Unsere Betriebe – ob Anlagenmechaniker, Klempner oder Luftheizungsbauer – sind die eigentlichen Hersteller von Energieeffizienz in den deutschen Haushalten. Sie sind die unverzichtbaren Umsetzer einer nachhaltigen Energiepolitik. Dieses Alleinstellungsmerkmal verschafft nicht nur den einzelnen Innungsbetrieben eine Erfolg versprechende Wettbewerbsposition.“ ZVSHK-Präsident Manfred Stather spannte den Bogen in seiner Eröffnungsrede ungewohnt weit. Bisher definierte sich der Klempner-Fachbetrieb vorwiegend über seine Metallarbeiten an Dach und Fassade. Stather stellte diesen handwerklichen Leistungen jedoch eine neue Art von Selbstverständnis zur Seite. Der Präsident machte deutlich, dass sich der Klempner als Energiespar-Handwerker verstehen kann und muss. Anders lassen sich Erwartungen von der Kundenseite auch gar nicht erfüllen, denn wie der Klempnertag wiederholt thematisierte, können die Vorgaben der neuen Energieeinsparverordnung (EnEV) bereits dann greifen, wenn Reparaturen mehr als 10 Prozent von der Gesamtfläche betreffen.
Komplettes Gebäude im Blick
Wer mit dem Metalldach „Markt machen“ will, muss das Angebot des Klempnerbetriebes über die solide Metallarbeit hinaus erweitern. Die Botschaft an die Unternehmer lautete in Würzburg, ein Rundum-Paket für den Kunden zu entwickeln. Alles, was für die energetische Sanierung im Bestand bzw. für den Entwurf eines Niedrigenergie- oder Passivhauses erwartet wird, gilt es zu bieten.
Manfred Stather warb bei seinen Fachkollegen aus dem Metallbereich darum, die Fachkompetenz für Metalldach und -fassade einschließlich der passenden Dämm-Techniken offensiv beim Bauherrn und Planer zu kommunizieren. Passend dazu werde die Berufsorganisation in der Außenwirkung auftreten: „Wir werden bei Energie, Klimaschutz und Nachhaltigkeit im politischen und öffentlichen Diskurs eine führende Rolle anstreben und einnehmen“, skizzierte Manfred Stather den Weg in die Zukunft.
Mit Dachdeckern in der Feinabstimmung
Keine Konfrontation mit den Dachdeckern: Um Widersprüche zwischen Dachdecker- sowie Klempner-Fachregeln abzubauen, harmonisieren Experten beider Gewerke das technische Regelwerk. Auch auf dem Klempnertag war der Wille zur Verständigung unverkennbar, denn Vertreter des Dachdecker-Zentralverbands mit Präsident Oskar Schneider an der Spitze verfolgten das zweitägige Fachprogramm.
Ein Unterschied zwischen den Regelwerken wird beispielsweise darin deutlich, dass die Klempner aufgrund detaillierter Materialprüfungen bestimmte OSB-Platten (Oriented Strand Board = Holzspan-Verbundplatten) für das Unterdach zulassen, die Dachdecker jedoch (noch) nicht. Bundesfachgruppenleiter Ulrich Leib erörterte einige Punkte aus den Klempner-Fachregeln. Von der Software zur Rinnenberechnung über die neue Technik für Schiebehafte in Verbindung mit strukturierten Trennlagen bis hin zum Brandschutz skizzierte er Wichtiges für den Klempner-Alltag.
EnEV fordert 30 % weniger Primärenergie
Zum Klempnerdach der Zukunft: Markus Schröder (Rockwool) zeigte auf, dass die seit Oktober 2009 gültige EnEV für Neubau und Sanierung verschärfte Anforderungen stellt. Dazu gehört, dass die Obergrenze für den zulässigen jährlichen Primärenergiebedarf um durchschnittlich 30 % bei Neubau und Sanierung abgesenkt wird. Eine um 15Prozent verbesserte Wärmedämmung der Gebäudehülle gilt dabei als Richtschnur und ebenso sind es 15 Prozent beim Energiebedarf, den es durch erneuerbare Energien zu gewinnen gilt. Der Klempner kann sich daher nicht allein auf seine Leistungen rund um Metall und Tragwerk konzentrieren, sondern muss das komplette Unterdach bzw. die Baumaßnahmen insgesamt und damit die Einhaltung der EnEV-Vorgaben im Blick haben.
Matthias Wagnitz (ZVSHK Potsdam) hatte Beispiele, wie sich die Haustechnik in Kombination mit Metall an Dach und Fassade weiter entwickelt und wie komplex das Zusammenspiel werden kann. Wenn Nutzergewohnheiten nicht zur Technik passen, ist dies nicht nur als eine Art Störgröße zu bewerten. Dauerlüftung im Passivhaus beispielsweise könnte den rechnerischen Nachweis bzw. die Funktion der gesamten Haustechnik unwirksam machen.
Gesteigerte Anforderungen
Wenn der Klempnerbetrieb Planungsleistungen übernimmt, entstehen damit verbundene Haftungsrisiken. Dr. Hans-Michael Dimanski (Fachverband Sachsen-Anhalt) benannte Schwierigkeiten im Klempner-Alltag: Was ist, wenn dem Betrieb Planungsunterlagen vorliegen müssten, aber fehlen? Ausgehend von rechtlichen Zusammenhängen bis zum Musterschreiben, beschrieb der Jurist den Praktikern die Wahl der Möglichkeiten, um ans Ziel zu kommen.
Wer haftet bei fehlender Planung? Das Oberlandesgericht Celle hat darauf eine verbindliche Antwort: Führt ein Auftragnehmer in Kenntnis des Fehlens einer Fachplanung Arbeiten aus, dann kann er sich im Fall mangelhafter Ausführung nicht auf Mitverschulden wegen fehlender Planung berufen. (OLG Celle, Urt. v. 21.10.2004 –14 U 26/04).
Spricht auch das dafür, dass sich der Klempner als Energiespar-Handwerker begreift? Aus juristischer Perspektive eindeutig JA. Hat es der Klempnermeister nämlich mit einem Auftrag zu tun, der über kleinere Reparaturen hinausgeht, muss er als Fachmann einbeziehen, in welchem Ausmaß die Forderungen der EnEV in Planung und Ausführung zu berücksichtigen sind. Wird dennoch ein „preisgünstiges“ Angebot abgegeben, weil man sich vielleicht nur unter Ausschluss von EnEV-Forderungen als wettbewerbsfähig ansieht, dann kann sich daraus ein unangenehmer Bumerang entwickeln.
„Werden Planungsleistungen vom Handwerksbetrieb übernommen, dann gelten gleiche Aufgaben und Bedingungen, wie sie für Fachplaner bzw. Architekten gelten“, stellte der Magdeburger Jurist klar.
Impulse vom Kollegen
Viele repräsentative Klempnerarbeiten kamen auf die Leinwand. Baden-Württembergs Landesfachgruppenleiter Robert Smejkal zeigte meisterliche Leistungen nicht nur in der Gesamtansicht, sondern ging in seiner Präsentation diverser Objekte auf Details ein: Über Wandanschlüsse, Dachdurchdringungen oder mit Kombinationen von Stehfalzdächern mit Solarmodulen konnten sich die Teilnehmer Notizen machen.
Andreas Buck (Baumetall) hatte Außergewöhnliches zu bieten: In seiner Bilderserie waren unter anderem eine aus Kupferstreifen geflochtene Fassade an einem Hauseingang sowie die monumentalen Arbeiten für das neue Kupferkleid des Hamburger Michel. Fotos von der aufwendigen Stehfalztechnik bis hin zur designorientierter Flächengestaltung im Innenbereich brachten den Teilnehmern vielfältige Anregungen.
Mit Extrembedingungen hatten es die Spengler zu tun, als es um den Bau der neuen Monte Rosa Hütte im Schweizer Wallis ging. Dach und Fassade wurden aus verzinntem Kupfer hergestellt. Christoph Aeberhard (Schweizer Spenglerverband) zeigte Details zur logistischen Meisterleistung, denn es galt, das Material per Hubschrauber während der Sommermonate in die Region auf knapp 3000 Meter Meereshöhe zu bringen. Die Metallbekleidung ist dort so gestaltet, dass sie gegen Windlast, Eisbildung, Extremschnee und Temperaturschwankungen immun ist – passende Lösungen aus der Hand des Klempners.
Lebenshilfen vom Juristen
Weg von Werkstatt und Baugerüst, hin zum Gerichtssaal: Auf dem Klempnertag erläuterte Rainer Blaschke (FVSHK Bayern) Zusammenhänge rund um die Mängelanzeige. Von vielen Handwerkern wird der Begriff gefürchtet, weil er vom Auftraggeber des Öfteren (unberechtigt) ins Feld geführt wird. Ansprüche unter dieser Definition lassen sich aber klar eingrenzen. „Der typische, nacherfüllungspflichtige Mangel kann nicht beliebig ausgedehnt werden, sondern er gilt nur während der Ausführungszeit“, konstatierte der Rechtsanwalt. „Sind Bauabschnitt oder Projekt abgenommen, kann rückwirkend dieser Anspruch nicht mehr erhoben werden. Ab diesem Zeitpunkt zählt die Verjährungsfrist für Mängelansprüche, besser bekannt unter der früheren Bezeichnung Gewährleistungsfrist.“
Nicht über den Preis definieren
Zu „Preisverhandlung und Preisverteidigung“ hatte Günter Hund wichtige Botschaften parat. Der Seminartrainer verblüffte durch banale Fragen aus der Sicht des Kunden. Handwerker sollten darauf vorbereitet sein. Beispiel: Empfehlen Sie mir die Rinne aus Kupfer oder aus Zink? „Definieren Sie Ihre Leistungen nicht über den Preis“, lautete die Ansage. Wenig erfolgreich ist es zudem, ein Produkt über Merkmale zu definieren. „Sie wecken sofort Interesse, wenn sie Vorteile benennen können. Machen Sie es sich zur Regel, dass Sie selbst und Ihre Mitarbeiter im Kundengespräch mindestens drei Punkte aufzählen können.“
Diese Beratungskompetenz trage erheblich dazu bei, seine Leistungen selbstbewusst anbieten zu können und hinter seinen Preisvorstellungen zu stehen – oder aber klein bei zu geben. Günter Hund zeigte sich überzeugt: „Was über zwei, maximal drei Prozent Rabatt im Auftragsgespräch hinausgeht, ist schädigend für das Image Ihrer Firma.“
Schlussbemerkung
Als gelernter Blechner mag ZVSHK-Präsident Manfred Stather viele Fachkollegen erstmalig mit dem Gedanken konfrontiert haben, sich zukünftig als Energiespar-Handwerker zu verstehen. Seine Botschaft für die Zukunft: „Das Klempnerhandwerk muss sich im Verbund der SHK-Gewerke in den nächsten Jahren eine gesicherte Position im Zukunftsmarkt der Energie- und Gebäudetechnik erstreiten.“ Nimmt man die EnEV und das zitierte Urteil des OLG Celle beim Wort, hat diese Zukunft bereits begonnen. TD