SBZ: Herr Gelbke, LG Electronics ist seit Langem im deutschen Klimamarkt aktiv, im Heizungssegment aber bislang noch ein unbeschriebenes Blatt. Warum ist gerade jetzt ein günstiger Zeitpunkt für den Markteintritt?
Andreas Gelbke: Durch den Gesetzgeber wurden in den letzten Jahren verschiedene Regularien verabschiedet, die die Nutzung erneuerbarer Energien vorschreiben bzw. fördern. Im Neubau ist daher die Wärmepumpe bereits das führende Heizsystem und wir sind sicher, dass diese Technologie bei Berücksichtigung gewisser Parameter auch in der überfälligen Sanierung alter Heizsysteme einen wertvollen Beitrag zur notwendigen Reduktion der CO2-Emissionen leisten kann.
SBZ: Analog zu den konventionellen Wärmeerzeugern erwarten die Fachbetriebe auch bei den Wärmepumpen einfach zu installierende Systemlösungen für ein breites Anwendungsspektrum. Mit was für einem Produktportfolio gehen Sie in den Markt?
Gelbke: LG ist einer der weltgrößten Hersteller von Heiz- und Klimasystemen und bereits seit 1968 in diesem Bereich tätig. Wir verfügen über umfassendes Know-how in der Forschung und Entwicklung sowie der Produktion von Wärmepumpensystemen. Mit der Neuentwicklung des R1-Kompressors und der konsequenten Nutzung moderner Kältemittel wie R-32 haben wir die seit 2011 existierende Baureihe Therma V nun auf den neuesten Stand gebracht.
Diese Technologien, eingefügt in ein umfangreiches Produktsortiment von 5 bis 16 kW Heizleistung, stellen für Handwerker sicher ein attraktives Paket dar, um am wachsenden Wärmepumpenmarkt teilzuhaben. Als Monoblock- und Splitlösungen eignen sich die runderneuerten Luft/Wasser-Wärmepumpen zur Wärmeerzeugung, Warmwasseraufbereitung und auch Kühlung im Heimbereich und für kleinere Gewerbeflächen.
SBZ: Wie kommen die Fachhandwerker an Ihre Produkte? Ist LG deutschlandweit beim Großhandel gelistet?
Gelbke: Die neuen Luft/Wasser-Wärmepumpen sind bereits bei unseren etablierten Handelspartnern aus dem Klimabereich verfügbar. Derzeit führen wir außerdem Gespräche mit weiteren Großhändlern aus dem SHK-Bereich, um die flächendeckende Versorgung kurzfristig sicherzustellen.
SBZ: LG ist einer der weltweit größten Hersteller von Verdichtern. Auf welche Kältemittel für Wärmepumpen setzen Sie zum Markteintritt und darüber hinaus?
Gelbke: Als HLK-Komplettanbieter hat sich LG bereits frühzeitig mit der Frage des Kältemittels der Zukunft hinsichtlich der 2014 neu gefassten F-Gase-Verordnung intensiv auseinandergesetzt, denn sie betrifft natürlich auch Geschäftsfelder abseits von Wärmepumpen. Und dabei hat sich schnell R-32 als optimaler Ersatz für das in kleineren Kälte- und Wärmeerzeugern weit verbreitete R‑410A herauskristallisiert, da es mit einem GWP von 675 nicht nur umweltverträglicher ist, sondern auch eine 20 % höhere volumetrische Leistung bietet.
Und mit Blick auf das Handling gibt es für Fachbetriebe keine Nachteile. Bei korrekter Planung und Anwendung ändert sich im Umgang mit den neuen Anlagen nichts. Somit wird R-32 auch in Zukunft in unserem Portfolio eine große Bedeutung haben.
SBZ: Es zeichnet sich ab, dass die Wärmepumpe eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Energiewende spielen wird. Von daher sind die Perspektiven eigentlich rosig. Trotzdem macht sich gerade bei Luft/Wasser-Wärmepumpen angesichts teilweise schlechter Jahresarbeitszahlen und hoher Schallemissionen Skepsis im Fachhandwerk breit. Wie stehen Sie dazu?
Gelbke: Um es klar zu sagen: Ohne Zweifel ist das vergleichsweise schlechte Image von Luft/Wasser-Wärmepumpen ein gewisses Schulungsversäumnis der Hersteller und nicht in erster Linie dem Handwerk anzulasten. Schlechte Jahresarbeitszahlen liegen zumeist an einer Überdimensionierung von Anlagen. Jeder Installateur, der bereits eine Wärmepumpe verbaut hat, weiß, dass die Technologie komplex ist und dass die Planung, Auslegung sowie das korrekte Einstellen einer Wärmepumpe detailliertes Fachwissen voraussetzen.
Wir versuchen, mit unserem Seminarangebot im Rahmen der LG Akademien in Eschborn und München an dieser Stelle gegenzusteuern und das notwendige Wissen zu vermitteln. Darüber hinaus stehen unsere Fachleute im Support für direkte Fragen zur Verfügung. Die Bandbreite reicht hier von der Planung und Auslegung bis hin zur Fehlersuche nach der Installation.
Was die Skepsis bezüglich der Schallemissionen betrifft, adressieren wir als Hersteller das Problem der Geräuschkulisse in dicht besiedelten Gebieten mit neuen Technologien wie dem Hybridkompressor. Er reduziert den Schallleistungspegel der aktuellen Therma-V-Serie im Vergleich zum Vorgänger um 5 db(A) auf maximal 58 db(A) deutlich.
SBZ: Eine sorgfältige Planung und Auslegung ist zweifelsohne die wesentliche Grundlage, damit eine Wärmepumpe den vielfältigen Erwartungen gerecht wird. Welche Produkteigenschaften sind aus Ihrer Sicht darüber hinaus wichtig?
Gelbke: Neben der Effizienz halte ich sowohl Zuverlässigkeit als auch Bedien- und Wartungsfreundlichkeit für besonders wichtig. Zunächst erwarte ich als Anwender, dass ich unter Berücksichtigung einer regelmäßigen Wartung lange Freude an meiner Wärmepumpe habe. Zum einen soll sie mich bei kalten Temperaturen nicht im Stich lassen. Zum anderen erhoffe ich mir durch einen langen Betrieb nicht nur eine Amortisierung meiner Investitionskosten, sondern im Verhältnis zu herkömmlichen Energieerzeugern sogar eine Rendite.
Darüber hinaus ist ein guter Bedienkomfort ein wichtiges Plus. Insbesondere Integrationsmöglichkeiten in moderne Smarthome-Systeme sind gefragter denn je. Hier bieten wir mit Smartthinq eine entsprechende Schnittstelle an.
Aus der Perspektive eines Fachbetriebs wiederum ist nach der Installation eine möglichst einfache Wartung des Systems wünschenswert. Durch eine leicht zugängliche Fehlercodeanzeige lässt sich mithilfe von Werkzeugen wie unserer Service App bei einer Therma V schnell ermitteln, wo im Problemfall der Schuh drückt.
SBZ: Angesichts der heißen Sommer in den letzten Jahren zeichnet sich zunehmend ein Trend zur Ankühlung von Wohngebäuden ab. Wie ist vor dem Hintergrund Ihrer Erfahrungen im Bereich Klimaanlagen Ihre Einschätzung dazu?
Gelbke: Die meisten am Markt befindlichen Luft/Wasser-Wärmepumpen erlauben auch das aktive Kühlen, sind dabei aber natürlich nicht so effektiv wie echte Klimaanlagen. Auch die Therma V beherrscht diese Funktion ab Werk. Ob dies tatsächlich wirkungsvoll machbar ist, liegt an den verbauten Konvektoren. Sind im Objekt Fußboden- oder Wandheizungen vorhanden, ist eine effektive Ankühlung möglich.
Findet der Installateur dagegen Heizkörper vor, sollte er dem Eigentümer für die Kühlung lieber eine klassische Klimaanlage empfehlen, denn Radiatoren eignen sich aufgrund ihrer geringen Oberfläche zur Wärmeaufnahme nur sehr bedingt für das Ankühlen. Das trifft zumeist auf Bestandsbauten zu.
Bei der Planung eines vollständig neuen Heiz- und Kühlsystems mit entsprechend großen Wärmeübertragern, etwa bei einem Neubau oder bei einer Komplettsanierung, ist das Ankühlen via Wärmepumpe aber prinzipiell eine mögliche Alternative zu einer zusätzlichen Klimaanlage. Anwender sparen so Platz und natürlich bares Geld.
SBZ: Welche weiteren Trends und Entwicklungen kommen in Bezug auf die Wärmepumpe in der nächsten Zeit auf uns zu?
Gelbke: Ein Megatrend der Zukunft wird sicher die intelligente Kombination verschiedener Energiesysteme sein. Die Nutzung von Solarenergie durch PV-Kollektoren, die anschließende Speicherung in Energiespeichersystemen und die effiziente Nutzung dieser Umweltenergie zum Betrieb einer Wärmepumpe ist ein Thema, mit dem sich LG schon heute befasst. Als einer der größten Hersteller der drei Hauptkomponenten Photovoltaikmodule, Speicherbatterien und Wärmepumpen besitzen wir die entsprechende Expertise, unseren Kunden hier integrierte Lösungen aus einer Hand anzubieten.
SBZ: Zum Abschluss bitte noch eine kurze Einschätzung: Wie lange wird es dauern, bis LG im Handwerk auf breiter Flur als Marke für Wärmepumpen-Heizungssysteme bekannt und anerkannt ist?
Gelbke: Natürlich sind wir uns bewusst, dass der Wärmepumpenmarkt in Deutschland bereits sehr weit entwickelt ist und sich diverse andere Hersteller und Händler um die Kunden bemühen. Trotzdem glauben wir, mit unseren Produkten ein attraktives Angebot geschaffen zu haben, das sicher schnell das Interesse der Fachhandwerker und Endkunden wecken wird.
Die weltbekannte Marke LG wird sicher ein Übriges dazu beitragen und für ein entsprechendes Vertrauen sorgen. Mein neues Team aus Heizungs- und Wärmepumpenspezialisten jedenfalls ist bestens für diese Aufgabe gewappnet und wir werden alles tun, diese Vorteile umfassend in den Markt zu kommunizieren.
Info
Neuartiger Hybridkompressor
Der LG R1 ist der weltweit erste Hybridkompressor, der Scroll- und Rotationsverdichter vereint. Die Kompressionskammer liegt bei ihm im unteren Segment und die Scrollschnecke wird durch die Mitte des Scroll-Verdichtungssegments geführt, ohne die strukturelle Integrität anzutasten. Das sorgt dafür, dass jederzeit eine optimale Ölversorgung kritischer Bereiche mit hoher Reibung sichergestellt ist.
Indem das Kältemittel in einer Ellipse komprimiert wird, verhindert die Konfiguration, dass die Welle über das Zentrum des Verdichters hinausgeführt werden muss. Bei Abschluss des Kompressionszyklus erhöht sich außerdem der Kompressionswinkel, damit das Kältemittel schneller den gewünschten Druck erreicht.
Die Bauform eliminiert damit die Stabilitätsprobleme herkömmlicher Scrollverdichter und sorgt für einen zuverlässigen Betrieb auch bei sehr niedrigen Frequenzen. So wird ein Leistungsbereich von 10 bis 150 Hz erreicht, was zu einer verbesserten Energieeffizienz bei niedrigen Teillasten führt. Zudem ist der neue Kompressor etwa 20 % leichter als frühere Modelle.