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Einsatz von Datenbrille und Exoskelett

Assistenz willkommen

Inhalt

Der ZVSHK hat im Juni/Juli 2020 in einer repräsentativen Umfrage Informationen darüber eingeholt, wie Datenbrille oder Exo­skelett als Assistenz- und Unterstützungssysteme für SHK-Handwerker Verwendung finden können. An der Onlinebefragung haben sich 1759 organisierte Innungsbetriebe beteiligt.

Die große Mehrheit der befragten SHK-Handwerker sind einer Datenbrille (kognitives Assistenzsystem) gegenüber positiv eingestellt. Rund 75 % äußern einen Bedarf an Zusatzinformationen auf der Baustelle. Dieser hohe Zuspruch ist deckungsgleich mit den Handwerker-Workshops, die bislang im Rahmen des Forschungsprojekts durchgeführt wurden. Dabei scheint der Bedarf bei größeren SHK-Unternehmen deutlich höher zu sein.

Nötige Kenntnisse abrufbar machen

Eine Erklärung könnte dafür sein, dass es in größeren Handwerksbetrieben vermehrt Aufträge mit komplexeren Tätigkeiten gibt, insbesondere in der Phase der Endmontage. Je höher die Komplexität ist, desto größer der Bedarf für den Zugriff auf Detailinformationen. Eine weitere Erklärung könnte auch in einer höheren Anzahl von Beschäftigten liegen, die sich noch in der Ausbildung befinden bzw. die noch verstärkt angeleitet werden müssen. Denn Berufsanfänger und Quereinsteiger sind bei größeren Unternehmen häufiger anzutreffen; zudem werden zum Teil Monteure aus dem europäischen Ausland beschäftigt.

Ermüdende Arbeit über Kopf: Ein Exoskelett, das hier an den Oberarmen ansetzt, unterstützt die Muskeltätigkeiten der Arme und verlängert somit die Ausdauer des Handwerkers erheblich.

Bild: ZVSHK

Ermüdende Arbeit über Kopf: Ein Exoskelett, das hier an den Oberarmen ansetzt, unterstützt die Muskeltätigkeiten der Arme und verlängert somit die Ausdauer des Handwerkers erheblich.

Skepsis gegen Datenbrille schwindet

Auffällig in der Befragung ist die Diskrepanz, dass sich 54 % den Einsatz einer Datenbrille überhaupt nicht sinnvoll vorstellen können, aber mehr als 80 % den Nutzen im Einsatz von Installationsvideos und Zugriff auf Anleitungen mittels Datenbrille sehen. Dies könnte in den vermeintlich hohen Anschaffungs- und Installationskosten und der angenommenen negativen Grundeinstellung (Vorbehalte) gegenüber Datenbrillen liegen. Diese Aspekte wurden jedoch in der Onlinebefragung nicht problematisiert, sondern basieren auf freien Äußerungen. Sie sind jedoch deckungsgleich mit ersten Äußerungen bei Fachveranstaltungen und Workshops mit Handwerkern.

Diese eher negative Grundeinstellung ließ sich durch detaillierte Informationen zu den Vorteilen des Einsatzes von Datenbrillen fast vollständig entkräften. Beispielsweise dann, wenn das aufeinanderfolgende Betrachten von Installations- und Erklärvideos bei gleichzeitiger Arbeit mit zwei Händen („handsfree“) demonstriert wurde. Der Zusammenhang macht deutlich, dass in Zukunft noch stärker auf sinnvolle Einsatzszenarien und die Vorteile eines kognitiven Assistenzsystems hingewiesen werden muss.

Exoskelett soll nur Lastenträger sein?

Die befragten Handwerksbetriebe berichten, dass ihre Mitarbeiter vornehmlich durch das Handling hoher Lasten und durch Arbeiten mit schwerem Werkzeug körperlich stark belastet werden. Insbesondere für solche schweren Tätigkeiten sehen die Betriebe aktuell einen Anwendungsfall für Exoskelette.

Neben den bereits beschriebenen anstrengenden Tätigkeiten werden allgemein jedoch auch Montagetätigkeiten als körperliche Herausforderung gewertet. Doch für diese Tätigkeiten ebenfalls ein Exoskelett als Unterstützung einzusetzen, kommt bei den Befragten offenbar als möglicher Lösungsansatz nicht in Betracht.

Vor dem Hintergrund, dass der Großteil der auf dem Markt erhältlichen und sich voraussichtlich in der Entwicklung befindlichen Exoskelette schwerpunktmäßig auf die Arbeitsvorgänge in der Montage abzielt, muss von einer starken Diskrepanz zwischen tatsächlicher technischer Ausrichtung exoskelettaler Systeme und der im SHK-Handwerk an diese Systeme gerichteten Erwartungshaltung ausgegangen werden.

Aus dieser Differenz können sich relevante Hürden in der Nutzungsakzeptanz von Exoskeletten im SHK-Handwerk ergeben. Es wird notwendig sein, die Einsatzgebiete sowie die daraus ableitbaren Verwendungsmöglichkeiten für Exoskelette bei den Handwerksbetrieben anschaulich zu machen und die damit verbundenen Vorteile zu verdeutlichen.

Vorteile für große und kleine Betriebe

Auffällig in der Befragung sind Unterschiede, die sich durch die Größe der Handwerksunternehmen ergeben: Je größer der Betrieb, desto mehr Potenzial wird einem Exoskelett zugesprochen. Aus der Befragung ergibt sich die Erkenntnis, dass größere Betriebe bereits jetzt technisch und arbeitsorganisatorisch flexibler und besser auf hohe körperliche Belastungen ihrer Mitarbeiter reagieren können.

Vor diesem Hintergrund wird es zwingend notwendig, auch kleine Betriebe in die Lage zu versetzen, die Chancen für eine körperliche Entlastung durch ein Exo­skelett zu erfahren. Kommt ein solches Assistenzsystem auch dort zum Einsatz, kann es dem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit zugutekommen.

Website informiert

Das Forschungsprojekt Handwerksgeselle 4.0 wird planmäßig bis Oktober 2021 weitergeführt und entwickelt innovative digitale Assistenzsysteme speziell für Beschäftigte in SHK-Handwerksbetrieben. Mit dazu gehört ein betrieblicher Experimentierraum, das sogenannte HandwerkerLab. Dort werden technische Systeme, die den Alltag erleichtern sollen, gemeinsam mit Beschäftigten aus SHK-Betrieben weiterentwickelt.

Bereits während der Projektlaufzeit informiert der ZVSHK auf der Website www.hwg40.de über wesentliche Punkte in dieser Forschungsarbeit.

Das Forschungsprojekt Handwerksgeselle 4.0 läuft über drei Jahre und wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert.

Bild: ZVSHK

Das Forschungsprojekt Handwerksgeselle 4.0 läuft über drei Jahre und wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert.

Info

Bundesarbeitsministerium unterstützt Forschung

Das Projekt „Handwerksgeselle 4.0“ ist eingebunden in die Forschungs­initiative „Zukunftsfähige Unternehmen im digitalen Wandel“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Bis zum Ende des Projektes im Oktober 2021 führt der ZVSHK ein Projektkonsortium, zu dem folgende Unternehmen ihre Fachkompetenz einbringen: exoIQ GmbH (Physische Assistenz), Tillerstack GmbH (Kognitive Assistenz) sowie das Handwerksunternehmen Hans Schramm GmbH & Co. KG.