Ansprechendes Design und barrierefreie Nutzerfreundlichkeit bilden längst keinen Gegensatz mehr. Mit dem Produktwettbewerb „Badkomfort für Generationen“ will der ZVSHK Herstellern eine Plattform bieten, um marktfähige Produkte für den demografischen Wandel zu präsentieren. Als fachlicher Berater begleitet das Europäische Institut Design für Alle in Deutschland (EDAD) den Wettbewerb. Die Schirmherrschaft hat Dr. Peter Ramsauer übernommen, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.
Sanitärbetriebe fördern selbstbestimmtes Wohnen
Für den ZVSHK erfüllen die Betriebe des SHK-Handwerks eine Schlüsselfunktion bei der Planung und Umsetzung innovativer Badlösungen. Präsident Manfred Stather unterstreicht diese Bedeutung: „Unsere Betriebe werden künftig maßgeblich dazu beitragen, dass eine überalternde Gesellschaft ausreichend Wohnraum für ein altersgerechtes Leben schafft.“ Ein barrierefreies Bad sei im Alter oder im Krankheitsfall der wichtigste Raum für die Fortführung eines selbstbestimmten Lebens in den eigenen vier Wänden.
Interessierte Unternehmen können sich seit Anfang September mit ihren Produkten bewerben. Der ZVSHK hat hierfür unter http://www.zvshk-award.com eine Internetseite eingerichtet. Die Teilnahmebedingungen und alle weiteren Einzelheiten zum Wettbewerb sind dort in Deutsch und Englisch ausgeführt. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Oktober 2012. Die Bewertungskriterien der achtköpfigen Fachjury werden sich an dem Gestaltungskonzept Design für Alle orientieren. Im Fokus steht dabei neben der ästhetischen Qualität der eingereichten Produkte deren Nutzerfreundlichkeit für eine möglichst breite Zielgruppe. Der Award soll die Industrie bestärken, Produkte von der Barrierefreiheit zu einem Design für alle weiterzuentwickeln.
Ergebnisse zur ISH 2013
„Im Sinne innovativer Badlösungen für Generationen haben wir nicht nur unseren Produkt-Award ins Leben gerufen“, betont ZVSHK-Präsident Stather. „Wir arbeiten zudem intensiv mit der Wissenschaft zusammen. Gemeinsam mit dem Institut für Produkt- und Prozessgestaltung, Industrial Design an der Universität der Künste werden wir im Vorfeld der ISH einen Kreativ-Workshop mit Studenten durchführen.“ Eine Auswahl der unter dem Motto „Generationswechsel – Bäder der Zukunft“ entstandenen Arbeiten werden auf der ISH in Frankfurt/M. (12. bis 16. März 2013) präsentiert. Die Preisverleihung findet ebenfalls auf der ISH 2013 statt. Die Produkte der Hersteller, die im Rahmen des Wettbewerbs „Badkomfort für Generationen“ bewertet werden, gehen nach der ISH in Fachausstellungen des Großhandels und werden auf diese Weise einem interessierten Kundenkreis zugänglich sein.
Nachgefragt
Mehr als nur barrierefrei
Statt nur für wenige Nutzer Speziallösungen zu entwickeln, liegt der Ansatz des Design für Alle darin, attraktive Angebote für breite Zielgruppen zu schaffen. Die SBZ hatt hierzu drei Fragen an Mathias Knigge, Vorstandsmitglied im Institut Design für Alle Deutschland (EDAD).
SBZ: Herr Knigge, wer profitiert von Design für Alle?
Knigge: Die Lösungen sind für 10% der Menschen unentbehrlich, für 40% sehr hilfreich und für 100% komfortabel. Das liegt daran, dass das Augenmerk neben körperlichen, sensorischen oder kognitiven Behinderungen auf die menschliche Vielfalt ausgerichtet ist: Senioren, Kinder, Schwangere, Menschen anderer Kulturen, um einige zu nennen. Sie alle profitieren von Erleichterungen und weniger Barrieren.
SBZ: Wo liegt der Unterschied zur Barrierefreiheit?
Knigge: Barrierefreiheit ist ein rein funktionaler Ansatz. Durch den Abbau oder die Vermeidung von Barrieren wird die Nutzung unabhängig von möglichen Einschränkungen ermöglicht. Design für Alle geht einen Schritt weiter und fordert ästhetische Lösungen, die für größere Zielgruppen attraktiv sind. Auf diese Weise wird menschliche Vielfalt über alters- oder behinderungsbedingte Einschränkungen hinaus berücksichtigt und die Produkte werden ansprechend, zukunftsweisend und marktfähig.
SBZ: Was sind bei Design für Alle die wichtigsten Punkte?
Knigge: Die zentrale Dimension ist die Nutzerfreundlichkeit. Dazu gehören z.B. geringe Bedienkräfte an Armaturen oder gut wahrnehmbare Beschriftungen. Des Weiteren wird eine hohe Flexibilität und Adaptierbarkeit von Produkten gefordert. Dies kann durch die Höhenverstellbarkeit eines Waschtisches genauso gewährleistet sein wie die Berücksichtigung von Linkshändern. So wird die Verwendbarkeit für einen möglichst großen Nutzerkreis ohne aufwendige Anpassung an den individuellen Bedarf gesichert.