Die Region rund um Horgenzell, nahe Friedrichshafen, ist typisch für den Raum Oberschwaben: landschaftlich reizvoll mit hohem Erholungswert, aber als Wirtschaftsstandort noch mit viel Entwicklungspotenzial. Als die Investoren dennoch in einem neu erschlossenen Gewerbegebiet am Ortsrand ein Lager- und Bürogebäude errichten ließen, war das entsprechend wohl überlegt. Zum einen gibt es einen Bedarf an hochwertigen Immobilien, insbesondere für Handel und nicht-produzierendes Gewerbe. Zum anderen war aber für die Vermarktbarkeit entscheidend, wie flexibel sich das Objekt nutzen lässt.
Und dies galt nicht nur bezüglich der Raumaufteilung. Vielmehr sollte die Fläche gleichermaßen für nur einen Betreiber darstellbar sein, wie auch die Nutzung durch zwei völlig getrennte Parteien ermöglichen – inklusive eigenständiger brandschutztechnischer Betrachtung der beiden Gebäudehälften bei einer Nutzungsänderung von Flächen.
Architektonisch, auch statisch, war das ohnehin als Option mitgedacht und entsprechend einfach realisierbar. Dass die Herausforderung haustechnisch letztlich aber genauso wirtschaftlich umgesetzt werden konnte, war einem genauso vorausschauend entwickelten Lüftungs- und Klimatisierungskonzept zu verdanken, das Elmar Gebhart als Geschäftsführer der Merk Lufttechnik (Herbertingen) mit Unterstützung der Systemair-Fachberater Uwe Löhler (Lüftungstechnik) und Mesut Öztürk (Kältetechnik) ausgearbeitet hatte: „Jede Gebäudehälfte komplett autark auszulegen hatte dabei nicht nur betriebstechnische Vorteile. Auch energetisch zahlt sich die Dezentralisierung in der Betriebsphase aus, wie speziell die Detailberechnung mit Bezug auf definierte Nutzungszonen bestätigte.“
Für die wirtschaftliche Umsetzung, so Gebhart, sei wiederum die abgestimmte Lieferung sämtlicher Lüftungs- und Klimatisierungskomponenten inklusive Rohrleitungssysteme und Luftauslässe aus einer Hand entscheidend gewesen: „So haben wir auch hier eventuelle Schnittstellenprobleme vermieden und konnten trotzdem auf die individuellen Kundenwünsche eingehen.“
Getrennte Lüftungs- und Klimatechnik
Für die bedarfsgerechte Lüftung in den beiden Büroeinheiten im Obergeschoss setzte Gebhart zwei Lüftungsgeräte Topvex SR mit Heißwasserregister und einer Luftleistung von 1800 bzw. 2200 m³/h ein. Diese wurden durch das Fachhandwerksunternehmen Lernhart Sanitär-Heizung-Flaschnerei aus Wald platzsparend auf dem Kriechboden des Neubaus untergebracht. Dort konnten auch die notwendigen Luftkanäle zu den Deckenauslässen bzw. Zuluftventilen in den Büroräumen entsprechend einfach verlegt werden.
Die komfortable Temperierung der Büroräume erfolgt durch Klimageräte mit zwei 18 kW-Außengeräten. Pro Raum stehen damit an den Deckenkassetten jeweils etwa 2,2 kW Kühlleistung zur Verfügung. Die Neuentwicklungen vom Typ Syspanel Cassette Mini ersetzten die ursprünglich in der Planung vorgesehenen, typischen Split-Wandgeräte, weil sie sich dank niedriger Aufbauhöhe problemlos auch in die nur wenige Zentimeter abgehängten Decken integrieren ließen. Dank des 360° Luftauslasses wurde so eine wesentlich bessere Zirkulation im Raum erreicht und es kann auch mit geringeren Ausblasgeschwindigkeiten gearbeitet werden. Das kommt wiederum dem Komfortempfinden der Nutzer entgegen.
Komfort und Energieeffizienz
Den zentralen Kundennutzen einer derart „fragmentierten“ Klima- und Lüftungstechnik sieht Gebhart etwa in Komfortvorteilen bei gleichzeitig höherer Energieeffizienz: „Statt deutlich größere Anlagen mit entsprechend höheren Volumenströmen, also Energieverbräuchen zu fahren, können wir zonenweise ausgesprochen bedarfsgerecht kontrolliert be- und entlüften sowie klimatisieren. Nicht genutzte Besprechungsräume oder Büroflächen laufen so beispielsweise tagelang nur auf Mindestluftwechsel und abgesenkten Raumtemperaturen. Allein dadurch reduziert sich der Energieeinsatz im Vergleich zu einer zentralen Anlage um etwa 15 %.“
Hinzu kommen die unterschiedlichen Komfortansprüche der Nutzer, die über die reinen Betriebszeiten der Anlagentechnik hinausgehen: „Gerade bei der kontrollierten Lüftung sowie der aktiven Klimatisierung gehen in Büros die Wünsche oft sehr stark auseinander. Der eine möchte eine höhere Luftwechselrate, der andere eine geringere Ausblasgeschwindigkeit des Klimagerätes. Diskussionen sind also vorprogrammiert. Diesem Konflikt begegnen wir von Anfang an ebenfalls durch unser Zonenkonzept.“
Vor allem, weil die raumweise Bedienung der Anlagentechnik gleichzeitig dank entsprechender Fernbedienungen ebenfalls ausgesprochen einfach ist. Mit wenigen Tastendrücken sind innerhalb der werksseitig definierten Grenzwerte beispielsweise Volumenströme und Wunschtemperaturen eingestellt und nach Verlassen des Raumes wieder energiesparend abgesenkt. Und sollten einzelne Büroräume nochmals geteilt werden müssen, ist das zumindest bei der Klimatechnik ebenfalls kein Problem, da außerdem auch jede Raumhälfte über ein individuell ansteuerbares Gerät verfügt.
Nicht zu unterschätzen sei zudem, so die Eigentümerin der Gewerbeimmobilie, die wesentlich einfachere Abrechnung der Betriebskosten: „Jeder Mieter hat seine zweifelsfrei zuordenbaren Anlagen und die entsprechenden Verbräuche. Damit erübrigen sich aufwändige Mengenerfassungen und die Aufteilung von Aufwendungen, wie es bei einer zentralen Anlagentechnik der Fall wäre.“
Fazit
„Gerade in energetisch vorbildlichen Gewerbeobjekten kommt einer differenziert ausgelegten Lüftungs- und Klimatechnik künftig noch eine deutlich höhere Bedeutung zu als bisher“, so Gebhart. „Insofern zahlt es sich sowohl bezüglich des Investitionsaufwandes sowie mit Blick auf die künftigen Betriebskosten auf jeden Fall aus, ein individuell auf das jeweilige Objekt zugeschnittenes Technikkonzept zu entwickeln. Nur so ist es möglich, die Komfortansprüche der Nutzer und die Interessen der Investoren an einer wirtschaftlich-rentablen Vermietbarkeit der Immobilie von Anfang an in Deckung zu bringen.“
Auf der Herstellerseite der Anlagentechnik setze das aber wiederum einen Partner voraus, der mit einem möglichst breit aufgestellten Produktprogramm sowohl das Anforderungsprofil der Lüftungs- und Klimatechnik als auch die später notwendige Inbetriebnahme und Vernetzung ohne Schnittstellenprobleme gewährleisten kann – bis hin zu vergleichbaren Bedienkonzepten der diversen Anlagen im Sinne der Nutzer.