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NACHGEFRAGT

Im Wandel der Zeit

SBZ: Herr Walther, noch vor Jahren war die Rede von Vorwandtechnik, heute haben sich Begriffe wie Installationswand oder Sanitärsystem etabliert. Was haben die heute erhältlichen Sanitärinstallationssysteme mit Vorwandtechnik aus den 1980er-Jahren noch gemeinsam?

Markus Walther: Ende der 1970er-/Anfang der 1980er-ahre begann der Siegeszug der Installationssysteme. Sie waren vorrangig einfache Montageelemente für den Nassbau zum Ein- und Ausmauern. Das Sortiment der Elemente war überschaubar und begrenzte sich auf die wesentlichen Sanitärausstattungsgegenstände, wie Wand-WC, Waschtisch, Urinale und BW/DU. Die baurechtlichen Anforderungen hinsichtlich Schallschutz, Brandschutz, Feuchtigkeitsschutz und Statik hatten noch keine große Bedeutung. Heute haben wir neue und gestiegene Herausforderungen. Die baurechtlichen Anforderungen wurden verschärft und nehmen mehr Raum in Anspruch. Der Trockenbau hat den Nassbau abgelöst. Die Vielzahl an Ausstattungsgegenständen sowie Armaturen hat zugenommen. Der Komfortanspruch der Endkunden und die Digitalisierung im Badezimmer stehen heute im Fokus. Schlussendlich müssen die Elemente und Systeme noch einfach und schnell zu montieren sein, um dem Fachkräftemangel Rechnung zu tragen. Die Technologien sowie die technischen, baurechtlichen Anforderungen haben sich weiterentwickelt und sind somit nicht mehr miteinander vergleichbar.

SBZ: Wird denn heute die Nassbauweise, also ausgemauert, immer noch als Vorwandtechnik auf Deutschlands Baustellen eingebracht? Sprich, wie hoch schätzen Sie den Anteil der Nassbautechnik in diesem Produktbereich ein oder ist alles quasi nur noch Trockenbautechnik.

Walther: Die ausgemauerte Vorwandtechnik hat heute immer noch ihre Bedeutung, wurde jedoch bereits vor Jahren von der Trockenbautechnik überholt, sodass wir heute von einem Anteil deutlich größer als 75 % der Installationssysteme im Trockenbau sprechen können. Diese gliedern sich in die Segmente der geschlossenen Installationssysteme, der industriell vorgefertigten Register oder der Einzelelemente im Trockenbau.

SBZ: Früher hieß es, die Vorwandtechnik ist der Zugang zum Badezimmer. Stimmt die These auch heute noch?

Walther: Vor- und Inwandtechnik ist und bleibt auch weiterhin Schlüssel zum Sanitärraum. Dies gilt für alle Bauaufgaben: Wohnungsbau, öffentlicher Bereich, Hotel und Gastronomie, Bildungseinrichtungen, Arbeitsstätten und Pflegeeinrichtungen. Auch die baurechtlichen Anforderungen sind auf einfache Art und Weise damit zu erfüllen. Diese Anforderungen sind das eine, die Gestaltung eines Sanitärraumes, wie des Badezimmers, ist ein anderer wichtiger Aspekt. So können mit in sich geschlossenen Installationssystemen Badezimmer individuell gestaltet werden. Dies mit unterschiedlichen Ablagehöhen, Nischen oder auch raumteilenden Gestaltungselementen.

SBZ: Aus verschiedenen Gründen kommen immer mehr vorgefertigte Bauteile zum Einsatz. Machen denn industriell vorgefertigte Sanitärsysteme nur in der Sanierung/Modernisierung Sinn oder sind sie auch im Neubau mit ihrem modulartigen Aufbau eine Alternative?

Walther: Die industriell vorgefertigten Installationssysteme sind eine Möglichkeit, dem aktuellen hohen Auftragsbestand aufgrund des immer größer werdenden Fachkräftemangels und dem derzeitigen Bauboom gerecht zu werden. Entscheidend ist aber nicht, ob es sich um Sanierung/Modernisierung oder Neubau handelt. Wichtig ist die Anzahl der baugleichen Sanitärräume. Je höher, umso wirtschaftlicher wird die industrielle Vorfertigung.

SBZ: Im Bereich Vorwandelemente oder Elemente für Metallständerwände wird die Anzahl der Marktteilnehmer immer größer. Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?

Walther: Ich beobachte diesen Bereich seit gut 20 Jahren. Anfang 2000er schossen Marktteilnehmer von Installationssystemen und Registern für den Trockenbau wie Pilze aus dem Boden. Das hat sich im Laufe der Jahre wieder bereinigt. Aktuell tendieren Keramikhersteller dazu, Installationssysteme von bestehenden Marktteilnehmern unter ihrer eigenen Marke in ihr Verkaufssortiment mit aufzunehmen. Ziel ist es, das Produktportfolio zu erweitern, um auch als Gesamtanbieter wahrgenommen zu werden. Unterm Strich gesehen hat sich die Anzahl der Hersteller von Installationselementen nicht vergrößert.

SBZ: Schallschutz und Brandschutz sind ein großes Thema in der SHK-Branche. Inwieweit lassen sich diese Anforderungen mit Sanitärsystemen erfüllen?

Walther: Gesicherter Schall- und Brandschutz sind baurechtliche Grundanforderungen und fest im Bauordnungsrecht verankert. Insbesondere beim Schallschutz wird beispielsweise bei Geberit darauf geachtet, dass jeweils die komplette Bauaufgabe mit allen geräuschverursachenden Einflussgrößen akustisch bewertet wird. Unsere Sanitärsysteme besitzen sowohl im Nass- als auch im Trockenbau zahlreiche Schallschutznachweise, die zugleich den bauordnungsrechtlichen schalltechnischen Eignungsnachweis nach DIN 4109 liefern. Beim Brandschutz werden zwei unterschiedliche Abschottungsprinzipien unterschieden: entweder über zugelassene feuerwiderstandsfähige Installationswände und -schächte oder über zugelassene Rohrabschottungen bei der Durchdringung von Brandabschnitten. Für beide Prinzipien bietet Geberit umfassende Lösungen mit allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfungen und Zulassungen (abP/abZ).

SBZ: Welche Weiterentwicklungen kann man in Zukunft von dieser Technik noch erwarten? Es scheint ja so, als wäre vieles schon ausentwickelt.

Walther: Aus der Distanz betrachtet macht es den Eindruck, dass Installationssysteme ausgereift sind. Es eröffnen sich jedoch noch zahlreiche Möglichkeiten, mit Produkten vor und hinter der Wand die Schnittstellen optimal abzustimmen, um die baurechtlichen Grundanforderungen in Zukunft noch besser zu erfüllen. Im Weiteren sind wir natürlich bestrebt, die Produkte in puncto Verarbeitung und Zeitaufwand für den Installateur noch verarbeitungsfreundlicher zu gestalten und die Komplexität zu reduzieren.

SBZ: Welche Rolle spielen Sanitärsysteme im digitalen Badezimmer oder im vernetzten öffentlichen Sanitärraum der Zukunft?

Walther: Ausschlaggebend für die Digitalisierung im Badezimmer ist nicht das Installationssystem, sondern Spülsysteme wie Armaturen, Spülkasten und die Funktionalität bei Badmöbeln und Sanitärausstattungsgegenständen sowie Lichtquellen und Elektroanlagen. Die Installationssysteme sind hier nur das Mittel zum Zweck, um die dafür entsprechend notwendigen Voraussetzungen und Schnittstellen anzubieten. Ein Beispiel hierfür ist die vorgesehene Position für den Elektroanschluss bei WC-Elementen, für elektronische Betätigungsplatten oder Geruchsabsaugung.

SBZ: Herr Walther, vielen Dank für die interessanten Erläuterungen.

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