Führungsqualitäten an der Spitze der Verbandsorganisation stellt Werner Obermeier bereits seit dem letzten Herbst unter Beweis. Auf der Mitgliederversammlung wurde der bisherige ZVSHK-Vize einstimmig in das Amt des Präsidenten berufen. Sein Vorgänger, Bruno Schliefke, war krankheitsbedingt Mitte April von allen Ehrenämtern zurückgetreten. Für seine großen Verdienste um das SHK-Handwerk in Deutschland beschloss die Mitgliederversammlung, Bruno Schliefke auf der Herbstsitzung die Ehrenpräsidentschaft zu verleihen. Das freigewordene Vizepräsidentenamt übernimmt Manfred Stather (Baden-Württemberg) von Werner Obermeier. Den vakanten sechsten Platz im ZVSHK-Vorstand besetzte die Mitgliederversammlung mit Ulrich Kössel (Thüringen), der den Vorsitz in der Überwachungsgemeinschaft der SHK-Handwerke inne hat.
Perspektiven eröffnet
Wenn es in der Verbandsorganisation in den letzten Jahrzehnten darum ging, Perspektiven für jedes einzelne SHK-Handwerk zu eröffnen, so wurden immer wieder Antworten gesucht auf Fragen wie diese: „Wo wird sich das Fachhandwerk hinentwickeln?“ oder „Wo stehen wir in zehn Jahren?“. Michael von Bock und Polach hat diese Fragen in seinen insgesamt 33 Jahren, in denen er sich für den ZVSHK eingesetzt hat, des Öfteren gestellt. Jetzt, bei seinem letzten Tätigkeitsbericht zu einem abgelaufenen Geschäftsjahr, beschränkte sich der ZVSHK-Hauptgeschäftsführer nicht darauf, lediglich die vergangenen Monate Revue passieren zu lassen. Wenige Wochen vor seinem angekündigten Ausscheiden aus der Verbandsorganisation nutzte er diese Gelegenheit in der Mitgliederversammlung die Führungsgrundsätze darzulegen, die sein erfolgreiches Verbandsmanagement geprägt haben.
Er machte deutlich, was ihm in seiner langen Schaffenszeit stets wichtig gewesen war. Die finanzielle Unabhängigkeit der Verbandsorganisation habe für ihn eine besondere Priorität gehabt. Auch in Zeiten weiter zurückgehender Beitragsaufkommen sei es bis heute gelungen, durch den Ausbau von Dienstleistungen für die Mitgliedsbetriebe wirtschaftlich zu bestehen. Das habe den Zentralverband davor bewahrt, durch Dritte in der Handlungsfähigkeit eingeschränkt zu werden oder gar erpressbar zu sein.
Der Zentralverband als Denkfabrik
Der ZVSHK habe sich auch nicht in die Rolle eines Reparaturbetriebes drängen lassen, der immer dorthin gerufen werde, wo gerade Hilfe nötig sei, machte Michael von Bock und Polach der Mitgliederversammlung deutlich. „Mitglieder haben Erwartungen an Dienstleistungen des Verbandes, doch das ist nur die halbe Miete“, klärte er über Tätigkeiten auf, denen man bloß reaktiv nachkommen könne. „Die Denkfabrik muss hinzu kommen, die einen Zeitraum der nächsten zehn Jahre und darüber hinaus mit im Blick hat“, kommentierte er sein Verständnis für eine erfolgreiche Verbandsarbeit. Weit vorausschauend sei es im Zentralverband oftmals darum gegangen, Weiterbildungsangebote, Fachinformationen oder andere Dienstleistungen so zu entwickeln, dass sie zur rechten Zeit von den Handwerksunternehmen genutzt werden konnten und können. Auch das Fachbetriebsmodell 2020 und der Aufbau des Dienstleistungssektors stelle dies unter Beweis.
Nicht zuletzt gelte es auch auf wichtige technische oder politische Entwicklungen möglichst frühzeitig Einfluss zu nehmen. Dass Michael von Bock und Polach in diesem Zusammenhang auf die aktuellen Entwicklungen bei den Schornsteinfegern Bezug nahm, lag nahe. Er skizzierte die Wichtigkeit einer Lobby-Arbeit, die den Politikern beispielsweise jetzt deutlich mache, dass die Novellierung des Schornsteinfegergesetzes unerwünschte Auswirkungen zeige. Wie befürchtet offenbare sich, dass Personen- und Anlagendaten, die von den Schornsteinfegern im Rahmen ihrer hoheitlichen Tätigkeiten erworben wurden, nun für privatwirtschaftliche Interessen missbraucht würden. Ein aus seiner Sicht unerträglicher Zustand, der auch von anerkannten Verfassungsrechtlern für nicht grundgesetzkonform gehalten wird.
BImschV auf den Weg gebracht
Die Novellierung der 1. Bundesimmissionsschutz-Verordnung wurde eine Woche zuvor (20. Mai) vom Bundeskabinett verabschiedet und an den Bundesrat weitergereicht. Entsprechend aktuell konnte Andreas Müller, Geschäftsführer Technik im ZVSHK, die Auswirkungen der dort vorgesehenen Neuregelungen kommentieren. Weil die Intervalle der regelmäßigen Überwachungen verlängert würden, ergebe sich voraussichtlich eine deutliche Kostenentlastung für die Betreiber von Öl- und Gasheizungen. Er rechnete hoch, dass dadurch die bisherigen 450 Millionen Euro pro Jahr an Schornsteinfeger-Gebühren für BImSch-Messungen auf etwa die Hälfte reduziert werden könnten. Auch gebe es jetzt neue Sanierungsregelungen für Einzelraumfeuerstätten.
EnEV 2009 bestärkt Fachunternehmer
Als herausragenden Punkt bei der neuen Energieeinspar-Verordnung wertete Andreas Müller die Neuregelung, dass die ordnungsgemäße Errichtung der gebäudetechnischen Anlagen jetzt durch eine Fachunternehmererklärung bestätigt werden müsse. Die hessische Landesregierung habe darauf bereits reagiert und möchte mit dem Fachverband SHK in Gießen gemeinsam eine entsprechende Vorlage erarbeiten. Wenn ein solches Pilotprojekt in Hessen erfolgreich abgeschlossen würde, könne dies auf Bundesebene ausgedehnt werden, schätzte Andreas Müller die Initiative auf Landesebene ein.
Aus der Arbeit der Bundesfachgruppen
- Der langjährige Vorsitzende Rolf Richter hatte aus Altergründen zwei Wochen zuvor nicht mehr für eine weitere Amtszeit in der Bufa SHK kandidiert (Leitung jetzt: Fritz Schellhorn), doch engagiert wie eh und je ließ er nochmals die Entwicklungen aus jüngster Zeit Revue passieren. Galt es wichtige Themen zu behandeln, wie jetzt beispielsweise die aktuelle Diskussion zum Thema Steinbildung mit einigen Heizungs-Herstellern, so sei die Konfrontation nie sein Ziel gewesen, sondern die Einigung. So wie die Bufa-Arbeit derzeit gestaltet werde, verfolge sie die Interessen des Fachhandwerks. Unmissverständlich habe man den Herstellern wandhängender Heizgeräte klargemacht, dass man einen Großteil dieser Geräte nicht für marktgerecht halte. Mal sei der für eine Fachunternehmererklärung nötige hydraulische Abgleich nicht möglich, mal seien Vorgaben im Kleingedruckten versteckt, die beispielsweise besondere Füllwässer zur Bedingung machten. „Was will der Markt? Dies? Nein. Wir repräsentieren den Großteil des Marktes und wollen das nicht!“ Rolf Richter betonte, dass er als zuständiges ZVSHK-Vorstandsmitglied diese Forderung mit Nachdruck unterstützen werde, damit bis zum Herbst eine befriedigende Lösung präsentiert werden könne.
- Über eine seit längerem erfreulich gute Auftragslage bei den Behälter- und Apparatebauern berichtete Günter Kliewe. Der Bufa-Leiter nannte einige Punkte aus der Arbeit der Bundesfachgruppe. Dazu gehört, dass derzeit Kriterien für ein Gütesiegel erarbeitet werden, um die hohen Qualifikationen für die Verarbeitung der unterschiedlichsten Werkstoffe herausstellen zu können. Nach aktueller Handwerksordnung besteht bekanntlich kein Meisterzwang mehr für diejenigen, die sich in diesem Beruf selbstständig machen wollen. Obwohl die Ausbildung unter Jugendlichen kaum bekannt sei, verzeichne man mit bundesweit über 250 Lehrlingen derzeit erfreulicherweise eine steigende Tendenz.
- In der Bufa-Arbeit der Ofen- und Luftheizungsbauer konzentrierte man sich in den letzten Jahren auf die Neugestaltung des Berufsbildes, das nach 30 Jahren dringend überarbeitet werden musste. Wie Bufa-Leiter Hans-Joachim Klose erläuterte, ist inzwischen aber nicht nur die Lehrlingsausbildung auf dem neuesten Stand. Auch die aktualisierte Meisterprüfungsordnung kann zum 1. Juli dieses Jahres in Kraft treten.
- Bei den Klempnern hatte Rainer Schaefer Ende April aus Altersgründen nicht mehr für den Vorsitz kandidiert (Leitung jetzt: Ulrich Leib), doch war es ihm wichtig, in einem kurzen Überblick aus seiner langjährigen Bufa-Arbeit zu berichten. Ein Großteil der Arbeit habe der Aktualisierung der Klempner-Fachregeln gegolten. Neue Erkenntnisse über Windlasten, Unterkonstruktionen oder aktuelle Schadensfälle hätten immer wieder Gründe geliefert, um im Expertenkreis nach praktikablen Lösungen für die Mitgliedsbetriebe zu suchen. Vorausschauend merkte er an, dass sich die Angebotspalette der Klempnerbetriebe noch vergrößern müsse, um im Wettbewerb weiterhin attraktiv zu bleiben.
Weitere Punkte
- Die Mitgliederversammlung entschied mehrheitlich, dass die dreieinhalbjährige Ausbildungszeit für die Klempner nicht verkürzt wird.
- Die hilfreichen Werbemittel für den Heizungs-Check werden von den zuvor geschulten Mitgliedsbetrieben nicht in ausreichendem Maß genutzt. Die Vorteile dieser Arbeitsmittel lassen sich über <a href="http://www.wir-checken-fuer-Deutschland.de" target="_blank">http://www.wir-checken-fuer-Deutschland.de</a> in Erfahrung bringen.
- Bis zum Jahresende soll das Fachbetriebsmodell für erneuerbare Energien fertig entwickelt sein. Es sieht eine eintägige Schulung vor, um mithilfe einer neu entwickelten Software und einer Entscheidungsmatrix Kunden verschiedene Anlagen-Konfigurationen vorschlagen zu können.
- In einem zukünftigen Energieeffizienzgesetz sollen Energielieferanten dazu verpflichtet werden, in jedem Kalenderjahr für ihre Endkunden Effizienzmaßnahmen und -programme durchzuführen. Wie dies aufgrund einer europäischen Richtlinie national umgesetzt werden kann, wird in den zuständigen Ministerien jedoch noch konträr diskutiert. Der ZVSHK vertritt hier zusammen mit dem Wirtschaftsministerium die Position, dass ein liberalisierter Markt für Energiedienstleistungen geschaffen werden müsse. Der vom Umweltministerium favorisierte planwirtschaftliche Ansatz wird ausdrücklich abgelehnt.
- Die Förderungen nach dem Marktanreizprogramm (MAP) wurden für solarthermische Anlagen im Februar angepasst. Ebenso gibt es Änderungen ab Juli für bestimmte Biomasse-Kessel. Auch sieht das MAP Neuerungen bei der Förderung von Wärmepumpen vor. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat ihre Förderprogramme für Sanierungsmaßnahmen neu geordnet und bietet jetzt diverse Tilgungszuschüsse an. Um Einzelheiten zu den hier aufgeführten Förderungsmaßnahmen zu erhalten, wenden sich Mitgliedsbetriebe am besten an den jeweiligen Landesverband.
- Die von den Großhändlern zur Verfügung gestellten Artikelstammdaten lassen sich jetzt mit Daten der beiden Online-Kataloge des ZVSHK kombinieren (siehe nachfolgenden Beitrag).
Auch wenn diese Mitgliederversammlung von personellen Änderungen gekennzeichnet war, so waren daraus keineswegs Turbulenzen abzuleiten. Der Wachwechsel im ZVSHK-Vorstand gestaltete sich ebenso unaufgeregt wie wenige Wochen zuvor die Wahlen in zwei Bundesfachgruppen. Auch Michael von Bock und Polach betonte in Anwesenheit seines designierten Nachfolgers Elmar Esser, dass die Amtsübergabe in der ZVSHK-Hauptgeschäftsführung zum 31. Juli bereits seit Monaten sorgfältig vorbereitet werde – gut zu wissen in turbulenten Zeiten.TD