren lassen.
Das ist einen Kommentar wert: „Die deutschen Badmöbelhersteller setzen Standards bei der Badmöbelproduktion. Ausgehend von dem wachsenden Bedürfnis, das Badezimmer wohnlich zu gestalten, hat der Innovationsgrad bei der Oberflächengestaltung und der Formenvielfalt in den letzten Jahren enorm zugelegt. Das geht sogar so weit, dass Badmöbel und teilweise auch Waschtische individuell und passgenau produziert werden können. Die deutsche Badmöbelindustrie ist innovativ und nachhaltig zugleich“, sagt VDS-Geschäftsführer Wischmann.
Hygiene: Die neue (alte) Badkultur
Nicht nur in Zeiten von Corona ist Hygiene im Bad ein sensibles Thema. Doch mit der derzeitigen Sorge um die persönliche Sicherheit und die Gesundheit der Familie – mit dem schon fast reflexhaft eingeübten Verhalten von häufigem Händewaschen und Kontaktvermeidung – erhält es eine ungeahnte Brisanz. Mit der weltweiten Pandemie-Erfahrung rückt die Sauberkeit im Bad wieder so stark in den Fokus, dass die hygienischen Produkteigenschaften der Sanitärausstattung sowohl für renovierungswillige Konsumenten als auch für Architekten und für Projektplaner öffentlicher Einrichtungen wieder größere Bedeutung bekommen.
Die Pflegeanforderungen von Sanitärprodukten sind oft direkt mit dem Thema Hygiene verbunden. Dank neuester antimikrobieller Technologien und Oberflächen ist das Putzen heute keine große Sache mehr. Spezielle Keramikoberflächen für Waschtisch und WC etwa erleichtern die Pflege signifikant (z. B. HygieneGlaze 2.0 und WonderGliss von Duravit, KeraTect von Geberit, AntiBac und CeramicPlus von Villeroy & Boch oder Ideal Plus von Ideal Standard). Dabei handelt es sich um eine in die Keramik eingebrannte Beschichtung, auf der Schmutz und Kalk nicht haften, sodass Rückstände mit dem Wasser leichter abfließen. Zudem soll nach Angaben der Hersteller das Bakterienwachstum signifikant gehemmt werden. Auch für Waschtischkonsolen und Toilettensitze gibt es ähnliche Lösungen, die ein mikrobielles Wachstum verhindern.
Moderne WCs verfügen zudem über eine Wasserspülung, die ohne Spülrand auskommt und somit kaum Angriffspunkte für Bakterien oder Keime bietet. Ein weiterer Vorteil ist die Umweltfreundlichkeit bei der Pflege, denn hier kann auf aggressive WC-Reiniger weitgehend verzichtet werden. Und das Thema „Berührungslos“ wird auch im privaten Badezimmer immer wichtiger. Neben berührungslos auszulösenden Armaturen werden zunehmend auch berührungslose Seifen- und Desinfektionsmittel-Spender sowie elektrifizierte Betätigungsplatten zur Auslösung der WC-Spülung in die Badplanung integriert.
Bauherren planen mit Nachhaltigkeit
„Das Lifestyle-Badezimmer soll nicht nur schick aussehen, sondern auch nachhaltig sein – so die Forderung von immer mehr Bauherren bei der Badsanierung“ stellt Jens J. Wischmann fest. Neben einer ohnehin auf lange Lebenszeit ausgerichteten Nutzungsdauer sind bereits viele Ausstattungsprodukte im Badezimmer auf Sparen eingestellt: mit wassersparenden Armaturen, optimierten WC-Spülungen und reinigungsfreundlichen, randlosen WCs, hygienischen Oberflächen oder einem hohen Duscherlebnis mit wassersparenden Regenduschen. „Deutsche Sanitärunternehmen entwickeln nicht nur ressourcensparende Produkte für den Dauerbetrieb, sondern achten bei der Produktion auch auf nachhaltige Produktions- und Qualitätsstandards. Das i-Tüpfelchen ist die hohe Designqualität bei der Entwicklung neuer Produkte, die eine langjährige Nutzung garantiert“, resümiert der VDS-Geschäftsführer.
TIPP
ISH 2021: Premiere als digitales Event
Die ISH wird 2021 als rein digitale Veranstaltung stattfinden und eine Vielzahl an Angeboten bereitstellen – auch zum Thema Badgestaltung. Dazu zählen beispielsweise Ausstellerpräsentationen (Produkte, Informationen, Videos, Ansprechpartner, Chatfunktionen, Eins-zu-eins-Videoanrufe) und intelligentes Matchmaking mit passenden Geschäftspartnern zur Leadgenerierung, unterstützt durch künstliche Intelligenz. Des Weiteren wird es Live-Streamings und On-Demand-Übertragungen des Rahmenprogramms geben sowie eine Terminvergabe für Online-Meetings mit den Ausstellern. Alle Features sind während der Veranstaltung weltweit rund um die Uhr, über die verschiedenen Zeitzonen hinweg, verfügbar.
INFO
Das ist Pop up my Bathroom
Bei Pop up my Bathroom handelt es sich um eine Initiative der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) und der Messe Frankfurt zur ISH. Es ist eine experimentelle Plattform zur Badgestaltung. Hier soll untersucht und gezeigt werden, welche Möglichkeiten das Bad als ästhetischer und funktionaler Raum für die Menschen noch bereithält. Zum einen können sich Fachleute hier über neue Entwicklungen informieren, zum anderen sollen die hier entwickelten Entwürfe in Bilder umgewandelt werden, die weltweit verstanden werden. Als Kommunikationsplattform hierzu ist die Internetseite www.pop-up-my-bathroom.de zu einem stetig aktualisierten Blog ausgebaut worden mit knapp einer Million internationalen Besuchern. Hier können sich Profis und interessierte Endverbraucher bis zur nächsten ISH neben den „Pop up my Bathroom“-Trends auch über neue Entwicklungen in diversen Sanitärbereichen informieren.
INFO
VDS und ZVSHK: Demografischer Wandel im Badezimmer
Die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) und der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) haben ein neues Grundsatzpapier Demografischer Wandel veröffentlicht. In ihm sind auch konkrete Forderungen an die Politik festgehalten – von der Organisation über die Fördergeldverteilung bis hin zu mehr Praxisorientierung. Damit rufen die Verbände Bund und Länder auf, dem Thema als gesamtgesellschaftliche Kernaufgabe konsequent mit nachhaltigen Konzepten und Lösungen zu begegnen.
Im Sinne der Betroffenen sollte vor allem rasch und unbürokratisch gehandelt werden. Nur so ließen sich etwa Bäder nicht nur barrierefrei, sondern gleichzeitig pflegegerecht gestalten und ausstatten. Sie allein auf die Bewohner auszurichten, reiche zudem längst nicht mehr. „Die Bedürfnisse der Pflegenden müssen ebenso Berücksichtigung finden“, unterstreichen Andreas Dornbracht als VDS-Vorsitzender und ZVSHK-Präsident Michael Hilpert in der Präambel. Aufgrund ihrer Erfahrung könne die Sanitärbranche, die im gesamten haus- und gebäudetechnischen Wirtschaftszweig mit seinen rund 49 000 Unternehmen und über 500 000 Beschäftigten fest verankert sei, beim Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozess in vielfältiger Weise aktiv mitwirken, heißt es im 32-seitigen Grundsatzpapier.
Transparente und kontinuierliche Verteilung der Fördergelder
VDS und ZVSHK vertreten des Weiteren die Auffassung, dass die zentrale Verantwortung für die Immobilien-Komponente auf Bundesebene künftig in einem möglichst autonomen Bauministerium etabliert sein sollte. Unabhängig davon mache die Bedeutung des Themas die Berufung eines nur für Demografie-Fragen zuständigen Staatssekretärs unabdingbar. Generell gelte es, Beratungsangebote noch sichtbarer darzustellen, besser zu vernetzen und vorhandene Lücken zu schließen. Dabei lasse sich zum Beispiel die schon 2013 ins Leben gerufene Initiative „Aktion Barrierefreies Bad“ als wichtige Schnittstelle zu Modernisierern und Bauherren jedes Alters sowie zur Sanitärbranche integrieren.
Ferner sei es nötig, die staatliche Förderpolitik der wachsenden Bedeutung des altersgerechten Wohnens weiter anzupassen. Die Erhebung des Statistischen Bundesamtes im Zusatzprogramm „Wohnen“ des Mikrozensus 2018 sowie die Jahresbilanz 2018 der staatlichen Förderbank KfW verdeutlichten das. Sie erforderten eine Verschiebung bzw. gezieltere Streuung der Mittel. So müssten anteilig erheblich mehr Gelder für die direkte Bezuschussung von barrierefreien Umbauten von Sanitärräumen fließen. Nicht zuletzt brauche die staatliche Förderpolitik dringend eine Verstetigung. „Die Praxis des meist haushaltspolitisch motivierten Stoppens und nach geraumer Zeit wieder Anschiebens des Förderprogramms ‚Altersgerecht Umbauen‘ ist zu beenden. Sie wirkt als reale Investitionsbremse“, machen die Branchenverbände klar.
Bundesweit mehr Praxisorientierung und einfacherer Zugang zu pflegegerechten Bädern
Darüber hinaus sei es unerlässlich, dass der Bund in für die Sanitärwirtschaft relevanten Themenbereichen Vertreter bzw. Meinungen der Branche häufiger als bisher berücksichtige. Die stärkere Praxisorientierung durch Einbindung von Bau- und Sanitärprofis, die im direkten Kontakt mit Betroffenen stehen, etwa in den für Normung und Gesetzgebung zuständigen Gremien, sei weiter zu forcieren. Das gelte außerdem für die Entwicklung bzw. die Überarbeitung von KfW-Förderbausteinen zum Sanitärbereich. Auch müsse es ein beständiges Ziel bleiben, die Bürokratie kritisch zu überprüfen und abzubauen. In dem Zusammenhang komme es darauf an, die Nachweispflichten der Antragsteller sowie den Zugang zum Antrag selbst zu vereinfachen. Nicht zuletzt umfassen die Forderungen von VDS und ZVSHK den Ausbau des Badezimmers als Erfolgsfaktor für die ambulante Pflege.
Wichtige Orientierungshilfe für die weitere (politische) Debatte und eine breite Leserschaft
Neben den zentralen Anliegen als fundierte Orientierungshilfe für die weitere (politische) Debatte sowie Stellungnahmen zu Branchen-Verantwortung, -Kompetenzen und -Selbstverpflichtung bietet das Grundsatzpapier einen ausführlichen Exkurs zu den Rahmenbedingungen. Unter den vier Überschriften „Demografischer Wandel“, „Altersgerechte Wohnungen“, „Barrierefreie bzw. -reduzierte Bäder“ sowie „Pflegegerechte Bäder“ beschäftigt es sich umfänglich mit der Faktenlage inklusive einschlägigen Quellen.
Ein Umstand, der laut VDS-Geschäftsführer Jens J. Wischmann auch oder gerade in Corona-Zeiten, in denen zahlreiche Projekte aus Etatgründen im Wartemodus verharrten, von großem Vorteil sei. Denn der demografische Wandel und die damit verbundenen Dringlichkeiten würden so bei den Verantwortlichen bis ins statistische Detail (wieder) präsent. Davon abgesehen richte sich das Grundsatzpapier nicht allein an Politiker, Fachleute und Medien, sondern an eine breite Leserschaft.
Die Unterlage steht als PDF-Datei auf der Homepage des Branchen-Dachverbandes im Bereich „Die VDS“ zum Download zur Verfügung (Direktlink: https://bit.ly/3cGfc05).