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Sprache ist der Schlüssel

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Die Digitalisierung greift in Bereichen wie Bank und Verwaltung um sich. Der eine oder andere Arbeitsplatz fällt weg. Der Kunde gewöhnt sich daran, vieles online zu erledigen. Genau das Gegenteil ist beim Gewerbe der Fall. Dort herrscht seit Jahren Facharbeitermangel. Das führt zu einer schwierigen Situation, denn die Auftragsbücher sind voll – auch und gerade im SHK-Handwerk. Wer macht also die Arbeit jetzt und in Zukunft? Und vor allem: Wer kann den immer höheren Qualitätsansprüchen gerecht werden?

Jochen Stargardt, Geschäftsführer der Unternehmensberatung StarConTra in Nürnberg, ist davon überzeugt, dass „Integration richtig gemacht“ eine Chance für Betriebe und eine Antwort auf den Facharbeitermangel sein könnte. Wer jetzt Migrantinnen und Migranten aus­bilde, könne später von Wettbewerbsvorteilen profitieren. „Man darf auch nicht vergessen, dass Zuwanderer auch Konsumenten sind“, sagt der Unternehmensberater.

Engpässe sind absehbar

Bereits 2025 soll es laut der Bundesagentur für Arbeit (BA) rund 6,5 Millionen weniger Erwerbstätige geben. In der Folge würden auch weniger Fachkräfte zur Verfügung stehen. Flächendeckend wird dies nicht sein, aber Engpässe in Branchen und Regionen sind zu erwarten.

In verschiedenen Studien drängen Wissenschaftler, den Facharbeitermangel durch Zuwanderung zu kompensieren. Pro Jahr würden 276 000 bis 491 000 Einwanderer aus Drittstaaten, also außerhalb der EU, in Deutschland benötigt. Das geht aus einer Studie (2015) hervor, die im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung für den Zeitraum 2010 bis 2025 erstellt wurde.

Sprachliche Kompetenz gefragt

„Sprachliche Kompetenz ist natürlich der Schlüssel für Integration“, sagt Stargardt. Syrer, die bei der Berufsausbildung im Einzelhandel schon flüssiger als Pflichtschulabgänger lesen, imponieren Stargardt bei seinen Seminaren immer wieder. Der Unternehmensberater ist davon überzeugt, dass Integration in der Wirtschaft besser besetzt werden könnte. Es gebe genügend Beispiele, wie erfolgreich Bauunternehmer Menschen unterschiedlicher Herkunft aufnehmen, indem sie einen Vorarbeiter als Kontaktperson und Dolmetscher für die Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Kunden einsetzen.

Schließlich ist Stargardt auch der Meinung, dass innerhalb der Gesellschaft Konfliktzonen entschärft werden würden, wenn sich Menschen unterschiedlicher Herkunft in die Arbeitswelt eingliedern. Im Integrationsbarometer des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) meinten 2019 die Österreicher, dass die Integration von Ungarn (77 %), Kroaten (75 %), Polen (64 %) und Bosnier (59 %) gut gelungen sei. Weniger oder gar nicht seien Afghanen (74 %), Tschetschenen (70 %) und Somalier (57 %) bisher integriert.

Von der Sozialisierung geprägt

„Wenn wir mit einem offenen Geist aufeinander zugehen, funktioniert das“, sagt der Unternehmensberater Stargardt aus Nürnberg. Mit einer Mitarbeiterin, die Ethnologin ist, entstand das Buchprojekt „Die Kunst der erfolgreichen Integration in Unternehmen“. In diesem Buch plädiert Stargardt dafür, Unterschiede, die sich aufgrund der kulturellen Herkunft ergeben, verstehen zu lernen und offen Probleme auf den Tisch zu legen. Dabei sollten alle Mitarbeiter miteinbezogen werden.

„Wenn jemand seit Jahrzehnten aufgrund andauernder Hitze in seinem Heimatland langsamer geworden ist, wirkt sich das auf seine Rhythmisierung aus“, sagt Stargardt. Es gibt eben Unterschiede, die zu kennen wichtig ist. Ein einfaches Beispiel: Bei einem Seminar sind Techniker gewohnt, um 7.30 Uhr zu beginnen, dann eine Pause zu machen und um 12 Uhr pünktlich zum Mittagessen zu gehen. Kaufleute hingegen würden gerne später beginnen, lassen die vormittägliche Pause fallen und gehen später zum Mittagessen. „Wir sind alle von unserer gesellschaftlichen Sozialisierung geprägt“, ergänzt er.

Schweizer Integration

In allen drei deutschsprachigen Ländern – Deutschland, Österreich, Schweiz – wurden für 2019 (also vor Corona) sinkende Arbeitslosenquoten festgestellt. „In der Schweiz gelingt die Integration von Immigrantinnen und Immigranten relativ gut“, beobachtete eine Forschergruppe der volkswirtschaftlichen Fakultät der Universität Zürich 2018. Dass Migranten und Migrantinnen bereit seien, für niedrigere Löhne zu arbeiten und Schweizerinnen und Schweizer vom Arbeitsmarkt verdrängen, können die Forscher nicht bestätigen.

Vergleichbare Einkommen

Zugewanderte Männer, die auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen, erzielen mit den Schweizern nach fünf Jahren vergleichbare Einkommen. Getrieben ist die Statistik von Spitzenmanagern, einer kleinen Gruppe der Immigranten. „Differenzierte Analysen nach Bildungs- und Einkommensgruppen zeigen aber, dass auch Geringqualifizierte sich im Laufe des Aufenthalts gut integrieren“, so die Forschergruppe um die Volkswirtschaftler Reto Föllmi und Josef Zweimüller.

Aufbau sozialer Netzwerke

Den Grund des Erfolgs aufseiten der Immigrantinnen sehen die Experten in der Verbesserung der Sprachkenntnisse. Sie bauen ein größeres soziales Netzwerk auf und lernen den Schweizer Arbeitsmarkt kennen. Der verbleibende Rückstand bei Männern der Immigrantengruppe führe zu einem höheren Arbeitslosigkeitsrisiko. Bei Frauen derselben Gruppe spielt allerdings mit, dass sie dem Arbeitsmarkt aus familiären Gründen fernbleiben. Das Beispiel zeigt: Der Erwerb von Sprachqualifikation ist der Schlüssel zum Arbeitsmarkt.

Nicht mit der Masse gehen

„Der, der geistig beweglich bleibt, kommt als Sieger raus“, rät Stargardt und ruft den Satz als Motto für alle Krisen und schwierigen Situationen aus, die mitunter auch die Einstellung von Menschen unterschiedlicher Kulturen, anderer Gewohnheiten und diverser Arbeitsrhythmen mit sich bringt. Und der Unternehmensberater fügt hinzu: „Erfolgreich ist der, der nicht mit der Masse geht.“

Mit der Methode EVA (erfassen, verarbeiten, aktivieren) ist die Unternehmensberatung in 13 Standorten Deutschlands aktiv. Mit ca. 150 Trainern können Inhouse-Schulungen in Unternehmen und an fixen Seminarstandorten abgedeckt werden. Auch in der aktuellen Situation finden alle Seminarveranstaltungen statt. Die Unternehmensgruppe hat neben den Präsenzstandorten 80 virtuelle Klassenzimmer, in die der Unterricht kurzerhand verlagert wurde.

Wer mitreden kann, ist klar im Vorteil. Im Umgang mit Kollegen wie mit Kunden.

Bild: iStock / Getty Images Plus / shironosov

Wer mitreden kann, ist klar im Vorteil. Im Umgang mit Kollegen wie mit Kunden.

Info

Integration: Minister Altmaier im SHK-Betrieb

Am 1. März 2020 ist das Fachkräfteeinwanderungsgesetz in Kraft getreten. Es handelt sich um ein 54 Artikel umfassendes Bundesgesetz, das Teil des sogenannten Migrationspakets der deutschen Bundesregierung ist. Es dient der Umsetzung verschiedener EU-­Richtlinien über die Einreise und den Aufenthalt von Drittstaatsangehörigen. Das Gesetz will dem Fachkräftemangel vor allem in der Gesundheits- und Pflegebranche, in den sogenannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik), aber auch im Handwerk begegnen, indem es die Zuwanderung derjenigen Fachkräfte, die die deutsche Wirtschaft benötigt, gezielt steuert und nachhaltig steigert (www.make-­it-in-germany.com).

Zum Start des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier unter anderem den informellen Austausch mit dem westbrandenburgischen Handwerk zur Sicherung des Fachkräftebedarfs gesucht, speziell: im SHK-Handwerk. Die Geschäftsführung der ST Gebäudetechnik GmbH Potsdam, Vertreter der Handwerkskammer Potsdam und des ZDH (Zentralverband des Deutschen Handwerks) informierten den Bundeswirtschaftsminister zu den Maßnahmen bei der Sicherung der Fachkräfte für das Handwerk. Gegenstand des Austausches war auch das vom BMWi geförderte „Pilotprojekt zur Gewinnung ausländischer Fachkräfte für das deutsche Handwerk“. Die Handwerkskammer Potsdam ist Partner des Projekts, um für das SHK-Handwerk in Westbrandenburg Fachkräfte aus Bosnien und Herzegowina zu gewinnen. Die ST Gebäudetechnik GmbH steht beispielhaft für viele Handwerksbetriebe, die trotz kontinuierlicher Ausbildung ihre Stellen nicht mehr zeitnah besetzen können.

Andreas Neyen, Geschäftsführer der ST Gebäudetechnik GmbH, begrüßt das Gesetz und das Engagement der Handwerkskammer. Er unterstreicht die Bedingungen aus Sicht der Wirtschaft, die erfüllt sein müssten, damit ein solches erfolgreich sein könne: „Wir blicken inzwischen auf viel Erfahrung in der Eingliederung von ausländischen Mitarbeitern – mit allen Höhen und Tiefen. Die wichtigste Basis, um Zuwanderer für eine Ausbildung und die vielfältige fachlich anspruchsvolle Arbeit auf der Baustelle fit zu machen, ist die Sprache. Wenn man ihnen hier eine gute Ausgangssituation mitgibt, hilft uns das als Unternehmen, aber auch den Zuwanderern.“

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier: „Geeignete Fachkräfte zu finden ist gerade für kleine und mittlere Unternehmen und Betriebe nicht einfach. Wenn Unternehmen aber offen für neue Wege sind, bieten sich Chancen. Die ST Gebäudetechnik GmbH ist hierfür ein gutes Beispiel, denn sie beschäftigt schon heute Zuwanderer, profitiert von deren Engagement und bietet ihnen zugleich neue Perspektiven. Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz eröffnet weitere Möglichkeiten, um ausländische Fachkräfte zu gewinnen.“

www.make-it-in-germany.com

Hoher Besuch für Andreas Neyen (links): Wirtschaftsminister Altmaier (Mitte) bei ST Gebäudetechnik in Potsdam.

Bild: Handwerkskammer Potsdam

Hoher Besuch für Andreas Neyen (links): Wirtschaftsminister Altmaier (Mitte) bei ST Gebäudetechnik in Potsdam.

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