Längst ist es kein Geheimnis mehr: Der Kessel-Industrie geht es schlecht, weil entgegen den hohen Erwartungen des Frühjahrs eine gesteigerte Nachfrage im Inland ausgeblieben ist – das Gegenteil ist eingetreten. Zu Beginn der Potsdamer Bufa-Sitzung am 8. November 2007 nannte Andreas Müller, Geschäftsführer Technik im ZVSHK, einen Rückgang bei der Kesselnachfrage von 23% in den ersten sieben Monaten dieses Jahres. Eine Rolle spielt dabei, dass laut Umfragen 70% der Deutschen glauben, dass ihre Heizung auf dem neuesten Stand der Technik ist. Demnach machen sie sich keine ernsthaften Gedanken über mögliche Modernisierungsmaßnahmen. Zudem mangelt es an attraktiven Abschreibungsmöglichkeiten als erfahrungsgemäß wirkungsvollstes Mittel für diejenigen Investoren, die sich für eine schadstoffarme Heiztechnik erwärmen könnten.
Wie weit der Weg zu den Zielen der Meseberger Beschlüsse ist, machte Andreas Müller in weiteren Punkten deutlich: Die Bundesregierung hat bis zum Jahr 2020 jeweils 20 % als Zielmarke gesetzt für Effizienzsteigerung, für den Anteil Erneuerbarer Energien sowie für die CO2-Minderung. Bei den bundesweit im Betrieb befindlichen Heizungsanlagen liege das durchschnittliche Austauschalter bei 24 Jahren und nur 12 % seien auf dem energieeffizienten Stand der Brennwerttechnik. Für den Bereich der Ölheizungen wisse die Verbandsorganisation konkret, dass (bei 6,3 Millionen Anlagen) ein Bestand von 1,87 Millionen Kesseln älter als 17 Jahre seien – das ideale Potenzial für Energieeinsparungen.
Im Gegensatz zur Passivität in der Bevölkerung arbeitet die SHK-Verbandsorganisation in vielfältiger Weise daran, einer zukünftigen Nachfrage mit dem passenden Angebot begegnen zu können. Denn natürlich wurden in diesem Zusammenhang die verschiedenen Haus- und Gebäude-Checks thematisiert, die für die Mitgliedsbetriebe entwickelt wurden und werden, um die Energieeffizienz in Gebäuden spürbar verbessern zu können. Besondere Beachtung fand in der Bufa der Heizungs-Check, der 2008 bundesweit nur von Mitgliedsbetrieben der SHK-Verbandsorganisation angeboten werden wird (siehe auch erste Kurzmeldung auf Seite 20).
EnEV wird verschärft
Schon vor Inkrafttreten der neuen EnEV zum 1.10.2007 wurde in Fachkreisen publik, dass bereits in einem Jahr mit verschärften Einsparzielen zu rechnen ist (etwa minus 30%). ZVSHKReferent Matthias Wagnitz skizzierte das stufige Annähern an den Passivhaus-Standard im Neubaubereich durch eine nochmalige Reduzierung um 30 % in wenigen Jahren und machte deutlich, dass momentan dafür kein befriedigendes Konzept in der Geräteentwicklung zu erkennen sei. Es mangele an Passendem im kleinen Leistungsbereich für Heizung und Lüftung. Zudem müsse die Technik für ganz verschiedene Nutzergruppen und nicht zuletzt auf eine stetig älter werdende Bevölkerung zugeschnitten werden.
Feldversuche für Mikro-KWK
Noch vor wenigen Wochen zeigte sich auf dem Zukunftsforum Gasheizung nur in Ansätzen, welchen Stand die Feldversuche zur Kraftwärmekopplung erreicht haben (siehe SBZ 23). In der Bufa wurden weitere Aktivitäten aus anderen Regionen bekannt. Beispielsweise beabsichtigt die Berliner Gasag nach Abschluss ihrer Feldversuche, den WhisperGen, eine neuseeländische Mikro-KWK für Einfamilienhäuser oder Wohnungen, in größeren Stückzahlen im kommenden Jahr einzuführen. Zehn Berliner SHK-Innungsbetriebe sind bereits für Aufstellung und Wartung geschult. Interessant ist die Bauform, denn an Platz wird nicht mehr als für einen Geschirrspüler in der Küchenzeile benötigt. Als Knackpunkt bezeichnete man in der Bufa allerdings die am Aufstellort gemessenen Betriebsgeräusche von 44 Dezibel, die für den Komfort-Wohnungsbau als kritisch angesehen wurden. Auch wurde die elektrische Leistung von etwa 1 kW gegenüber 6 kW thermische Leistung als entwicklungsbedürftig eingestuft.
Einspruch gegen Klima-Normen
In einigen Punkten fand der Klima-Bereich seinen festen Platz auf der Tagesordnung. Zwei Normen (DIN EN 15665 sowie DIN E 1946-6) machen Vorgaben zur Lüftung von Wohnungen. Während die erstgenannte Norm zur Auslegung von Systemen als realitätsfern abgelehnt wurde, hat der ZVSHK zur zweitgenannten Norm (Einfamilienhaus-Bereich) Verbesserungen vorgeschlagen, über die neben zahlreichen weiteren Einsprüchen noch beraten wird.
Inpunkto Hygiene raumlufttechnischer Anlagen wird mittlerweile die VDI 6022 unter Planern als das Maß der Dinge angesehen. Vor allem im Anlagenbereich öffentlicher Gebäude werde in der Ausschreibung die entsprechende Qualifikation sowohl beim Errichter als auch bei der Zertifizierung der verbauten Komponenten durchweg vorgegeben, lautete die Kritik zu dieser Entwicklung.
Schäden an Verbundrohren
Hatte die Heizungstechnik schon Brennpunkte zu bieten, waren die Sanitär-Themen nicht minder interessant. So machte unter anderem eine gut gefüllte Schachtel mit Musterstücken die Runde, denn vor allem defekte Verbundrohre gleich mehrerer Hersteller zeigten materialbedingte Auffälligkeiten. Aufgrund aktueller Schadensfälle wird der ZVSHK in den nächsten Wochen eine Reihe von Gesprächen mit den jeweiligen Gewährleistungspartnern führen, um für die betroffenen Mitgliedsbetriebe im Schadensausgleich befriedigende Lösungen zu finden. Außerdem wird der DVGW als Regelsetzer aufgefordert, in den entsprechenden Arbeitsblättern verschärfte Anforderungen zu stellen und Qualitätsprüfungen durchführen zu lassen, damit diese Schäden in Zukunft abgestellt werden. Mitgliedsbetriebe sind zudem aufgefordert, Schadensfälle in Trinkwasserinstallationen dem jeweiligen SHK-Landesverband mitzuteilen. So lässt sich in der Verbandsorganisation eine möglichst umfassende Schadenssta-tistik erstellen.
Innensanierung von Rohren fragwürdig
Über Erfolg und Misserfolg bei der Innen-Sanierung von Trinkwasserleitungen kamen neueste Erkenntnisse von der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) auf den Tisch. Demnach ist es äußerst schwierig, sämtliche Innenflächen, vor allem Bögen und T-Stücke, frei von Korrosionsrückständen zu bekommen. Das ist (fast nicht erfüllbare) Voraussetzung für den Erfolg wie die geforderte gleichmäßige Innenbeschichtung. Momentan besitzt nur ein Hersteller nach der Epoxydharz-Richtlinie des Umweltbundesamtes eine der Trinkwasser-Verordnung konforme Zulassung.
Deshalb könne ein solches Verfahren allenfalls in Abstimmung mit dem Betreiber angewandt werden, wenn z.B. die letzten Meter in einem Bad zu überwinden sind, das nicht renoviert werden soll. Auf lange Sicht gesehen mache nur die Komplett-Sanierung durch Erneuerung der Rohrleitungen Sinn, lautete die Botschaft.
Aktuelles zur Installationstechnik
ZVSHK-Referent Franz-Josef Heinrichs stellte den Bufa-Mitgliedern die Neuerungen in den Technischen Regeln zur Trinkwasser-Installation (TRWI), zur Gas-Installation (TRGI) sowie zu Entwässerungsanlagen gemäß DIN 1986-100 vor. Diese Regelwerke wurden im Laufe des Jahres 2007 in wesentlichen Teilen überarbeitet bzw. neu gegliedert und können im Jahr 2008 als Neuauflage erworben werden.
Bis zum Jahr 2013 soll der Werkstoff Blei aus der Trinkwasserinstallation verbannt sein, wurde als Forderung des Umweltministeriums in der Bufa publik. Auch hätten Untersuchungen ergeben, dass Kupferleitungen in den ersten beiden Jahren zu hohe Kupferabgaben an das Trinkwasser aufweisen. Weil vor allem für Kleinkinder der Genuss dieser stagnierten Wässer problematisch sei, sollten die Fachbetriebe vor Ort für dieses Problem sensibilisiert werden, um ihre Kunden darüber zu informieren.
Auch ist Nickel oftmals Bestandteil in Stagnationen, weil entsprechende Nickelgehalte von Armaturen oder Verbindungen ins Trinkwasser gelangen. In der Bufa wurde erwähnt, dass TW-Leitungen aus nichtrostendem Stahl in der nickelarmen Legierung 1.4521 bereits seit geraumer Zeit in der Schweiz zu haben sind und in Kürze auch durch Viega auf den deutschen Markt kommen sollen.
Wie schwierig eine Desinfektion kontaminierter TW-Leitungen ist, wurde ebenso thematisiert. Dies könne auch nur für eine Risiko-Begrenzung Sinn machen, um letztlich die TW-Installation bis zur Behebung der Ursachen für die Kontamination weiter betreiben zu können, lautete der Tenor der Experten.
Trinkwassersysteme in Einfamilienhäusern geben in Bezug auf Hygiene keinen Anlass zur Besorgnis. Untersuchungen des DVGW über Aufkeimungserscheinungen haben bei 200 Systemen in drei Versorgungsgebieten ergeben, dass nur dann Auffälligkeiten zu verzeichnen waren, wenn die Temperaturen im Warmwasser aus Energiespargründen im kritischen Temperaturbereich zwischen 40 und 50 Grad Celsius betrieben werden. Das Resümee: Werde eine TW-Installation fachgerecht geplant, gebaut und betrieben und die Mindesttemperatur von 55 Grad Celsius im zirkulierenden System eingehalten, komme es nicht zu negativen Veränderungen der TW-Beschaffenheit.
Mit der Versicherungswirtschaft ist man im Gespräch, um dem drastisch gestiegenen Schadensaufwand bei Leitungswasserschäden zu begegnen. Speziell für die Anforderungen der Versicherer könnten sich zukünftig Mitgliedsbetriebe schulen und über die Überwachungsgemeinschaft der SHK-Handwerke zertifizieren lassen, ist die Überlegung. Wenn dann die erforderlichen Sanierungsarbeiten abgewickelt werden, ließe sich gleichzeitig eine Schadendokumentation erstellen, von der sowohl Versicherer als auch Handwerksorganisation profitieren würden.
Bufa-Leiter Rolf Richter führte durch einen Sitzungs-Marathon von über 30 Themen, von denen nur die wichtigsten an dieser Stelle zu Wort kommen können. Wichtige Weichenstellungen zeigen, dass die Verbandsorganisation mit den Entwicklungen Schritt hält, um sich zur richtigen Zeit an geeigneter Stelle als Hygiene- und Energiespar-Handwerk zu empfehlen und Kompetenz zu zeigen – wobei eindeutig Meseberg auf dem Ticket steht.TD