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350 Teilnehmer beim 10. Sanitärtechnischen Symposium

Wasserhygiene im Bestand

Inhalt

Wie schon beim letzten Mal stand auch das diesjährige Sanitärtechnische Symposium der Fachhochschule Münster (Burgsteinfurt) und des ZVSHK ganz im Zeichen der Trinkwasserhygiene. Zur mittlerweile zehnten Veranstaltung bestätigte die Flut von Anmeldungen die Dringlichkeit dieses Themenspektrums. In gemeinsamer Veranstaltung mit dem ZVSHK trugen namhafte Experten den aktuellen Kenntnisstand über das Aufkommen von Legionellen und Pseudomonaden in Trinkwasseranlagen zusammen. Planer und Praktiker bekamen aus erster Quelle Informationen darüber, welche Maßnahmen bei kontaminierten Trinkwassernetzen als wirkungsvoll gelten können, um sie hygienisch auf die sichere Seite zu bringen – und was als eher untauglicher Aktivismus gelten muss.

Chlor sowie Chlordioxid beispiels­weise zeigen nicht selten eine spontane Besserung in behandelten Trinkwasseranlagen, die als hygienisch bedenklich eingestuft werden mussten. Für Kaufleute sei dies ein verlockendes Signal in die falsche Richtung, warnte Prof. Werner Mathys vom Hy­giene-Institut der Uni Münster. Mit geringem finanziellen Aufwand könne sich der Betreiber so für eine geraume Zeit der Scheinsicherheit hingeben, dass nun ­alles Nötige getan sei. Doch man verliere mit solchen Maßnahmen eigentlich nur Zeit, lautete sein Resümee. Nach wenigen Wochen quittierten solche – letztendlich falsch geplanten – Anlagen umso deutlicher, dass die ­eigentlichen Ursachen nicht behoben wurden. Legionellen (Warm­wasser) oder Pseudomonaden (Kaltwasser) würden sich nur vorübergehend beeindruckt zeigen, um dann von resistenten Nestern oder unerreichbaren Biofilmen aus umso hartnäckiger ­aktiv zu werden, so seine Erfahrungen, die er auf sehr eindrucksvolle Weise zu schildern wusste.

Spätfolgen durch Chlorung

Wenn die chemische Wasserbehandlung durch Chlorung in massiver Form praktiziert wird, hat dies Langzeitauswirkungen bei den Werkstoffen, dokumentierte Dr. Johann Wilhelm Erning von der Berliner Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM). Doch ging er nicht nur auf die Schadenbilder ein. Vielmehr sensibilisierte er die Teilnehmer, auch auf bestehende Betriebsbedingungen zu achten. Ursprünglich richtig geplante Anlagen könnten nämlich dann unberechenbar werden, wenn die Nutzung geändert, Wartungen nicht durchgeführt oder falsch verstandene Sparmaßnahmen reduzierte Warmwassertemperaturen zur Folge hätten.

Klinik-Alltag transparent gemacht

Wie problematisch die vorgenannten Beispiele werden können, wusste Dr. med. Bernhard Jahn-Mühl von den Wiesbadener Horst-Schmidt-Kliniken recht genau zu schildern. Hier in aller Kürze: 1998 größere Probleme mit Legionellen, dann Teilsanierung, ab 2005 erneut Probleme in Teilbereichen und nicht zuletzt immer wieder Umnutzungen von Räumlichkeiten mit damit verbundenen anlagentechnischen Problemen. Zum Sanierungsweg in diesen Kliniken zeigte er viele Meilensteine auf, die letztlich zum Erfolg führten und von Prof. Bernd Rickmann (FH Burgsteinfurt) näher erläutert wurden. Wichtiges Hilfsmittel war dabei eine Software, die bereits im vergangenen Jahr auf dem Sanitärsymposium bekannt gemacht wurde. Die letzten Monate haben nicht nur Weiterentwicklungen gebracht. Inzwischen können auch Bewährungsproben genannt werden – darunter die Wiesbadener Kliniken. Besondere Bedeutung kommt diesem Programm deshalb zu, weil sich durch Simulation Volumenströme in einer Anlage „ändern“ lassen. Im Warmwasserbereich können beispielsweise Strangregulierventile Wirkung zeigen und deutlich machen, ob Temperaturen in Teilbereichen oberhalb von 55 °C gehalten werden können. Näheres zur EDV-Unterstützung für Kalt- und Warmwasser erfährt der Planer unter http://www.kemper-olpe.de (Suchwort Simulationssoftware).

Wartungsgeschäft verstärken

Die meisten Trinkwasseranlagen werden nach der Errichtung sich selbst überlassen. „Allenfalls sind es drei Prozent der Trinkwassersysteme, die regelmäßig gewartet werden“, schätzte Franz-Josef Heinrichs (ZVSHK) die derzeitige Situation ein. In Zukunft werde die Betreiberverpflichtung für einen ordnungsgemäßen Zustand der Trinkwasseranlage ­enorm an Bedeutung gewinnen, prognostizierte er. Gleichzeitig verwies er auf die inzwischen geschaffenen Rahmenbedingungen rund ums Wartungsgeschäft hin, denn Mitgliedsbetriebe der Verbandsorganisation können ihr Angebot um den Trinkwasser-Check erweitern und bekommen dafür entsprechende Marketing-Instrumente an die Hand. Inzwischen seien es 1800 Handwerksbetriebe bundesweit, die sich als „Fachbetrieb für Hygiene in der Trinkwasser-Installation“ hätten schulen lassen.

Neben den aktuellen Details zur TRWI und anderen Regelwerken rund ums Trinkwasser machte er auf die neue ZV­SHK-Fachinformation „Sanierung kontaminierter Trinkwasser-Installationen“ aufmerksam. Zentralverband und ein Expertenkreis aus Wissenschaft, Handwerk und Herstellern haben diese Fachinformation erstellt, weil große Nachfrage unter den Praktikern besteht, wie dies auch die hohe Teilnehmerzahl in Burgsteinfurt gezeigt hat. Auf 64 Seiten werden unter anderem Problembereiche herausgestellt, mögliche Fehler beschrieben und Lösungswege aufgezeigt. Auch sind für die Bestandsaufnahmen Checklisten erstellt worden. Die Landesverbände stellen ihren SHK-Mitgliedsbetrieben die Fachinformation kostenlos zur Verfügung. Nicht-Mitglieder können sie für netto 89 Euro beim ZVSHK bestellen.

Trinkwasser-Recht

Auf dem Symposium beleuchtete der Berliner Rechtsanwalt und Notar Thomas Herrig die rechtlichen Fragen rund um Trinkwasserverordnung, Betreiberverpflichtungen und Sorgfaltspflichten von Planern und Installateuren. Aus der Fülle an Fakten hier nur zwei Botschaften mit besonderer Tragweite:

  • Es gibt keinen Bestandsschutz, wenn es um Trinkwasserhygiene geht.
  • Wenn ein Fachbetrieb eine kontaminierte Trinkwasseranlage feststellt, muss er auf die Gefahr für die Gesundheit hinweisen. Sonst besteht die Möglichkeit, dass ein Geschädigter auf Schadenersatz klagt. <i>TD</i>