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Jugend im SHK-Handwerk

Wir packen die Zukunft an!

Inhalt

Der Eckring glänzt. Die Mitgliedsbetriebe melden gut gefüllte Auftragsbücher und erwarten laut Konjunkturumfrage bis ins nächste Jahr hinein eine positive Entwicklung. „Ich möchte sagen, dass die Stimmung momentan euphorisch ist“, schätzt ZVSHK-Präsident Manfred Stather die Lage der Mitgliedsbetriebe ein. Noch kann das konjunkturelle Hoch zwar personell gut gestemmt werden. Doch woher kommen die dringend gebrauchten Fachkräfte in wenigen Jahren? Aussitzen lässt sich diese Situation nicht. Denn der zunehmende Mangel an qualifiziertem Nachwuchs wirft bereits jetzt seine Schatten voraus.

Auf seiner Mitgliederversammlung am 28. und 29. Oktober in Bad Dürkheim hat der ZVSHK deshalb das Thema Nachwuchswerbung auf die Tagesordnung gesetzt. Der Handlungsbedarf lässt sich an Zahlen ablesen: „Auszubildende für die SHK-Handwerke wurden für das Jahr 2009 insgesamt nur noch 35791 gemeldet“, bilanziert Manfred Stather die Entwicklung. Im Jahr 1996 waren es noch doppelt so viele Lehrlinge.

Flotte Sprüche reichen nicht

Der ZVSHK will hier gegensteuern. Er hat deshalb eine der kreativsten Werbeagenturen Deutschlands beauftragt, ein Konzept für die erfolgreiche Ansprache von Jugendlichen zu entwickeln. Die Werber aus Berlin hatten zuvor bereits Erfolge rund ums Handwerk verbucht: Aus ihrer Ideenschmiede stammt die aktuelle Image-Kampagne für das Gesamt-Handwerk. Speziell für die SHK-Gewerke überzeugt der Slogan „Gegen den Klimawandel kann man demonstrieren, debattieren. Oder installieren“. Auf Initiative des ZVSHK entstand bereits ein erster Slogan, der mit flotter Sprache Jugendliche auf die Chancen im SHK-Handwerk aufmerksam macht: „Wir drehen Anlagen auf, machen Körper heiß und haben Energie ohne Ende. Also tanz an.“

Um möglichst viele junge Menschen für die Karriere im SHK-Handwerk zu begeistern, müssen mehr Hebel in Bewegung kommen. Einige außergewöhnliche Vermarktungs­ideen stellten die Werbefachleute in Bad Dürkheim vor.

Auf Beschluss der Mitgliederversammlung soll die aufmerksamkeitsstarke Kampagne für die Nachwuchswerbung im SHK-Handwerk im nächsten Jahr starten. Voraussetzung: Der Verbandsorganisation gelingt es, genügend Sponsorengelder zusammen zu bringen. „Nachwuchswerbung ist eine Branchenaufgabe, bei der jeder Marktpartner einen wichtigen Teil beitragen kann“, stellt ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Elmar Esser fest. Denn schließlich profitieren alle Absatzstufen letztlich von gut ausgebildeten Fachkräften.

Modernisierung bringt genug Auftragspotenzial

Engagierten Nachwuchs können die Fachbetriebe mit Sicherheit gut gebrauchen. Denn in den nächsten zehn Jahren kommt eine Menge Arbeit auf das SHK-Handwerk zu. Dies prognostiziert Stephan Kohler, Geschäftsführer der Deutschen Energie Agentur (dena). In seinem Ausblick auf die kommenden Jahre erinnerte er in Bad Dürkheim daran, dass lediglich 12 Prozent aller Heizungsanlagen in Deutschland auf dem aktuellen Stand der Technik sind. 75 Prozent des Wohngebäudebestandes genügen lediglich der ersten Wärmeschutzverordnung von 1978 und weisen deshalb einen sehr hohen Energiebedarf auf.

Außerdem gilt es in den nächsten 20 Jahren aus technischen Gründen etwa die Hälfte aller bestehenden Gebäude zu sanieren. Nach Vorstellung der Bundesregierung soll die Sanierungsrate pro Jahr auf 2,5 Prozent gesteigert werden. Die tatsächlichen Anstrengungen summieren sich derzeit allerdings lediglich auf die Hälfte.

Auch Kohler kritisiert Förder­politik des Bundes

Ein großes Manko sieht Energieexperte Kohler zudem bei der Förderpolitik. „Wir geben derzeit das Geld für falsche Dinge aus“, prangerte der Dena-Chef an und gab zu bedenken, dass die CO2-Vermeidungskosten nicht richtig gewichtet werden. Eine Tonne CO2 lasse sich durch eine Heizungsmodernisierung und die Förderung durch das Marktanreizprogramm vergleichsweise preisgünstig einsparen. Die derzeitige Förderung der Photovoltaik dagegen verbrauche ein Vielfaches an Steuergeld, bis dass durch hausgemachten Strom eine Tonne CO2 vermieden wird. „Im Gegensatz zum Wärmemarkt und seinem Modernisierungspotenzial ist die Photovoltaik die teuerste Variante bei dieser Rechnung. Deshalb gilt es, die PV-Förderung auf mittlere Sicht umzuschichten.“ Schlecht sei es, so Kohler, wenn die Bevölkerung eines Tages zur Kenntnis nehme, dass in die Photovoltaik sehr viel Fördergeld fließe, das sich besser dazu hätte einsetzen lassen, eine deutlich höhere Effizienz im Wärmemarkt zu erreichen. „Wenn dann die Stimmung kippt, wird es zu Lasten der regenerativen Energien insgesamt gehen das wäre nicht gut“, stellte Kohler fest. Das Ausbleiben finanzieller Anreize, bedingt durch falsche Förderpolitik, legt folglich dringend erforderliche Modernisierungsvorhaben lahm.

Kommt die steuerliche ­Abschreibung zurück?

Angesichts knapper Kassen sieht Stephan Kohler für die öffentliche Hand dennoch Handlungsspielraum, um investitionswilligen Bauherren entgegen zu kommen. Beispielsweise wäre die steuerliche Abschreibung von Maßnahmen zur Effizienzsteigerung bzw. zur CO2-Minimierung auch aus seiner Sicht ein attraktiver Weg. Über diese Möglichkeit zu einem Investitionsschub zu kommen, soll innerhalb der Ministerien noch in diesem Jahr entschieden werden.

Der ZVSHK unterstützt den Weg einer steuerlichen Abschreibung ausdrücklich. Im September ließ der Zentralverband beim Meinungsforschungsinstitut Emnid eine Blitzumfage unter Immobilienbesitzern durchführen, um herauszufinden, welches Instrument die Investitionsbereitschaft in energiesparende Sanierungsmaßnahmen nachhaltig befördert. Das Ergebnis: 58 Prozent der befragten Hauseigentümer setzen auf konkrete Maßnahmen wie die steuerliche Absetzbarkeit der Investitionen. Dazu Manfred Stather: „Unsere Umfrage hat gezeigt, dass fast zwei Drittel der Hauseigentümer sanieren wollen. Sie warten lediglich auf klare Signale, wie etwa eine durch Steuererleichterungen gespeiste Klimaprämie.“

Energiekonzept zeigt unsichere Einnahmen

Wie unsicher die finanziellen Einnahmen im Energiekonzept der Bundesregierung sind, machte Andreas Müller, stellvertretender Hauptgeschäftsführer im ZVSHK, anhand einiger Rahmenbedingungen deutlich: „Bestenfalls können durch die neue Kernbrennstoffsteuer 1,4 Milliarden Euro in den Haushalt fließen. Es kann aber auch sein, dass nichts kommt, weil der Absatz an Atomstrom unter den Erwartungen bleibt.“

Weitere Einnahmen sollen ab 2013 aus der Versteigerung von Berechtigungen zur Emission von Treibhausgasen kommen. Die Regierung erwartet durch einen möglichen Zertifikatehandel 1,6 Milliarden Euro. Andreas Müller: „Auch diese Einnahme ist kei­neswegs sicher, weil durch die Atomkraftwerke in den nächsten Jahren deutlich mehr CO2 neutraler Strom im Markt gehandelt wird.“

Effizienzfonds statt unkalkulierbarem Fördergeld

Seiner Einschätzung nach werden durch den Sparkurs der Bundesregierung Fördergelder weiter zurückgehen, machte Andreas Müller deutlich. Als Alternative dazu schlägt der ZVSHK vor, zu einem langfristigen und verlässlichen Finanzierungsmodell zu kommen. Mit dem Vorschlag eines Effizienzfonds ist der ZVSHK im Gespräch mit politischen Entscheidern in Berlin und mit der Finanzwirtschaft, weil dazu eine Anschubfinanzierung gebraucht wird. Das Fondsmodell sieht vor, sanierungswilligen Hausbesitzern ein Effizienzdarlehen zu gewähren. Ähnlich dem Bafög-Modell wären die Modernisierer verpflichtet, einen Teil der eingesparten Energiekosten über einen festzulegenden Zeitraum an den Fonds zurückzuzahlen.

Aktuelles in Kürze

  • Ab 2013 sollen die Rundfunkgebühren für jede Betriebsstätte sowie alle Firmenfahrzeuge nach einer neuen Berechnung erfolgen. Demnach kämen für die Handwerksbetriebe mehr als doppelt so hohe Belastungen zu. Der ZVSHK macht sich zusammen mit dem Zentralverband des deutschen Handwerks dafür stark, dass die Rundfunkgebühren im bisherigen finanziellen Rahmen bleiben.
  • Im Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWaermeG) hatte sich der Gesetzgeber ursprünglich verpflichtet, pro Jahr 500 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Die Realität: In diesem Jahr wird das Marktanreizprogramm nur mit insgesamt 380 Millionen Euro ausgestattet sein und für 2011 werden lediglich 312 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
  • SHK-Betriebe können ihren Kunden ab jetzt durch eine Plakette deutlich machen, wie die Einzelfeuerstätte gemä&szlig; der aktuellen BImschV beurteilt wird. Sechs verschiedene Einstufungen gibt es, die letztlich deutlich machen, ob Feinstaubgrenzen eingehalten werden. Gleichzeitig ist diese Dienstleistung dazu gedacht, dass sich der SHK-Betrieb seinen Kunden gegenüber als kompetenter Ansprechpartner profiliert. Übrigens: Nur Mitglieder der SHK-Organisation können die Plakette vergeben. <i>TD</i>