Die Entscheidungsträger in den drei Ministerien Wirtschaft, Bau und Umwelt hätten gerne Transparenz. Gäbe es verlässliche Zahlen, wie viele Heizungs-Checks pro Jahr als Auslöser für eine Einsparung von soundso vielen Tonnen CO2 in der Bundesrepublik gelten können – dann ließe sich deutlich leichter über finanzielle Anreize entscheiden. Doch solche belastbaren Fakten lassen sich nur schwer liefern. Der Fachmann im SHK-Betrieb entscheidet während seiner Kundenberatung, über welche Effizienzmaßnahmen man angesichts der Investitionsmöglichkeiten sprechen kann. Mal kann es die Hocheffizienzpumpe sein, die sich bereits nach kurzer Zeit rechnen wird, mal ist es der Heizungs-Check samt hydraulischem Abgleich, ein anderes Mal ist es der Austausch des Heizkessels.
SHK-Fachleute arbeiten als die wahren Hersteller von Energieeffizienz tagtäglich an dem riesigen Puzzle „Gebäudetechnik in Deutschland“ – ohne eine Modernisierungsmaßnahme an eine zentrale Stelle zu melden oder gleich eine Rechnung darüber aufzumachen, was die Heizungsoptimierung im Detail an der CO2-Bilanz der Republik verbessert hat. Politiker hätten das gerne. Andreas Müller, stellvertretender Hauptgeschäftsführer im ZVSHK, schilderte auf der Tagung der technischen Referenten einen langwierigen Verfahrensweg, bis politische Entscheidungen spruchreif werden. „Die SHK-Organisation hat dem Bundeswirtschafts-, Bau- und Umweltminister Konzepte vorgelegt, wie sich die Energieeffizienz in der Gebäudetechnik verbessern lässt. Bislang ist man auf unsere Vorschläge nicht konkret eingegangen“, sagte Müller. „Es geht dabei nicht allein um den bewährten Heizungs-Check. Auch neue Modelle wie ein Stromspar-Check oder ein Energiespar-Check bieten weitere Ansätze, wie man den ambitionierten Klimazielen der Bundesregierung näher kommen kann.“ Doch die Vorschläge und Rechenmodelle stecken seit Monaten in den Beratungen zwischen den Ministerien. Klare Botschaften, verlässliche und langfristige Investitionsmodelle, so Müller, seien wahrscheinlich erst 2013 zu erwarten – wenn überhaupt.
EnEV nicht vor Mitte 2013?
Langwierig sind auch die Entscheidungsprozesse zur Novellierung der Energieeinsparverordnung. Weil sich die EnEV momentan noch in der Ressortabstimmung der betroffenen Ministerien befindet, rechnet Müller nicht damit, dass sie vor Mitte 2013 in Kraft tritt.
Als wichtige Verbesserung in der EnEV werteten die technischen Referenten, dass der Pumpen-Standard nur noch energieeffiziente Modelle zulassen wird. Doch zeichnet sich ab, dass einige Ausnahmen möglich gemacht werden. Für Energieeffizienz kann man viel tun: Noch im letzten Jahr sind 400000 Alt-Pumpen gegen herkömmliche getauscht worden, obwohl ein Energieeffizienz-Modell diesen Job hätte übernehmen können.
TrinkwV definiert Kleinanlage
Im Umgang mit der jetzt geltenden Trinkwasserverordnung (TrinkwV) hat sich gezeigt, dass an etlichen Stellen präzisere Aussagen gemacht werden müssen. Der Referentenentwurf zur Novellierung sieht beispielsweise vor, dass die 3-Liter-Regel als Grenzwert für eine Kleinanlage entfallen wird. Stattdessen sind Trinkwassersysteme in Ein- und Zweifamilienhäusern grundsätzlich Kleinanlagen. Franz-Josef Heinrichs, Referent für Sanitärtechnik im ZVSHK, rät Fachbetrieben, insbesondere dort einen Trinkwasser-Check anzubieten, weil sich oft über Jahrzehnte niemand um das Leitungsnetz gekümmert habe.
Wer ist für die TrinkwV qualifiziert?
Großanlagen gilt es grundsätzlich zu überprüfen. In welchem Intervall dies wiederkehrend geschehen muss, ist noch offen. „Zur Planung von Trinkwasseranlagen ist in der DIN EN 806 Teil 2 alles Wichtige für den Fachhandwerker enthalten“, stellte Heinrichs fest. „Dagegen haben sich auf Seiten der Hygieniker VDI-Norm 6023 und das Arbeitsblatt W551 etabliert.“ Ein wichtiger Punkt, der auf der Tagung zur Diskussion stand: Weil inzwischen etwa 8000 Personen gemäß VDI 6023 geschult sind, wird in Ausschreibungsunterlagen immer häufiger die Konformität zu dieser Norm zur Vertragsgrundlage gemacht. Für das Fachhandwerk hat dies Brisanz. Die VDI 6023 will nämlich als allgemein anerkannte Regel der Technik vorschreiben, wer wodurch als ausreichend qualifiziert anzusehen ist – dabei wird zur eigenen Norm keine Alternative eröffnet.
Für Andreas Müller ist eine solche Zusatzforderung in einer technischen Regel deplatziert: „Wenn es um Qualifikationen und berufliche Regelungen geht, dann hat ausschließlich der Gesetzgeber das Wort.“ Auf Seiten des Fachhandwerks habe sich seit etlichen Jahren die Weiterbildung „Fachbetrieb für Sicherheit und Hygiene in der Trinkwasser-Installation“ etabliert. „Das muss als gleichwertig berücksichtigt werden!“, stellte er klar und kündigte an, dieses Thema in die nächste Einspruchsitzung zu bringen.
SHK-Betrieb als Probenehmer?
In den letzten Wochen wurde kontrovers diskutiert, ob sich der Sanitärbetrieb als Probenehmer schulen lassen soll. Im Kreis der technischen Referenten war dies ebenfalls ein Thema. Dabei nahm man das Argument durchaus ernst, dass ein Interessenskonflikt entstehen könnte, wenn Probenehmer und Problemlöser aus dem gleichen Handwerksbetrieb kommen. In vielen Fällen – beispielsweise bei einem Heizungs- oder Trinkwasser-Check – ließe sich aber ebenso eine gebotene Neutralität anzweifeln, war man sich einig. Schließlich sei der Sanitärfachmann nicht der allein Handelnde und eine Kontamination stelle auch nicht er fest, sondern das Labor.
Letztlich sei es allein die unternehmerische Entscheidung in einem Fachbetrieb, das Geschäftsfeld eines zertifizierten Probenehmers zu besetzen, lautete der Tenor. Sollte der Gesetzgeber allerdings Bedarf für eine klare Regelung sehen, liege dies in seiner Kompetenz und nicht bei anderen Institutionen, eine bestimmte Vorgehensweise vorzuschreiben.
Eine Probenahme kann aus einem anderen Grund problematisch werden: Beim Abflämmen der Entnahmearmatur in unmittelbarer Nähe eines alten gedämmten Speichers kann es passieren, dass die Dämmschale Feuer fängt. Vor allem betagte Kaschierungen plus Dämmschale stellen eine unzulässige Brandlast dar, weil einige Hersteller bis vor Kurzem entflammbare Werkstoffe eingesetzt haben. Im Zweifel klärt dies eine Anfrage beim Hersteller.
Trinkwassererwärmung 60/55°C
Seit den 90er-Jahren gilt die wichtige Regel für zentrale Trinkwassererwärmer, dass eine Vorlauftemperatur von 60°C und 55°C am Rücklaufanschluss eingehalten werden soll, stellte Franz-Josef Heinrichs klar. „Bei solchen Betriebsbedingungen gibt es keine Legionellenprobleme.“ Er warnte allerdings vor Konstellationen wie beispielsweise mit Wärmepumpen und Frischwasserstationen, die lediglich 50°C als Vorlauftemperatur bringen. „Ein Fachbetrieb sollte sich hier nicht darauf beschränken, Bedenken anzumelden. Man muss bereits den Bau einer solchen Anlage für Trinkwarmwasser als fachlich bedenklich einstufen.“ Bei der Dämmung von Trinkwasserleitungen kalt/warm steht eine Änderung an. Bislang gilt in der EnEV, dass eine Kaltwasserleitung nicht durch die Zone einer Fußbodenheizung verlegt werden darf. In Zukunft soll stattdessen auf die nationale Ergänzungsnorm DIN 1988-200 verwiesen werden. Für den Praktiker bedeutet dies, dass die EnEV nicht länger im Widerspruch steht mit der vertrauten 3-Liter-Regel. Zum wichtigen Kriterium wird: Lässt man Kaltwasser an der Armatur ablaufen, muss die Temperatur spätestens nach 30 Sekunden 25°C unterschreiten. Übrigens: Auch bei einem Trinkwasser-Check kann diese Messung wichtige Hinweise geben, ob die Kaltwasserleitung durch Stagnation in einen kritischen Temperaturbereich oberhalb von 25°C gerät.
Weiterbildungen rund um die Wärmepumpe
Der erfahrene SHK-Fachbetrieb weiß um Einsatzmöglichkeiten und Grenzen für die Wärmepumpentechnik. Dabei ist keineswegs ausgeschlossen, dass Wärmepumpen auch für die Bereitstellung von hygienisch einwandfreiem Trinkwarmwasser eingesetzt werden können – das System muss nur fachgerecht ausgelegt sein. Um dieses erforderliche Knowhow zu vermitteln, bemüht sich die SHK-Berufsorganisation zusammen mit dem Bundesverband Wärmepumpe (BWP) sowie etlichen Herstellern um ein duales Weiterbildungssystem rund um Wärmepumpentechnik.
SHK-Landesfachverbände werden ab 2013 in verschiedenen Regionen Fachsymposien veranstalten, um möglichst viele Mitgliedsbetriebe für die Weiterbildung zu gewinnen. Daran anschließen sollen sich zunächst Schulungen, die herstellerübergreifend Grundlagen vermitteln. Darauf aufbauend kommen weitere Schulungseinheiten hinzu, die von Herstellern angeboten werden.
Weiterbildung für die Mikro-KWK
Wer das Geschäftsfeld für Kleinanlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung ausbauen möchte, konnte sich bereits in Info-Veranstaltungen der SHK-Landesfachverbände einen Überblick verschaffen. Rahmenpläne für die nötige Weiterbildung stehen vor dem Abschluss, sodass die LIV voraussichtlich im ersten Halbjahr 2013 mit E-Learning sowie der herstellerübergreifenden Grundschulung beginnen können. Im Anschluss daran erfolgt dann die gerätebezogene Weiterbildung bei Herstellern.
DIN 1986-30 Entwässerung
Zwei Jahre hat die Überarbeitung der Entwässerungsnorm in Anspruch genommen. „Jetzt ist alles fertig“, erklärte Franz-Josef Heinrichs. „Das Wichtige für die Betriebe ist, dass sie jetzt alles Wissenswerte zur Entwässerung auf Grundstücken in der DIN 1986 finden.“ Jenseits der Grundstücksgrenze machen diverse DWA-Blätter alle weiteren Vorgaben.
Mit dem DIN/Beuth gibt der ZVSHK eine Mitgliederausgabe zur Norm einschließlich Kommentar heraus. In der Kommentierung werden alle Zusammenhänge von der Dokumentation über die Zustandserfassung, die Bewertung sowie die Sanierungsverfahren, Prioritäten und Zeiträume detailliert erläutert – für den Sanitärfachbetrieb ein wichtiger Ratgeber im Baustellenalltag.
Mitglieder der SHK-Organisation erhalten den Kommentar einschließlich DIN 1986-30 zum Mitgliedspreis von 53 Euro plus Nebenkosten – ein Preisvorteil von 15 Euro gegenüber der Beuth-Ausgabe. Die Bestellung ist über den SHK-Onlineshop von https://www.zvshk.de/ möglich.
Für die Sanitärbetriebe ist wichtig, dass sie sich rechtzeitig um eine von der Kommune anerkannte Weiterbildung bemühen. In vielen Bundesländern wird dies zur Voraussetzung, um Dienstleistungen zur Sanierung von Entwässerungssystemen auf Grundstücken anbieten zu können. Wichtiger Baustein dafür ist die RAL-Gütegemeinschaft Grundstücksentwässerung, in der sich Sanitärbetriebe bis hin zur Zertifizierung qualifizieren können.
Aktuelles in Kürze
- Vor-Ort-Energieberatung: Geschätzte 500 Personen haben sich als Gebäudeenergieberater SHK ausbilden lassen. Sie sollten sich über den Fragenkatalog (FAQ) unter <a href="http://www.effizienzhaus-experten.de" target="_blank">http://www.effizienzhaus-experten.de</a> darüber informieren, wie es nach der Abschaffung der BAFA-Liste weitergeht. Bis zum Jahresende 2012 können sie sich dort vergleichsweise unkompliziert neu listen lassen. Ab 2013 wird eine Weiterbildung eingeführt.
- Städte und Gemeinden haben in vielen Regionen Nahwärmenetze geschaffen. Unter anderem führt diese Entwicklung dazu, dass sich SHK-Fachbetriebe zunehmend mit einem Anschlusszwang konfrontiert sehen. Hinzu kommt, dass weit über 100 Luftreinhaltepläne in der Bundesrepublik den Möglichkeiten für Kleinfeuerungsanlagen entgegenstehen. Im Flyer „Anschlusszwänge und Verbrennungsverbote“ sind Zusammenhänge erklärt und ein Meldeblatt enthalten, das sich an eine zentrale Erfassungsstelle leiten lässt, um Unterstützung bekommen zu können. Der vierseitige Flyer lässt sich unter <a href="https://www.zvshk.de/" target="_blank">https://www.zvshk.de/</a> (Stichwort Kachelofenbauer) herunterladen.
- Kunststoffleitungen der Hausinstallation, die aus Elastomeren bestehen, dürfen thermischen Belastungen oder Desinfektionsmaßnahmen nicht unbegrenzt ausgesetzt sein. Deshalb muss sich der Fachbetrieb nach Herstellerangaben richten, die eine Höchsttemperatur bzw. die Häufigkeit der Desinfektion (z.B. fünfmal in 50 Jahren) festlegen.
- Wegen einer möglichen thermischen Höchstbelastung schreibt die DIN EN 806-4 vor, dass Kunststoffleitungen nicht unmittelbar an einen Wärmetauscher angeschlossen werden dürfen. Die Praxis zeigt, dass dies kaum umgesetzt wird: In den meisten Fällen wird ein Verbundrohr direkt angeschlossen.
- Mit Dichtring ausgestattete Eckventile werden vor allem in Süddeutschland häufig verwendet. Dabei zeigt sich bei der Montage, dass Gewinde nicht optimal passen und deshalb nicht weit genug eingedreht werden können, damit der Dichtring sicher wirken kann – mit der Gefahr einer Spannungsrisskorrosion.
- Entgasungsgeräte und Druckhaltestationen können die Ursache für erhebliche Korrosionsprobleme sein, wenn sich nicht entsalztes Füllwasser im System befindet.
Schlussbemerkung
Ob erweiterte Angebote bei den Haus- und Gebäude-Checks, Veränderungen in der Normung, Schadensbilder oder andere wichtige Themen in den SHK-Gewerken: Bei den technischen Referenten der Landesverbände und des ZVSHK fließen viele bedeutende Informationen zusammen, die den Mitgliedsbetrieben im Infodienst oder in der Beratung zugutekommen können. Schon allein diese breit gefächerten Möglichkeiten in der Technik können sich für den Handwerksunternehmer als bedeutsamer Wissensvorsprung auszahlen – profitieren können allerdings nur organisierte Innungsmitglieder.