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Mitgliederversammlung in der Hansestadt

Hamburger Haus-Aufgaben

Inhalt

Die Aufgabenfelder für die Haupt- und Ehrenamtlichen in der Verbands­organisation waren in den letzten Monaten zahlreich und steckten voller Detailarbeit. „Das war Knochenarbeit, die unsere Verbandsorganisation geleistet hat“, wertete ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Michael von Bock und Polach die Anstrengungen rund um das neue Schornstein­fegergesetz. Denn die ursprüngliche Fassung hätte erhebliche Wettbewerbsverzerrungen für die SHK-Branche bedeutet.

Aufmerksam die BImSchV begleiten

Jetzt gelte es mit großer Aufmerksamkeit die Entwicklungen rund um die Bundesimmissionsschutz-Verordnung (BImSchV) zu begleiten. Dieser Ordnungsrahmen ist Ende der 70er-Jahre verfügt worden und sei zu damaliger Zeit bei erheblich höheren Beanstandungsraten auch nötig gewesen, erinnerte der Hauptgeschäftführer und verwies auf die mittlerweile geringe Mängelrate: Bei den momentan 14,5 Millionen überwachungspflichtigen Heizgeräten sei es bei 5 % zu Beanstandungen gekommen. „Bei Anlagen bis 25 kW erreicht die Beanstandungsquote sogar nur 3 %. Doch um dies von den Schornsteinfegern jährlich feststellen zu lassen, werden bundesweit Gebühren in Höhe von 450 Millionen Euro erhoben. Den Bürgern ist dieses Kosten-/Nutzen-Verhältnis längst nicht mehr vermittelbar“, kritisierte Michael von Bock und Polach. Mit den Entscheidungsträgern in den Ministerien sei man deshalb in intensiven Gesprächen.

Der Hintergrund: Die Kehr- und Überprüfungsordnung (KÜO) der Länder wird Anfang 2009 zurückgezogen und soll durch eine Bundes-KÜO ersetzt werden. Die SHK-Verbandsorganisation will erreichen, dass die Messungen für Öl- und Gasfeuerungen (gemäß BImschV) aus dem Monopol der Schornsteinfeger herausgenommen werden, damit durch ein Fachbetriebsmodell ein freier Wettbewerb entstehen kann. Letztgenannter Punkt lag ZV­SHK-Präsident Bruno Schliefke besonders am Herzen. „Wenn es um die Schornsteinfeger geht, wollen wir kein Feindbild auf­bauen. Vielmehr gilt es, die Voraussetzungen für faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen“, charakterisierte er die ebenfalls fortbestehenden Gespräche mit der Schwarzen Zunft.

Dort hieße es, in einem weiteren Punkt, von einer bekömmlichen Gebührenordnung Abschied zu nehmen. Einer zeitgemäßen Entwicklung würde es nach Auffassung des ZVSHK entsprechen, wenn auch die Messungen an Feuerungsanlagen mit Biomasse zukünftig unter Wettbewerbsbedingungen stattfinden würden. Diese Einzelfeuerstätten bestehen derzeit in einer Größenordnung von 14 Millionen. Hier gelte es zunächst einheitliche Regelungen für die Ermittlung der Feinstaub-Emissionen zu erarbeiten. Dies könne zur Konsequenz haben, dass laut Bundesumweltministerium bis zu 7 Millionen Anlagen bzw. Geräte eine Filternachrüstung bis zum Jahr 2024 erhalten müssten – oder stillgelegt werden. Auch hier wolle man erreichen, dass die nötigen Dienstleistungen rund um die Einzelfeuerstätte von SHK-Betrieben per Fachunternehmerbescheinigung angeboten werden könnten, erläuterte Andreas Müller. Der Geschäftsführer Technik im ZVSHK wurde in Hamburg ­offiziell zum stellvertretenden Hauptgeschäftsführer ernannt.

Heizungs-Check forcieren

Der Heizungs-Check bildete ein Schwerpunkt-Thema der Versammlung und wurde auch in der letzten SBZ-Ausgabe näher behandelt. Auf die zeitliche Dringlichkeit beim Heizungs-Check und seinen Chancen für die Mitgliedsbetriebe wies Andreas Müller in der Mitgliederversammlung hin. Angefangen von einigen Energieversorgern über den Großhandel bis hin zu Anfragen von Seiten der Betreiber sei jetzt deutlich zu spüren, welche Bedeutung mittlerweile dem Heizungs-Check beigemessen werde. Nun müsse das Angebot an Weiterbildungen durch die Landesverbände unverzüglich verstärkt werden. Er unterstrich, dass die Verbandsorganisation ihren Mitgliedsbetrieben derzeit einen klaren Wettbewerbsvorteil durch ein Gesamtpaket an Maßnahmen anbieten könne. Details und Fragen rund um den Heizungs-Check wurden in Hamburg erörtert und können von den Mitgliedsbetrieben unter https://www.wasserwaermeluft.de/ (Rubrik Fachbesucher) abgerufen werden.

Kompetenz für erneuerbare Energien

Die Klimaschutz-Programme der Bundesregierung sind in den Mese­berger Beschlüssen dokumentiert. Bis zum Jahr 2020 gilt die europäische Zielmarke „20%“ jeweils für

  • die Steigerung der Energieeffizienz
  • den Anteil erneuerbarer Energien sowie
  • die CO<sub>2</sub>-Minderung.

„Alle Hebel sind jetzt zu ziehen, damit diese ehrgeizigen Ziele erreicht werden können“, sei eine Kernaussage von Staatssekretär Michael Müller aus dem Umweltministerium gewesen, der drei Tage zuvor auf dem Berliner Bauforum die seit über einem Jahr bestehenden Vorgaben der Bundesregierung bekräftigt habe. Michael von Bock und Polach nutzte dieses Zitat, um auf der Mitgliederversammlung nochmals deutlich zu machen, wie wichtig es sei, die Handlungs­fähigkeit der Verbandsorganisation gegenüber der politischen Seite deutlich zu machen.

Die Aktivitäten dazu sind vielfach. Friedrich-Wilhelm Göbel, ZVSHK-Referent für Weiterbildung, informierte über das Weiterbildungskonzept „SHK-Fachbetrieb für erneuerbare Energien“, das den Mitgliedsbetrieben spätestens zur ISH 2009 mit einem Schulungsangebot zur Verfügung gestellt werden soll und eine weitreichende Systemkompetenz zum Ausdruck bringt. Je nach Kundenwunsch und Nutzergewohnheiten, Gebäudebeschaffenheit und günstigen Bedingungen für den Energieeinkauf sollen individuelle Konzepte erarbeitet werden können.

Als weiterer wichtiger Baustein für diesen Markt ist die Datenbank „Erneuerbare Energien“ mit sieben Produktgruppen in der Aufbauphase (Präsentation zur ISH). Hierbei wird es Mitgliedsbetrieben möglich sein – ähnlich wie beim Barrierefrei-Onlinekatalog – je nach Gebäudetyp und Systempräferenz geeignete Produkte zu selektieren. Weil eine Vielzahl von Daten handwerkergerecht aufbereitet sein werden, reichen weitere Schritte über die Kalkulation bis zu maßgeschneiderten Angeboten, die man dem Kunden in individuell gestalteten Katalogen einschließlich Firmenaufdruck präsentieren kann.

Direkter Draht nach Brüssel

„Klimawandel ist kein Schicksal – wir können etwas dagegen tun!“, lautete die Botschaft von Dr. Peter Liese (CDU), der seit 1994 Mitglied des Europäischen Parlamentes ist und sich schwerpunktmäßig mit der europäi­schen Energiepolitik beschäftigt. Der gebürtige Westfale und promovierte Arzt zeigte sich gut informiert über die Aktivitäten der SHK-Verbandsorganisation und die weit fortgeschrittenen Aktivitäten im Umgang mit regenerativen Energien. Für die national umzusetzenden Vorgaben aus Brüssel ist dies besonders wichtig. Um die Nutzung von Solarenergie voran zu bringen, hatte die Europäische Kommission zunächst angestrebt, allen Mitgliedsstaaten ein Zertifizierungsverfahren aufzuerlegen – ohne den hohen Stand der Qualifika­tion in Ländern wie beispielsweise in Deutschland zu berücksichtigen. Nicht zuletzt durch sein Engagement konnte dies abgewendet werden. „Es wird jetzt keine Zwangs-Zertifizierung mehr für alle geben“, konnte Dr. Liese aufgrund aktueller Entwicklungen aus Brüssel berichten und kassierte spontanen Beifall.

Bis zum Ende des Jahres werde man daran arbeiten, den Rahmen für eine möglichst effiziente Förderpolitik vorzugeben, machte der EU-Politiker deutlich und lud Vertreter des ZVSHK zu Vorgesprächen ein. Kein Zwang, sondern finanzielle Anreize für Bürger, die in Effizienzsteigerung und Nutzung regenerativer Energien investieren wollten, seien der Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg. Vor allem dürfe der Verbraucher jetzt nicht erneut durch verwirrende Botschaften verunsichert werden.

Neue Förderpolitik angemahnt

„Wir haben ein Förder-Chaos in Deutschland!“, brachte es Michael von Bock und Polach auf den Punkt und bestärkte Dr. Peter Liese in seinen Bemühungen, auf europäischer Ebene für ein möglichst einfaches System finanzieller Anreize zu plädieren. Statt in Deutschland Hunderte von einzelnen Fördermaßnahmen zu entwickeln, die niemand mehr überblicken könne, sei es dringend geboten, einige wenige und zudem verlässliche Instrumente für CO2-mindernde Maßnahmen zu schaffen. Im Vorfeld der Bundestagswahl werde die SHK-Verbandsorganisation dies in ihren politischen Gesprächen zu einem wichtigen Thema machen.

Weitere Punkte

  • Es gibt erneut einen Bonus für Erdgasfahrzeuge: Die ersten 20 Mitgliedsbetriebe der SHK-Verbandsorganisation, die sich jetzt für den Kauf eines neuen Fahrzeuges mit diesem emissionsarmen Antriebskonzept entscheiden, können in den Genuss einer Tank-Prämie in Höhe von 500 Euro kommen. Das Angebot ist limitiert. Dieser Zuschuss kommt vom IEK (Initiativkreis Erdgas als Kraftstoff), der möglichst viele Erdgasfahrzeuge auf die Stra&szlig;e bringen will. Bundesweit sind mittlerweile etwa 800 Tankmöglichkeiten gegeben. Weitere Informationen einschlie&szlig;lich Förderantrag (zum Download) unter <a href="https://www.wasserwaermeluft.de/" target="_blank">https://www.wasserwaermeluft.de/</a> (Rubrik: Fachbesucher).
  • Der ZVSHK hat für Mitgliedsbetriebe allgemeine Einkaufsbedingungen (AEB) erarbeitet, die durch die Mitgliederversammlung angenommen wurden. Sie stehen den Mitgliedsbetrieben jetzt zur Nutzung zur Verfügung und können einschlie&szlig;lich ausführlicher Erläuterungen unter <a href="https://www.wasserwaermeluft.de/" target="_blank">https://www.wasserwaermeluft.de/</a> (Quicklink wwl-1982) heruntergeladen werden.
  • Die Dienstleistungsangebote der Fachbetriebe sollen zukünftig durch eine Software zur ganzheitlichen Gebäudeerfassung unterstützt werden. So soll es beispielsweise möglich werden, dass nach der Erfassung der Anlagendaten dem Kunden Empfehlungen zur Modernisierung gegeben werden können (z.B. basierend auf EnEV-Standard). Zahlreiche Schnittstellen sollen die Anbindung an vorhandene EDV-Systeme des Handwerksbetriebes möglich machen. Der Start für eine Beta-Version ist für die ISH 2009 geplant.
  • Rechtsanwalt Elmar Esser (38) wird im Sommer des nächsten Jahres die Nachfolge von Hauptgeschäftsführer Michael von Bock und Polach antreten. Dies bestätigte die Mitgliederversammlung in Hamburg. ZVSHK-Präsident Bruno Schliefke kommentierte diese Entscheidung so: &bdquo;Für uns war wichtig, dass der Nachfolger im Amt des Hauptgeschäftführers Fachkenntnis und Führungserfahrung in der Bauwirtschaft und im Handwerk mitbringt. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Elmar Esser im Umfeld der mittelständischen Bau- und Ausbauwirtschaft. Er kennt die politischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen für unser Handwerk. In den letzten beiden Jahren hat er hervorragende Leistungen als Hauptgeschäftsführer in der Interessenvertretung der Dachdecker erbracht. Er ist damit der Garant für einen nahtlosen Übergang in der Führung des ZVSHK.&ldquo;

Michael von Bock und Polach, führt den Zentralverband seit mehr als 30 Jahren im Hauptamt und hat sein Ausscheiden auf ­Ende Juli 2009 terminiert – nach der Vollendung seines 65. Lebensjahres.

Wie ein roter Faden zogen sich Energiethemen der verschiedensten Ausprägung durch diese ZVSHK-Mitgliederversammlung. Aus gutem Grund: Schließlich hat die SHK-Verbandsorganisa­tion auf das ehrgeizige Ziel der Kanzlerin mit dem Slogan reagiert: „Weltmeister im Klimaschutz? Nur mit uns!“

Von der Systemkompetenz zur CO2-Minderung bis hin zu flankierenden Weiterbildungskonzepten sieht man sich auf dem richtigen Weg. Das macht Eindruck: Politiker suchen vermehrt das Gespräch, Endverbraucher verlassen sich laut Umfrage bei Energiethemen am ehesten auf den Rat ihres Heizungsbauers.

Deshalb ist der Heizungs-Check als wichtiges Extra zu verstehen: Die Eingangsvoraussetzungen gibt es für den Mitgliedsbetrieb zwar nicht zum Nulltarif, doch kann die Wirkung eine spürbare Marktbelebung auslösen. In Hamburg wurde nochmals deutlich, dass Energieversorger, Industrieunternehmen und Großhandel im Heizungs-Check eine Schlüsselfunktion erkennen. Nach zögerlichem Start hat sich inzwischen auch bei den SHK-Landesverbänden ein klares Ja zu diesen Haus-Aufgaben entwickelt. Wer soll’s denn machen – wenn nicht die Mitgliedsbetriebe? TD