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Ölsymposium

Öl mit Image-Problemen

Etwa 30 Sekunden lang konnten sich die 160 Teilnehmer des Ölsymposiums ein Bild vom dramatischen Rückgang der Ölheizung in den letzten Jahren machen. Reinhard Kaiser vom Bundesumweltministerium (BMU) setzte sich mit der Marktentwicklung auseinander. Seine Illustration zur Entwicklung des Heizungsmarktes bekamen die Anwesenden nur kurze Zeit auf der Leinwand zu sehen. Deshalb lassen sich diese, vom BDH-herausgegebenen Zahlen zur Strukturentwicklung der Wärmeerzeuger auf dieser Seite genau studieren:

Im Jahr 1998 hatte die Ölheizung bei insgesamt 920000 neu installierten Anlagen noch einen Marktanteil von gut 28 %. Zehn Jahre später ist der Gesamtmarkt auf 660000 Neuanlagen geschrumpft und der Anteil neuer Ölheizungssysteme bleibt unter der 18-%-Marke. In harten Zahlen drückt sich dies so aus: Statt 257600 neue Systeme mit Öl erlebten im vergangenen Jahr nur noch 110880 Neuanlagen die Endabnahme.

Ölheizung hat sich bei 18 % Marktanteil eingependelt

Die Ölheizung hat ein Akzeptanz-Problem. Was lässt sich wirksam dagegen unternehmen? „Weg vom Öl – dies ist nicht nur beim Endverbraucher ein Thema, sondern auch in der Politik. Das ist schade!“, beklagte Dr. Uwe Franke, der Vorsitzende des Mineralölwirtschaftsverbandes. Er machte die Rechnung auf, dass bisher erst etwa eine Milliarde Fass Rohöl auf der Erde verbrannt wurden und man jetzt erst mit der zweiten Milliarde begonnen hätte, denn soviel sei als Vorrat bereits erschlossen. Eine dritte Milliarde könnte darüber hinaus noch gefunden werden, lautete seine Einschätzung. Die Kernfrage: Warum versteht der Endverbraucher dies nicht, erkennt die gewaltigen Ressourcen und ordert verstärkt eine neue Ölheizung?

Verwirrend viele System­lösungen – tatenlose Kunden

„Vor Jahren hatten wir den uninteressierten Kunden, jetzt haben wir den desillusionierten Kunden, der vor lauter widersprüchlicher Botschaften nicht weiß, was er machen soll“, konstatierte Hessens Landesinnungsmeister Jürgen Jakob. In einem Podiumsgespräch zum Thema „Welche Beratung will der Kunde wirklich?“ wurden Aspekte beleuchtet, warum der Modernisierungsstau so ist, wie er ist. Vorschläge für verständliche und vom Bürger klar berechenbare Maßnahmen machten die Runde. Von der Abwrackprämie für alte Kessel bis zum Wunsch nach nur einer Heizölsorte reichten die Wortmeldungen. Deutlichen Beifall bekam Andreas Müller (ZVSHK) mit der Forderung, möglichst nur ein Förderangebot zu eröffnen, um die Bemühungen zur Anlagenmodernisierung zu vereinfachen.

Dem Heizungs-Check attestierten die Gesprächspartner aus Mineralölwirtschaft, Fachhandwerk und Kesselindustrie eine wichtige Schlüsselrolle. „Ist der Tank + Technik-Check in den Hintergrund gedrängt worden?“, fragte Adrian Willig vom Institut für wirtschaftliche Oelheizung (IWO). Das Weiterbildungsangebot für die SHK-Betriebe und auch die Dienstleistung beim Kunden wird kaum nachgefragt. „Da muss mehr passieren!“, appellierte der stellvertretende IWO-Geschäftsführer an das Fachhandwerk.

Modernisierung kommt nicht voran

Wie kann der Bürger für seine unwirtschaftliche Heizung sensibilisiert werden? Vieles lief auf diese wichtige Frage hinaus, doch ließ sich keine Patent-Lösung finden. Deutlich wurde vielmehr, dass sich momentan nichts Entscheidendes bewegt im Modernisierungsmarkt mit millionenfach veralteten Heizöl-Systemen.

Wie schwer Modernisierungsvorhaben umzusetzen sind, verdeutlichte Dr. ErnstMoritz Bellingen (IWO) an Beispielen aus der Energieberatung für den Modernisierungsmarkt. „Mehr Effizienz – diese Forderung wird von vielen Seiten als Ziel genannt. Doch offenbar gibt es viele Ziele. Verständigen sollte man sich bei aller Diskussion auf nur eines: den Primärenergiebedarf.“ Unter dieser Prämisse stellte er Projekte zur Althaus-Modernisierung vor. Allen diesen Bauvorhaben ist gemeinsam, dass sie nach Abschluss der Sanierung beim Primärenergiebedarf um 30 % unter den geltenden Neubau-Regelungen der EnEV 2006 bleiben. In dem Report über insgesamt 14 Modernisierungen zeigte sich allerdings, dass ein hohes Maß an Effizienz meist Kosten von deutlich über 60000 Euro für Ein- oder Zweifamilienhäuser auslösen. „Zu viel für viele“, kommentierte Bellingen.

Derzeit liegt die Modernisierungsrate im Bestand bei etwa 1 % jährlich, doch müssten es 3 % sein, um den europäischen Fahrplan für ehrgeizige Ziele zur CO2-Minderung im Gebäudebestand einhalten zu können, rechnen Experten vor.

Viele Markt-Hemmnisse – kein Durchbruch in Sicht

Wie sollen die ehrgeizigen Ziele der Bundesregierung zum Klimaschutz realisiert werden, wenn sich im Markt wenig bewegt? In der abschließenden Podiumsdiskussion bot sich ein Spektrum unterschiedlichster Standpunkte:

  • Die Kesselindustrie hält die geeignete Technik zur CO<sub>2</sub>-Reduzierung vor. Die Produkte müssen nur gekauft werden.
  • Das Fachhandwerk genie&szlig;t das Vertrauen der Kunden und hat die Beratungskompetenz, um eine geeignete Modernisierung empfehlen zu können. Es mangelt an Auftragsabschlüssen.
  • Der Betreiber einer veralteten Heiztechnik ist nicht informiert über die Wärmeverluste des Kessels und bekommt durch den Schornsteinfeger jährlich attestiert, dass die Anlage ordnungsgemä&szlig; betrieben wird. Der feuerungstechnische Wirkungsgrad gibt jedoch keinen Aufschluss über die Wirtschaftlichkeit des Heizungssystems. Das Mess-Protokoll des Schornsteinfegers macht dazu keine Aussage, der Laie fühlt sich dennoch in der Posi­tion bestärkt, dass weiterhin kein Handlungsbedarf besteht.
  • Die Politik setzt weiterhin auf Freiwilligkeit statt auf Zwang. Gesetzgebung und Ordnungsrecht wird nicht als zielführend eingestuft, um Heiztechnik mit schlechtem Wirkungsgrad nach bestimmten Fristen stillzulegen.
  • Eine gro&szlig;e Menge von Förderprogrammen ist unübersichtlich. Wenige, für jedermann transparente Ma&szlig;nahmen wären erfolgversprechend. Beispielsweise steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten, mit denen sich langfristig kalkulieren lässt.
  • Statt bestimmter Technologien gilt es Einsparungen zu fördern. Eröffnen sich beispielsweise gesetzlich geregelte Steuererleichterungen nach einfachem Muster, könnten Energieberater, Handwerker und Steuerberater gemeinsam als Multiplikatoren einen deutlichen Schub im Modernisierungsmarkt auslösen.
  • Die EnEV verschärft die Anforderungen an die Gebäudetechnik stufenweise in nur wenigen Jahren. Jetzt, bei Inkrafttreten der EnEV 2009, sind nicht einmal Auswertungen darüber verfügbar, welche Erfolge die letzte Einsparverordnung gebracht hat.
  • KfW-Förderprogramme werden von Technikern für Techniker gemacht, ohne dass Transparenz und Akzeptanz eine wichtige Rolle spielt, lautete die Kritik von Seiten der Verbraucherverbände.
  • Die Kraft-Wärme-Kopplung im kleinen Leistungsbereich (Mikro-KWK) sowie die Wärmepumpentechnik lässt sich in Kombination mit Heizöl realisieren. Allerdings starten entsprechende Feldversuche erst. Seit Jahren laufen bereits Feldversuche mit dem Energieträger Erdgas, doch gibt es noch keine Serienproduktion.
  • Die technische Weiterentwicklung wird an vielen Stellen vorangetrieben. Ob Pelletheizung, Wärmepumpe, Mikro-KWK, Brennwert mit Solar oder Zuhause-Kraftwerk &ndash; dem interessierten Laien präsentieren sich immer neue System­lösungen bzw. verbesserte Wirkungsgrade. Solange die Heizung nicht ausfällt, reagiert der Bürger mit Attentismus: Abwarten, was noch alles kommt...

Auf den Punkt gebracht

Die Zielmarke, bis zum Jahr 2020 eine mindestens zwanzigprozentige Reduzierung des Treibhausgases gegenüber dem Stand von 1990 zu erreichen, erscheint unrealistisch. Am wenigsten Zeitdruck geht offenbar von Seiten der Bundesregierung aus, die diese Zielmarke gesetzt hat. Reinhard Kaiser (BMU) stellte Marktanreizprogramm, Erneuerbare- Energien-Wärmegesetz und andere Maßnahmen als ausreichend wirksam dar. Unbefriedigend für die Fachleute in Handwerk und Industrie: Erst 2011 wird in seinem Ministerium nach seinen Aussagen die Zeit gekommen sein, um sich über Kurskorrekturen neu zu verständigen – dann soll beispielsweise auch mit dem Fachhandwerk „ein intensiver Meinungsaustausch“ geführt werden. Die Konsequenz: Stärkere Impulse durch die Regierung in Berlin für deutlich größere Ener­gieeinsparungen könnten frühestens 2012 wirksam werden.

Schon jetzt ist eine zeitgemäße Technik verfügbar – beim Öl heißt die aktuelle Botschaft „Brennwert mit Solar“. Auch das Fachhandwerk zeigt sich bereit, die individuell bestmögliche Modernisierungsmaßnahme beim Kunden in die Tat umzusetzen. Doch es mangelt an Investoren. Werden in der Zeitspanne bis 2020 mindestens zwei weitere Jahre verschenkt, weil die finanziellen Anreize nicht attraktiv genug sind? TD

Mitmachen

Energiegewinn im Fokus

Investitionen in kleinem Rahmen will das IWO mit einem neuen Projekt voranbringen: Dazu ist die Bewerbungsphase unter dem Motto „Wir fördern den Energiegewinner“ angelaufen.

Mitmachen können Handwerks­betriebe, die gute Ergebnisse über erfolgversprechende Modernisierungsmaßnahmen zeigen können. https://www.zukunftsheizen.de/startseite.html

Glückwunsch

25 Jahre IWO

Nach Abschluss des Ölsymposiums hatte das IWO die Teilnehmer zu einer Feierstunde eingeladen. Vor 25 Jahren, im August 1984, wurde das Institut als Einrichtung der deutschen Mineralölwirtschaft in Hamburg gegründet und gilt seit den 90er-Jahren als Kompetenzzentrum für das Heizen mit Öl.

Die zentrale Beratungseinrichtung informiert sowohl Fachhandwerker als auch Heizungskunden hersteller­unabhängig über alle Aspekte moderner Ölheizungstechnik und ihrer Kombination in Verbindung mit erneuerbaren Energien.