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Bundesweites Ölsymposium in Stuttgart

Fachbetriebe stärken

Inhalt

An wen wenden Sie sich, wenn Sie Ihre ­alte Heizungsanlage gegen eine neue sparsamere Anlage tauschen wollen? Diese Frage hatte der ZVSHK Anfang September über das Meinungsforschungsinstitut Emnid an Deutschlands Immobilienbesitzer gestellt. „89 Prozent nannten den Heizungsbauer ihres Vertrauens“, verkündete ZVSHK-Präsident Manfred Stather den etwa 125 Teilnehmern des alle zwei Jahre stattfindenden bundesweiten Ölsymposiums, das diesmal am 22. September in Stuttgart stattfand. Dieser Spitzenwert bedeute nochmals eine Steigerung gegenüber früheren Umfragen und lasse Hersteller, Schornsteinfeger oder Internetanbieter weit hinter sich. Stather folgerte daraus: „Der Vertrauensvorschuss durch unsere Kunden bleibt der Garant für den Einfluss des Handwerks auf die Modernisierungs- und Investi­tionsentscheidung der Anlagenbetreiber.“

Wenn sie denn endlich entscheiden würden, möchte man hinzufügen. Seit Jahren gibt es den Modernisierungsstau und die Klage darüber kam bereits in den vorangegangenen Ölsymposien zum Ausdruck. Dabei lässt sich mit Öl-Brennwert plus Solar gegenüber einer Alt-Anlage ein erheblicher Effizienzsprung erzielen. Die Teilnehmer konnten zudem in einem der Workshops diverse Rechenexempel verfolgen. Sie zeigten von der Mikro-KWK über die Strom-Wärmepumpe bis zum modernen Ölkessel, bei welcher Immobilie welches System seine Trümpfe ausspielen kann.

Fachkräfte finden und fit machen

Bei einem weiteren Programmpunkt stellte sich das IWO demonstrativ an die Seite des Fachhandwerks und suchte nach Antworten auf die Frage: Woher bekommt der Heizungsbetrieb in Zukunft seine Fachkräfte? Der Workshop „Nachwuchs gewinnen“ zeigte auf, dass die Suche nach dem Fachhandwerker von morgen beschwerlich ist. Während das Problem die Mehrheit der SHK-Betriebe offenbar noch nicht hart trifft, macht die Not bereits in einigen Regionen erfinderisch. Es gibt Innungen, die viel Geld in Nachhilfeunterricht investieren, um Defizite in der Qualifikation von Jugendlichen zu kompensieren.

Der ZVSHK sieht längst die Zeit zum Handeln gekommen, doch es fehlt derzeit der abschließende Konsens in der Branche. Es gilt beträchtliche Mittel für eine bundesweite Imagekampagne bereitzustellen, damit Jugendliche von den Karriere-Chancen der SHK-Berufe erfahren. Der Tenor im Workshop: Besonders wichtig ist es, dass Jugendliche mit einer guten Schulbildung auf die Möglichkeiten rund um den Eckring aufmerksam werden.

Inzwischen entwickelt sich innerhalb und außerhalb des Handwerks ein Wettbewerb um den Nachwuchs mit guter Qualifikation. Einige Berufsgruppen haben damit begonnen, unter Jugendlichen frühzeitig Interesse zu wecken, indem sie ein Praktikum anbieten. Deshalb sollten die Innungsbetriebe aktiv werden: Beispielsweise kann man für einen Infotag mit Schulen in Kontakt treten und die Möglichkeiten im SHK-Handwerk veranschaulichen.

Auch „Hausaufgaben“ klammerte der Workshop nicht aus: Mit der Außenwirkung eines anspruchsvollen Berufsbildes gilt es für den Fachunternehmer auch nach innen zu schauen. Lässt sich der Anspruch erheben, ein Vorzeigebetrieb zu sein oder stehen Anspruch und Wirklichkeit im Widerspruch? Hat der qualifizierte Jugendliche die Wahl, kann das stimmige Erscheinungsbild des Ausbildungsplatzes entscheidend sein.

Nahwärmenetze in der Kritik

Das Ölsymposium thematisierte eine weitere problematische Entwicklung: Städte und Gemeinden legen in ihren Flächennutzungsplänen fest, welche Areale für die energetische Nutzung zur Verfügung stehen können und welche Energiequellen erschlossen werden sollen. Je nach den Möglichkeiten zur Energieernte aus Sonnenlicht, Wind, Wald, Feld oder Wasser erarbeitet die Kommune ein Konzept, das auch die Vermarktung für die gewonnene Energie einschließt.

Typisches Beispiel ist der Anschlusszwang für das neu geschaffene Nahwärmenetz, mit dem sich Bürger wie Heizungsbetriebe konfrontiert sehen. Die Frage drängt sich auf: Ist ein Nahwärmenetz grundsätzlich effizienter als das Engagement von Häuslebauern, die sich individuell mit ihren Heizungsbauern auf ein Wärmekonzept festlegen?

Große Verluste bei der Wärmeverteilung

Prof. Dr. Dieter Wolff von der Ostfalia Hochschule Wolfenbüttel hat sich seit Jahren mit Nah- und Fernwärmenetzen und deren Effi­zienz beschäftigt. Das Resümee aus seinen Untersuchungen: „Insbesondere in ländlichen Gebieten mit einer geringen Anschlussdichte hat sich gezeigt, dass zu hohe Wärmeverluste in den Boden gelangen.“ Wenn Netze erst einmal gebaut sind, ergeben sich Verteilverluste, die nahezu konstant sind. Dies passt jedoch nicht zu der Prognose, dass die Wärmeabnahme pro Anschluss aufgrund von Modernisierungsmaßnahmen an den Gebäuden deutlich abnehmen wird. In den nächsten 40 Jahren soll der gesamte Gebäudebestand klimaneutral werden – ansonsten lassen sich die ehrgeizigen CO2-Minderungsziele nicht erreichen.

Deshalb lautet die Forderung von Prof. Wolff, dass noch vor dem Ausbau eines Nah- und Fernwärmenetzes schlüssig dargelegt werden sollte, welche Energieträger für das Netz dauerhaft zum Einsatz kommen sollen. Ebenso ist zu klären, ob sich diese Energieträger nicht ressourcenschonender und wirtschaftlicher verwenden lassen ohne Wärmenetz einschließlich Anschlusszwang. Lesen Sie hierzu auch den aktuellen Fachbeitrag von Prof. Wolff auf Seite 52 dieser SBZ.

Wissenswertes in Kürze

  • Der Heizungs-Check offenbart erfahrungsgemäß Schwachstellen im System. Auswertungen haben ergeben, dass im Schnitt jede dritte Inspektion zu einem Folgeauftrag geführt hat. Deshalb lässt sich davon ausgehen, dass sich mit dem Tank + Technik-Check ähnlich erfolgreich akquirieren lässt.
  • Bei der größten Ölkatastrophe der USA (Frühsommer 2010) sind 780 Millionen Liter Rohöl in den Golf von Mexiko geflossen – dies ist der Bedarf, der den globalen Energiehunger für zwei Stunden stillt.
  • Rund zwei Liter Heizöl werden in Deutschland momentan durchschnittlich pro Person und Tag verbraucht. Ziel von Effizienzmaßnahmen ist es, dies auf die Hälfte zu reduzieren.
  • Wie können Frauen im Arbeitsmarkt einen höheren Anteil erreichen? In diesem Punkt sehen Experten eine bedeutende Stellschraube für Veränderungen im demographischen Wandel.
  • Frauen, die nach 1970 geboren sind, haben eine statistische Lebenserwartung von 100 Jahren.
  • Etwa die Hälfte der 25-jährigen Männer in Deutschland lebt heute noch „bei der Mutter“, hat auch eine Freundin, aber keine Kinder.