SBZ: Herr Schellhorn, das Projekt Pipe will den Servicetechniker in Zukunft vor Ort mit Daten versorgen, um beispielsweise auch an einem unbekannten Gerät einem Fehler zielsicher auf die Spur zu kommen. Zu schön, um wahr zu sein?
Schellhorn: Bei den allgemein rasanten Entwicklungsschritten halte ich das für machbar und mir kann diese Innovation nicht schnell genug gehen. Doch bis jetzt macht sich erst Vaillant für diese Innovation stark. Wir werden allerdings noch Geduld brauchen, bis für viele Altgeräte Programme für Serviceanleitungen oder Fehlersuch-Routinen geschrieben sind. Erst dann wird es für den erfahrenen Techniker bei der Störungssuche wirklich eine Erleichterung geben können. Unseren Mitgliedsbetrieben würde dies ein Plus an Kompetenz bringen.
SBZ: Mit dem Heizungs-Check ist ein guter Anfang gemacht. 5000 Betriebe können ihn bieten, doch die Umsetzung ließe sich steigern, wie die Erfahrungen in der Pfalz zeigen. Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
Schellhorn: Solange es nur um die technische Umsetzung des Heizungs-Checks geht, fühlt sich der Heizungsfachmann in seinem Element. Ich denke, die Hürde besteht in der Datenerfassung oder der Antragstellung für eine Förderung oder in der Weitergabe der Daten an die zentrale Erfassungsstelle. Wie der Fachverband Pfalz demonstriert, kann mit einem Aufbaukurs offenbar bei vielen diese Hürde abgebaut werden – ein interessanter Ansatz, den ich weiterempfehle.
SBZ: Sie haben in Hamburg Erfahrung mit gütegesicherten Betrieben in der Entwässerungstechnik. Wäre eine bundesweite Gütegemeinschaft Grundstücksentwässerung das richtige Signal, um für den Sanierungsmarkt bereit zu sein?
Schellhorn: Grundsätzlich ein klares Ja! Wir brauchen dringend eine bundesweite Standardisierung der Qualitätsanforderungen. Im Bereich der privaten Grundstücksentwässerung – dies gehört zu unserem Leistungsspektrum – gilt es annehmbare Anforderungen zu vereinbaren. Von den zertifizierten Betrieben in Hamburg beispielsweise wird man nicht verlangen können, in der Qualifizierung wieder von vorne anzufangen. Kosten und Aufwand für Weiterbildung und Fremdüberwachung müssen in einem tolerablen Rahmen bleiben. Keinesfalls dürfen die hohen Anforderungen im öffentlichen Verkehrsbereich maßgebend werden, denn das würde unsere Betriebe ausgrenzen. Wie sich zeigt, lässt sich dies nicht in wenigen Monaten verhandeln. Weil aber das Ziel lohnt, sollte man es keineswegs in den zähen Verhandlungen um die Gütegemeinschaft verlieren: Auf qualifizierte Handwerksbetriebe wartet auf Jahre hinaus ein Milliardenmarkt.