Nach einer Einführung durch den stellvertretenden GMS-Vorstandsvorsitzenden Christian Bruse stellte GMS-Geschäftsführer Hilbert Wann die aktuelle Fassung der GMS-Werkstoffliste vor. Die Liste ist ein zentrales Ergebnis der Arbeit des Technischen Ausschusses des Verbandes und hat sich laut Wann als Pendant zur UBA-Hygieneliste etabliert. Sie führt jene Sanitär-Werkstoffe auf, die aus Sicht des GMS für die Trinkwasser-Installation korrosionstechnisch geeignet sind. Basis der Werkstoffauswahl sind Langzeituntersuchungen, die von den Mitgliedern gemeinsam beauftragt und im Technischen Ausschuss ausgewertet werden. Wann betonte die Bedeutung dieses Gremiums, das etwa bei den Härtemessungen den branchenweit anerkannten Standard HB 110 etabliert hat. Ein aktuelles Projekt des GMS sei in diesem Zusammenhang die Untersuchung der Abweichung unterschiedlicher Härtemessverfahren (in einem ersten Schritt untersucht die GMS die Vergleichbarkeit der beiden Härteverfahren Vickers und Brinell). Erste Ergebnisse belegen, dass die Messergebnisse aus den beiden Verfahren nicht unerheblich voneinander abweichen.
Regulatorische Trends und Ausblicke
Daniel Quantz von der Wirtschaftsvereinigung Metalle (WVM) informierte über die aktuellsten regulatorischen Trends. Der Jurist des Berliner Verbandes unterstrich die firmenübergreifende Zusammenarbeit, wie sie im GMS praktiziert wird, zur Gewährleistung gesetzeskonformer Werkstoffe. Dass diese mehr denn je nötig ist, verdeutlichte der WVM-Referent anhand aktueller Gesetzgebungsverfahren. Insbesondere die Novellierung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRR) und der EU-Trinkwasserrichtlinie stünden derzeit im Fokus. 2019 müsse aufgrund von EU-Vorgaben eine Novellierung der WRR erfolgen, wobei der Europäische Gerichtshof (EuGH) klargestellt hätte, dass „Gewässerkörper nicht weiter verschlechtert werden dürfen“, so der Referent. Dies könne Probleme bei wasserrechtlichen Erlaubnissen der produzierenden Sanitärindustrie zur Folge haben. Der seit Anfang 2018 vorliegende Vorschlag zur Überarbeitung der EU-Trinkwasserrichtlinie sehe unter anderem eine weitere Reduktion des Bleigrenzwertes von 10 auf 5 g pro Liter Trinkwasser vor. Davon ausgehend, dass die Seite des Wasserversorgers und die Seite der Hausinstallation jeweils 50 % zur Reduktion beitragen müssten, „bleiben 2,5 g für die Installation übrig“. Hiermit verdeutlichte Quantz die technische Herausforderung und den Handlungsbedarf für die Sanitärindustrie bei der Weiterentwicklung von Werkstoffen.
Wassersparen hat Grenzen
Anschließend referierte Dr. Georg-Joachim Tuschewitzki vom Hygieneinstitut des Ruhrgebiets (Gelsenkirchen) über Hygienemaßnahmen als „Gesundheitsfür- und Vorsorge“ im Trinkwasserbereich. Weltweit gesehen sei die Qualität des Trinkwassers in Deutschland auf hohem Niveau, vor allem wenn man sich vor Augen führe, dass 844 Mio. Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben und es jährlich über 500 000 Todesfälle durch unsauberes Trinkwasser gebe. Gleichwohl sei auch in Deutschland Handlungsbedarf gegeben, so der Experte aus Gelsenkirchen, beispielsweise aufgrund des beliebten Wassersparens. „Wenn die Qualität des Trinkwassers auf’s Spiel gesetzt wird, hat das Sparen seine Grenzen“, so Tuschewitzki. Denn die Folgen eines zu sparsamen Umgangs könnten Stagnation sowie die Erwärmung von Kaltwasser bzw. die Abkühlung von Warmwasser sein – alles Faktoren für die Begünstigung der Keimentwicklung. Zu den gefährlichen Keimen gehören laut Tuschewitzki insbesondere Legionellen und Pseudomonaden. Zur Abwehr müssten Fachleute umdenken und sich auch neue Schutzmaßnahmen ausdenken. Mit zahlreichen Beispielen illustrierte Tuschewitzki die drastischen Folgen mangelnder Trinkwasserhygiene. Er informierte die Teilnehmer über effektive Maßnahmen zur präventiven Vermeidung der Keimbildung. Auf der Installationsseite seien die hygienische Sauberkeit von Bauteilen, die Leitungsführung und alle baulichen Maßnahmen zur Vermeidung von Stagnation entscheidende Faktoren.
3D-Drucken im Sanitärbereich
Dr. Sascha Peters von Haute Innovation – Zukunftsagentur für Material und Technologie (Berlin) gab den Forumsteilnehmern einen Einblick in die Potenziale von 3D- und 4D-Druck für die Sanitärbranche. Gerade für die Herstellung von filigranen Bauteilen mit komplexen Geometrien, die teilweise anders gar nicht hergestellt werden könnten, seien additive Verfahren wie der 3D-Druck mit Metall hervorragend geeignet. Dr. Peters zeigte bereits umgesetzte Vorhaben auf Basis von metallenen Werkstoffen, beispielsweise Motorblöcke für Lkw eines führenden deutschen Herstellers. Der Material-Experte erwartet, dass ca. ab 2025 erste Projekte im Sanitärbereich wirtschaftlich realisierbar sein könnten – und das bei einem dynamisch wachsenden Gesamtmarkt für 3D-Bauteile mit jährlichen Wachstumsraten von rund 30 %. 3D Metal Printing oder Selective Laser Sintering (SLS) seien geeignete Verfahren für den Metallmarkt.
Kupferbasiswerkstoffe und deren Zerspanung
Wie es um die Trends bei der Zerspanung von Kupferwerkstoffen steht, darüber informierte Stefan Baier vom Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen. Der Wissenschaftler nahm Bezug auf die Vorgabe der Bleireduktion der TW-Verordnung. Baier erläuterte, dass durch den reduzierten Anteil des Spanbrechers Blei in der Legierung die Zerspanbarkeit erheblich schlechter würde. Die Folgen seien unter anderem „lange Band- und Wirrspäne, die sich in der Maschine verhaken können“, sowie ein höherer Werkzeugverschleiß und eine geringere Bauteilqualität. Eine bewährte Alternative seien Legierungen mit Silizium als Spanbrecher, jedoch auch mit etwas höherem Werkzeugverschleiß. Das WZL forscht beständig an Optimierungsmöglichkeiten für die wirtschaftliche Zerspanung. Optimierungsansätze gebe es unter anderem bei der Geometrie des Werkstoffs, der Beschichtung des Schneidstoffs sowie bei der Kühlschmierstoffzuführung, so das Resümee von Stefan Baier.